Ausgleichsfläche in Kiel

So sieht es heute auf der Ausgleichsfläche aus

Am Rande der Baustelle von Möbel Höffner befindet sich eine etwa 6 Hektar große Fläche, die als Ausgleichsfläche vorgesehen war. Hier hatte sich in den sieben Jahren, in denen bis auf einen alle Gärten aufgegeben wurden, ein ganz besonderes Biotop gebildet. Kein aufgeräumter Park für Menschen, sondern ein Areal, wie es Tiere mögen. Wilde Hecken, Unterholz, alte Obstbäume und auch einige große Bäume.

Gestern besuchte ich diese designierte Ausgleichsfläche mit Andreas Galka, letzter legaler Pächter auf dem Prüner Schlag. Der Anblick war deprimierend. Die meisten Bäume stehen zwar noch und auch die Hecken größtenteils, aber akkurat auf 1,20 Meter zurück geschnitten. Die Spuren von schweren Fahrzeugen haben die Vegetation an vielen Stellen vernichtet. Einige Bäume mit mehr als 80 Zentimeter Umfang wurden gefällt. Das Schlimmste: alle Brombeerhecken, das ganze Unterholz ist verschwunden. Die Tiere, sofern sie nicht totgefahren wurden, müssen sich mitten im Winter einen neuen Unterschlupf suchen. Die “Ausgleichsfläche”, die man nicht mehr so nennen kann, ist von wilder Natur weitgehend gesäubert.

Ich sprach gestern mit dem Geschäftsführer der beauftragten Gartenbau-Firma. Er wollte mir weder sagen, wie lange er dort gearbeitet hat noch wie sein eigentlicher Arbeitsauftrag lautete. Er erzählte aber gerne von der Arbeit an sich. Drei bis vier Container reiner Mischmüll fielen an, unter anderem zwei Matratzenlager. (Dort lebten zwei Obdachlose.) Insgesamt wurden vierzehn Container gefüllt. Alte Zaunanlagen, Plattenwege, Brombeeren, alles kam weg. In einem ersten Pflegedurchgang wurden die Hecken gestutzt. Dieser Gärtner war sehr stolz auf seine Arbeit. Leider wurde dadurch das Habitat von 59 Vogelarten, von Fledermäusen, Kammmolchen und auch zahlreichen anderen Tieren stark beeinträchtigt oder zerstört.

Die Aktivisten, die dieses „Aufräumen“ beobachtet und dokumentiert haben, berichten, dass die Arbeiten Ende Oktober begannen. Wochenlang wurden Bagger, Schredder und Raupenfahrzeuge immer wieder auf dem Areal beobachtet.

Andreas Galka, der letzte legale Pächter und Aktivist der Initiative Projekt Prüner Park, sagte: “Der Bürgerentscheid wurde gemacht unter der Voraussetzung, dass diese sechs Hektar unberührt bleiben. Da sollten kontinuierliche ökologische Funktionen aufrecht erhalten werden, oder sogar aufgewertet werden.” Von Kontinuität könne jetzt leider keine Rede mehr sein. “ Alle Fledermäuse und Kleintiere, die hier lebten, sind wohl geflüchtet.” Der Bürgerentscheid von 2014 hatte die Ansiedlung eines Möbelhauses durch die Krieger-Gruppe zum Gegenstand. Damals war noch von Möbel Kraft die Rede. Sowohl Möbel Kraft als auch Möbel Höffner sind Unternehmen der Krieger-Gruppe.

Wie geht es weiter mit der Ausgleichsfläche?

Die Initiative Projekt Prüner Park hat eine Petition gestartet. Petition

Der NABU Kiel fordert, die Baugenehmigung wieder zurückzunehmen.

Das Umweltschutzamt machte Möbel Höffner die Auflage, die Vegetation wieder herzustellen. Die Kontinuität der Vegetation lässt sich allerdings nicht wiederherstellen.

