Katzheide Schock!
Heute fand die Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung an der Weiterentwicklung des Freibads Katzheide in der Hans-Christian-Andersen-Schule statt. Aber wer erwartet hat, dass wir über neue Duschen oder längere Öffnungszeiten diskutieren würden, erlebte eine böse Überraschung. Es ging tatsächlich um das Ansinnen der Stadt, die Liegewiese zu verkleinern.
So wie Sportdezernent Gerwin Stöcken es formulierte, hörte es sich irgendwie positiv an. Er möchte den Park näher heranziehen an die Becken. Das möchte die Verwaltung nicht allein entscheiden sondern mit den Bürgern diskutieren. Sofort kam Unruhe im Publikum auf, es wurde “warum” gerufen. Wie sich in der folgenden Diskussion zeigte, ging es darum, den Zaun enger um das Becken zu ziehen.
Die Landschaftsarchitektin Frau Julius erntete auch Unmutsbekundungen aus dem Publikum , weil sie es schade fand, dass die großen Bäume den Blick auf das Areal verstellen.
Zur Vorgeschichte: Letztes Jahr gab es ein erfolgreiches Bürgerbegehren zum Erhalt dieses Freibads. Das Freibad liegt im Stadtteil Gaarden, ist vor 20 Jahren komplett saniert worden, und sollte wegen fiktiven Mängeln geschlossen werden, bis sich der Verein Katzheide Ja für den Erhalt einsetzte. Die Ratsversammlung schloss sich dem Bürgerbegehren an. Allerdings war das Bürgerbegehren eher allgemein formuliert: Sind Sie für den Erhalt des Freibads Katzheide? Die meisten Leute, die dem Bürgerbegehren ihre Stimme gaben, gingen wohl davon aus, dass das Freibad mit möglichen Verbesserungen in seiner jetzigen Form erhalten bliebe.
Katzheide hat zwei Becken, eines davon 50 Meter lang, dazu ein Kinderplanschbecken. Das Areal mit alten Baumbestand und Sichtschutz an den Rändern beträgt 3,8 Hektar. Katzheide liegt mitten im Stadtteil Gaarden und grenzt direkt an den Sport-und Begegnungspark an. Für die eher arme Bevölkerung von Gaarden mit einem Migrantenanteil von 40 Prozent ist Katzheide ein sehr wichtiger Ort, um im Sommer freie Zeit an der frischen Luft zu verbringen.
Die Moderation der neuerlichen Bürgerbeteiligung hat Frau Dr. Fischer-Gäde aus Rostock. Sie beschrieb ihren Auftrag auch als die Suche nach einer guten Verbindung zwischen Freibad und Park, mit der Begründung, dass die Grünflächen nicht das ganze Jahr genutzt werden.
Frau Edina Dickhoff, Ortsbeirätin aus Gaarden, sagte: “Ich habe das Gefühl , ich bin in der falschen Veranstaltung. Ich dachte, es geht hauptsächlich um Katzheide. Stattdessen geht es laut Gerwin Stöcken um den Park und wie Katzheide in den Park integriert wird.” Auch viele andere Wortbeiträge drückten dieses Gefühl aus.
Ortsbeirat Schrem sagte, es geht um Geld. Es gibt Geld aus dem Programm Soziale Stadt, aber nur für den Park. “Jeder Quadratmeter Liegewiese, der abgetrennt und dem Sport-und Begegnungspark zugeteilt wird, bringt Knete.” Die Moderatorin fiel ihm sehr energisch ins Wort und ließ ihn diesen Gedanken nicht zu ende führen. Sie bestätigte aber, dass Park und Freibad in Bezug auf Förderrichtlinien zwei getrennte Paar Schuhe seien.
Einen Zaun muss es geben aus Haftungsgründen und um Hunde fern zu halten. Auch um Eintritte zu rechtfertigen. Die Liegewiese dem Park zuschlagen geht also nur indem der Zaun enger um das Becken gezogen wird und die Liegewiese damit verkleinert wird.
Eine Frau aus dem Publikum sagte, die großzügigen Liegewiesen machen das Freibad attraktiv. Die Kinder können spielen. Man kann den Tag dort verbingen.
Auch die Bewachsung am Zaun wurde als Sichtschutz gelobt.
Andreas Regner vom Verein Katzheide Ja versteht, dass die Stadt EU-Mittel abgreifen möchte, daher die Bürgerbeteiligung. Er möchte aber nicht, dass der Charakter des Freibads angetastet wird. Der Fokus dieser Veranstaltung sollte auf dem Freibad und nicht dem Sport-und Begegnungspark liegen.
Die Gaardener Pastorin Ragni Mahajan bemerkte auch, dass der Park erst die eigenen Hygiene-Probleme lösen muss bevor an eine Erweiterung gedacht wird. Es gibt ein Problem mit Ratten und es fehlen Toiletten.
Ich konnte leider nicht bis zum Ende der Veranstaltung bleiben , aber die Richtung war klar. Das Publikum, soweit es sich in der Diskussion äußerte, möchte das Freibad in seiner jetzigen Form erhalten. Gewünscht wurden neue Duschen und Umkleideräume und bessere Öffnungszeiten, vielleicht eine Wasserrutsche. Der Stadt und den beauftragten Moderatorinnen geht es aber vorrangig um eine Verkleinerung des Areals. Die Veranstaltung war sehr unruhig. Ich selber war auch wirklich geschockt.
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