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Corona: Update 28. April

Die Neuinfektionen mit dem neuartigen Corona-Virus (SARS-Covid-2) steigen nicht mehr exponentiell, sondern haben sich in Kiel bei etwa zwei pro Tag eingependelt. Für den 27. 4 nennt die offizielle Website der Stadt (kiel.de) folgende Zahlen: 257 Fälle (kumuliert) , wieder genesen sind 158 Personen, aktuell erkrankt 90 und gestorben neun Personen. Die Zahlen des Robert Koch Instituts sind etwas niedriger bei den Neuinfektionen, das liegt an den Meldewegen. Hier werden folgende Zahlen genannt: für den 27. April 255 Fälle (kumuliert) , und zehn Tage davor, am 20. April 235 Fälle (kumuliert) , also eine Zunahme von 20 Fällen in zehn Tagen.

Aufgrund dieser flach verlaufenden Ansteckungskurve gab es Lockerungen im öffentlichen Leben. Seit Montag dürfen Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter öffnen. Allerdings sind die Geschäfte bis jetzt erst langsam angelaufen. Der große Ansturm auf den Einzelhandel ist noch ausgeblieben. Dennoch lässt sich beobachten, dass die Straßen und Busse wieder belebter sind.

Dabei ist eine Regel ist doch verschärft worden: seit heute gilt die Pflicht, sich Mund und Nase zu bedecken in Situationen, in denen nicht zuverlässig Abstand gehalten werden kann. Mein Eindruck heute: Es halten sich viele Menschen nicht an die Maskenpflicht.

Schulen eröffnen schrittweise trotz Corona

Ab 6. Mai gehen die vierten Klassen wieder zur Schule. Der Unterricht soll entzerrt werden, dafür ist auch ein Unterricht an Samstagen erlaubt. An Gemeinschaftsschulen darf ein Beratungsangebot gemacht werden. Damit ist eine stundenweise Präsenz gemeint, um sich zum Beispiel bei den Hausaufgaben helfen zu lassen. An den Gymnasien beginnt der Präsenzunterricht für die 6. Klasse. Zusätzlich machen Gymnasien Beratungsangebote für die Eingangs- und die Qualifikationsstufe 1 und für die Jahrgänge 9 (bei G8) und 10 (bei G9). Alle Eltern bzw Schüler*innen erhalten rechtzeitig Informationen über den Ablauf an ihrer jeweiligen Schule. An den Berufsschulen entscheiden die Schulen selber . In den Förderzentren nehmen die Pädagog*innen Kontakt zu den Eltern auf. Prüfungen werden schon seit dem 20. April an den Schulen abgehalten.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte bei der Vorstellung: “ Ein regulärer Unterricht ist zu Zeit angesichts des Infektionsgeschehens ausgeschlossen.” Aber sie stellte weitere Stufen der Schulöffnungen bis zum Sommer in Aussicht, wenn das Infektionsgeschehen nicht heftiger wird. Außerdem wartet sie auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Fragen, wie Covid-19 bei Kindern verläuft und welche Rolle Kinder bei der Übertragung des Virus spielen. Ein Datum nannte sie nicht. Die Schüler*innen würden immer mit einer Woche Vorlauf auf weitere Schritte informiert werden.

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Maßnahmen möchte Ministerin Prien Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf, wie zum Beispiel DAZ-Schüler*innen möglichst schnell in die Schulen holen.

In den Schulen gibt es keine Maskenpflicht. In den Schulbussen dagegen schon. Es wird empfohlen, in den Schulen auf den Gängen und während der Pausen Mundschutz zu tragen.

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NDR: Corona – Prien stellt Konzept zur Öffnung der Schulen vor

Und so sah es vor etwa einem Monat aus: Corona-Update 29. März

(Foto: Motivbild Coronavirus Bild von Daniel Roberts auf Pixabay)

Maskenpflicht in SH

Schleswig-Hostein führt ab Mittwoch, 29. April eine Maskenpflicht ein, um die Ansteckung mit dem SARS-Cov-2- Virus einzudämmen. Oder genauer gesagt, eine Mund-Nase-Bedeckung. Medizinische Atemschutzmasken sind nach wie vor dem medizinischen Personal vorbehalten. Ob einfache OP-Masken erlaubt sind, ist noch nicht klar. Der entsprechende Erlass wurde noch nicht formuliert.