Laut Kieler Nachrichten versprach Edda Metz, Geschäftsführerin von Möbel Höffner, eine Wiederherstellung der Vegetation, was allerdings auch die Auflage des Umweltschutzamtes ist. Insofern bleibt Möbel Höffner da keine Wahl.

Weiterlesen?

Film vom NDR : Ärger um Möbelhaus in Kiel

Höffner muss wohl Vegetation wieder herstellen

11 Gedanken zu „So sieht es heute auf der Ausgleichsfläche aus“

  1. Moin.
    Warum wurde lediglich beobachtet und dokumentiert?
    Warum hat niemand lauthals Alarm geschlagen?
    Solche “Aktivisten” finde ich sehr fragwürdig.

    1. Ich denke mal, dass diese so genannten Aktivisten kein eigentliches Interesse am Umweltschutz hatten und versucht wurde, den Bau des Möbelhauses (250 neue Arbeitsplätze!) zu torpedieren. Hätten die so genannten Aktivisten die Baufirma gleich am ersten Tag auf den Fehler aufmerksam gemacht, wäre die Ausgleichsfläche gerettet, aber das Möbelhaus dennoch gebaut worden. Nun wird der Skandal aufgebauscht, so dass plötzlich ein Baustopp des Projektes zur Diskussion steht.

      Gleichwohl halte ich es für eine justiziable Unterstellung seitens mancher Aktivisten, dass die Baufirma die Fläche absichtlich abgeholzt hat. Wer wie die Aktivisten noch nie ein Kettenfahrzeug gelenkt hat, macht sich vermutlich keine Vorstellungen, wie unübersichtlich die Arbeit aus drei Meter Höhe ist. Es halte den Vorfall für ein Versehen und denke, die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sind übertrieben.

      1. Ihre Arbeitsplätze können Sie sich an den Hut stecken, wenn die Umwelt und die Natur erst einmal zerstört ist! Es ist dringend notwendig jeden kleinsten Flecken an Artenvielfalt und Biodiversität für eine lebenswerte Zukunft zu erhalten. Aber klar, wenn es um Kapitalismus geht sind einige ganz vorne mit dabei…die paar Kleintiere und Fledermäuse. Wer braucht die schon, wenn man Möbel aus Regenwaldholz direkt vor Ort kaufen kann!

        Und sicherlich hat man 6 (!) Hektar gaaanz ausversehen und rein zufällig abgeholzt. Der eine, kleine böse Baggerfahrer, welcher die Hecke nicht richtig gesehen hat, weil die Baumaschine so hoch ist. Mir kommen gleich die Tränchen.

        Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sind genau richtig, gehören intensiviert und das ganze Bauprojekt eingestampft!

      2. Ich möchte dem User “Daniel” versichern, daß es in Deurschland Facharbeiter gibt, die einen Bagger hinreichend gut bedienen können, daß nicht versehentlich 6 Hektar Grünfläche verwüstet werden. Ohnehin ist das Märchen vom Baggerfahrer, der nicht auf die Karte geguckt hat, inzwischen vom Tisch, es ist nämlich vollkommen absurd. Dem User “Daniel” würde ich vorschlagen, sich einmal an den fraglichen Ort zu begeben und sich selbst davon zu überzeugen, daß es mehrere Wochen harter Arbeit und mehrere Bagger gebraucht haben muß, so viel Zerstörung anzurichten.
        Bösartig (und unbeweisbar) finde ich die Unterstellung, die Aktivisten hätten die Zerstörung der Ausgleichsflächen mit Absicht geschehen lassen. Seit November haben wir uns immer wieder an Behörden und Medien gewandt, in dem Versuch, Aufmerksamkeit auf diese Vorgänge zu lenken. Das Interesse war praktisch Null. Nun auf einmal berichten alle, und die Behörden teilen mit, daß sie seit dem 6. November von den illegalen Eingriffen wissen (komisch, daß die Bagger bis in den Dezember hinein weiter verwüstet haben).
        Ich möchte auch darauf hinweisen, daß die Aktivisten “ehrenamtlich” aktiv sind; wir haben auch noch ein Berufsleben, Corona-Probleme, Home-Schooling-Sorgen etc. Wir können nicht jeden Tag von morgens bis abends die Baustelle überwachen. Der User “Michael Schubert” macht es sich zu einfach, wenn er uns mangelnden Einsatz vorwirft.

      3. Werden sie von Höfner für ihren Kommentar bezahlt. anders kann ich mir so einen Schwachsinn nicht erklären. Niemand von den Aktivisten macht das Hauptberuflich die haben auch einen Job um sich zu ernähren. Da ist ihre Frage warum niemand da war als das passiert ist einfach ziemlich lächerlich

  2. Der Flurschaden, den das „Möbel-Kraft-Projekt“ im Laufe der Jahre in Kiel angerichtet hat, ist riesig. Nicht erst seit der Tabula Rasa-Aktion des fröhlichen Baggerfahrers. Die Stadt hat sich mit einem Zauberlehrling eingelassen, den sie nun nicht mehr zum Stillstand bringt.

    Natürlich, es ist demokratisch legitimiert; eine Mehrheit hat dafür gestimmt. Aber die Zeiten haben sich geändert: Wir haben Donald Trump (halbwegs) überstanden und Fridays for future dazugewonnen. Wir haben den Klimawandel vor der Haustür und Corona womöglich schon drinnen. Zeit zum Umdenken!

    Noch sind die Möbelhäuser nicht gebaut, noch können wir umlenken. Ist es so undenkbar, eine Fehlentscheidung einzugestehen, sie zu revidieren und die Konsequenzen zu tragen?

    Natürlich würde das teuer. Und wir alle in Kiel werden dafür bezahlen müssen. Schließlich hat die Mehrheit dafür gestimmt.

    Aber die Alternativen sind auch für die Zukunft besorgniserregend, denn der entstandene Flurschaden ist noch nicht das Ende: Auf Jahrzehnte hinaus sollen da gleich zwei Konsumtempel stehen, deren Produkte sowohl hinsichtlich ihrer Notwendigkeit höchst fragwürdig sind als auch hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit. Die Vorgänge erinnern allzu sehr an die biblische Geschichte vom goldenen Kalb, nur dass das Kalb hier noch nicht einmal golden ist sondern allenfalls billig-gelb.

    Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Es ist Zeit, umzudenken und Möbel-Höffner zu stoppen!

  3. Nicht nur der Umweltschutz wurde missachtet, sondern auch die Anwohner zum Prüner Schlag sind seit den letzten Tagen einem ständigen Lärmterror durch Rammarbeiten ausgesetzt. Es wurden Spitzenpegel von über 90 dbA und Dauerpegel um 76 dbA in den Wohngebieten hemessen. Es stellt sich die Frage, warum keine lärmmindernde Genehmigungen erteilt wurden, wenn bekannt ist, dass das Baugebiet unmittelbar an Wohngebiete angrenzt. Für das Einsetzen von Gründungspfählen gibt es lärmindernde und umweltfreudlichere Methoden. Anfragen beim zuständigen Landesamt zur Erteilung von Auflagen zur Lärmminderung blieben bisher erfolglos.

  4. Ein sofortiger Baustopp inklusive ebensolcher Vertragsauflösung wäre aus ethisch-moralischer Sicht der einzig vertretbare nöchste Schritt!

    Die KN erwähnt eine Demo am Montag. Wer hat nähere Infos? Danke!

    1. Demi Demo, die Demo ist am Montag, 10 -1 5 Uhr, zwischen Hasseldieksdammer Weg und Höffner Baustelleneinfahrt. Eine Spur des Westrings wird gesperrt.

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