Was für „Masken“?

Der Nasen-Mund-Schutz kann eine sogenannte einfache OP-Maske sein, wobei diese knapp sind und eventuell dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben. Erlaubt und erwünscht sind selbstgenähte Masken sowie Tücher und Schals. Hauptsache Mund und Nase sind zuverlässig bedeckt. Die Maske sollte nach Gebrauch bei 60 Grad gewaschen werden. Möglicherweise genügt auch heiß bügeln, bleibt weiter informiert. Diese Sache ist noch nicht völlig erforscht. Je engmaschiger der Stoff , desto besser.

Wo muss Maske getragen werden?

Der Nasen-Mundschutz sollte in allen Situationen aufgelegt werden, in denen der 1,50-Abstand nicht zuverlässig eingehalten werden kann. Beispiele: ÖPNV, Supermarkt, Einkaufszentren und überdachte Passagen, Bushaltestellen, Arztpraxen. Ausgenommen von der Maskenpflicht sind Kinder unter sechs Jahren und Leute, die aus medizinischen Gründen keine Masken tragen könnten. Sie sollten eine Attestierung vorlegen können.

Der Sinn der „Maskenpflicht“

Mit dieser Art von Maske schützt man nicht sich selber sondern die anderen. Aber wenn alle im Bus und in Geschäften Masken tragen, reduziert sich das Ansteckungsrisiko für alle. Der Abstand bleibt aber weiterhin die wirkunsvollste Maßnahme gegen den neuartigen Corona-Virus. Und Hände häufig mit Seife waschen nicht vergessen!

Die Ankündigung eines entsprechenden Erlasses: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/I/_startseite/Artikel2020/II/200422_maskenpflicht.html

Dieses Merkblatt zeigt Bilder zu den verschiedenen Arten von Masken: https://www.infektionsschutz.de/fileadmin/infektionsschutz.de/Downloads/Merkblatt-Mund-Nasen-Bedeckung.pdf

(Foto von Christo Anestev)

SattMission: Warme Mahlzeiten für Menschen ohne Wohnung

Seit über vier Wochen organisiert und verteilt die Stadtmission warme Mahlzeiten an wohnungslose Menschen in Kiel- ermöglicht nur durch zahlreiche Spenden. Weil die Mittagstische weggebrochen sind und die Tafeln geschlossen haben, wäre die Not ohne die Aktion “SattMission” zu groß. Über 300 Mahlzeiten werden täglich verteilt, seit Beginn der Aktion schon mehr als 8.000.

Eine freiwillige Helferin beschrieb ihren Einsatz bei SattMission.

Jeden Tag um 16:30 Uhr versammeln sich die ehrenamtlichen Helfer*innen mit Mitarbeiter*innen der Stadtmission vor der Sozialkirche in Kiel-Gaarden. Zum Helferkreis gehören über 30 Personen, aber tatsächlich werden an jedem einzelnen Tag nur sechs Personen eingeteilt. Sie haben einen Online-Einsatzplan, in den sie sich eintragen. Es funktioniert unkompliziert und zuverlässig. Drei Wagen stehen zur Verfügung. Jeweils zwei Personen fahren in einem Wagen.

Ab geht es zu den teilnehmenden Restaurants: Die GutHaben Kantine und Catering, Sub Rosa für die vegetarischen Gerichte, das Längengrad und Budenzauber (mit Köchen des Kieler Kaufmann, Extrawürste, Schöne Aussichten). Das Foto zeigt, wie gerade hinter der Kultkneipe Sub Rosa die Styropor-Kisten in den Transporter gepackt werden. Heute wurde hier Kartoffelcurry mit Brokkoli gekocht, es duftete sehr verführerisch aus der Küche! Allein im Sub Rosa wurde heute mit einem Team von sechs Personen 50 Mahlzeiten gekocht, erklärte mir Herb Chwallek, der die Aktion des Kneipen-Kollektivs koordiniert.

Danach geht treffen sich alle an einem zentralen Punkt und die Mahlzeiten werden so aufgeteilt, dass jedes Wagenteam die richtige Menge an Mahlzeiten mit und ohne Fleisch für einen bestimmten Stadtteil einpackt. Die Obdachlosen sind zur Zeit in Hostels und Hotels untergebracht oder sie wohnen in Not-Unterkünften wie dem Bodelschwingh-Haus. Bei manchen Hotels kann die Rezeption die Mahlzeiten entgegennehmen. In anderen bringen die Helfer*innen die Mahlzeiten zu den Zimmern. Insgesamt sind es rund 20 Anlaufstellen, die mit den warm eingepackten Mahlzeiten versorgt werden.

Positive Resonanz bei den Bedürftigen

Am Anfang waren die Wohnungslosen sehr überrascht. Mittlerweile wissen sie, was sie erwartet und freuen sich über das Essen. Auch die Organisation der Verteilung hat sich über die Wochen eingespielt und scheint reibungslos zu funktionieren.

Das Projekt wird von Spenden finanziert. So ist der Grundgedanke der Sattmission: “1 mal spenden, 2 mal helfen”. Zum einen den wohnungslosen Menschen und zum anderen den teilnehmenden Gastronomen. Diese erhalten den Wareneinsatz vergütet und einen bescheidenen Pauschalpreis für jede Mahlzeit. Gleichwohl ist seitens der Köch*innen ein unglaubliches soziales Engagement im Spiel, versichert mir mein Gesprächspartner von der Stadtmission.

So kommen die Obdachlosen hoffentlich leichter über die Krise, wobei eine eigene Wohnung für viele noch erstrebenswerter wäre, denn das Leben ohne eigene Küche ist teuer.

Info über die Kampagne: https://www.stadtmission-mensch.de/

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Bericht auf NDR über die Kampgne : “SattMission”https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/coronavirus/SattMission-warmes-Essen-fuer-Wohnungslose-aus-dem-Restaurant,sattmission100.html

Versorgungszaun für Obdachlose

Grundrechte leiden in der Krise !

Eine Anzahl sehr um die Einschränkung der Grundrechte besorgter Personen hielt am Sonntag Nachmittag eine spontane Demo an der Kiellinie ab. Die Polizei ist an den letzten Wochenenden immer stärker auf öffentlichen Plätzen präsent, immer mit dem Argument, die derzeitig verfügten Einschränkungen im Aufenthalt von Personengruppen zu kontrollieren. Es gab jedoch keinen Anlass zum Einschreiten, weil es nur 9 Leute waren, die ihre Meinung öffentlich machen wollten, und die auch in gebührendem Abstand zueinander standen.

Es gab angesichts der gezeigten Transparente angeregte Diskussionen um die derzeitige Lage: Der Artikel 8 GG garantiert die Versammlungsfreiheit. Zur Zeit sind jedoch Demonstrationen nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Es muss z.B. ein Hygienekonzept geben.

Sorge um die Grundrechte

Die Aussage, „wir sorgen uns um unsere Grundrechte“ spiegelt sehr treffend das gesamte öffentliche Leben wider. Die Spaziergänger*innen an der Kiellinie reagierten teils besorgt, teils verständnislos. Manche warfen den Demonstrant*innen vor, sich nicht der Gefährlichkeit der Lage bewusst zu sein und die Maßnahmen nicht einfach zu akzeptieren. Im Lauf der Demonstration malten die Aktivist*innen Bodenbilder mit dem Inhalt der im Grundgesetz garantierten Grundrechte. Alles hatte zum Inhalt, zur Wachsamkeit gegenüber den derzeitigen Einschränkungen der Grundrechte aufzurufen.

Auf dem Weg entlang der Förde fiel die Verfahrensweise um die kleinen Gastronomie Betriebe auf. An vielen Stellen wurden kleine Speisen, Kaffee, Bier und Wein angeboten, es wurde auf den Abstand zwischen den Kunden untereinander und den Mitarbeitern der Betriebe geachtet und auf telefonische Vorbestellung oder per Mail oder whatsapp geachtet. Am deutlichsten wurde die Wirkungslosigkeit an einer Eisdiele, an der die Mitarbeiter angerufen werden mussten und ihnen die Bestellung aufgegeben. Als dann die Eistüte fertig war, bekamen die Kunden sie in die Hand gegeben,auch das Geld wurde übergeben. Ein vorhandenes Hinweis-Schreiben des Kieler Amtes für Inneres und Ordnung, das auf empfindliche Geldbußen hinwies, wenn der Verzehr der Speisen in weniger als 100 m Entfernung vom Ort der Ausgabe stattfand. Gar nicht so einfach mit einer Eistüte in der Hand!

Auch Fridays for Future wollen demonstrieren – mit Abstand

Für den 24.04. hatten Fridays for Future geplant, wieder gemeinsam mit tausenden Kieler*innen durch die Stadt zu ziehen, um für eine konsequente Klimapolitik zu demonstrieren. Diese Demonstrationen haben bekanntlich letztes Jahr Tausende auf die Straße gebracht! Aufgrund der aktuellen Corona-Krise wird dieser Protest nicht wie gewöhnlich stattfinden. “Wir werden mit kreativen Aktionen auf das Thema aufmerksam machen wie zum Beispiel Kreideaktionen und Plakat Collagen in der Öffentlichkeit,” so die Pressemitteilung von FfF Kiel. Konkretere Ausführungen folgen noch.

Bericht von Ulrich Hühn und UrsulaS

Weiterlesen? Bericht von der Klimademo am 20. September

Bericht in der FAZ : Corona-Maßnahmen: Proteste am Wochendende

Corona: Wege aus dem Shutdown

In einer Videokonferenz am Mittwoch legten die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsiden*innen fest, auf welche Weise die Beschränkungen im öffentlichen Leben gelockert werden können. Diese Lockerung ist möglich, weil die Infektionskurve erfreulich flach verläuft. Die Länder setzen die neuen Regeln um.

So sieht es für Schleswig-Holstein in groben Zügen aus:

  • Die Kontaktsperren bleiben bestehen!
  • Ab 20. April dürfen kleine Geschäfte öffnen – unter Auflagen!
  • Schulen werden schrittweise geöffnet.
  • Ab nächster Woche dürfen zunächst die Abschlussjahrgänge an prüfungsfreien Tagen zum Unterricht in die Schulen.
  • Ab 4. Mai sollen die vierten Klassen wieder zur Schule gehen.
  • Kitas bleiben grundsätzlich weiter geschlossen, allerdings wird die Notbetreuung etwas ausgeweitet.
  • Ebenfalls weiterhin geschlossen bleiben Hotels und Restaurants.
  • In seiner Pressekonferenz am Donnerstag nannte Ministerpräsident Daniel Günther den Besuch der Zweitwohnungen perspektivisch als wahrscheinlich ersten Lockerungsschritt im Bereich Tourismus, aber ohne hierfür ein Datum zu nennen.
  • Großveranstaltungen bleiben mindestens bis einschließlich 31. August untersagt.

“Wie der Regierungschef betonte, werde das Kabinett nun zeitnah die neuen Regelungen für den echten Norden konkretisieren. Diese sollen dann vorerst bis zum 4. Mai gelten, ein nächstes Gespräch der Länderchefs mit der Bundeskanzlerin ist für den 30. April vorgesehen. “ Quelle: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/I/_startseite/Artikel2020/II/200415_videokonferenz_mpk.html

(Das Foto zeigt einen der zahlreichen kleinen Läden in der Holtenauer Straße. Beispiel maramara )

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Mobilitätsrat fordert weitere Öffnungen von Fahrbahnen für Fußgänger

Pressemitteilung Mobilitätsrat Kiel
Der Mobilitätsrat unterstützt die Forderung des VCD, während der Kontaktbeschränkungen Fußgängerinnen und Fußgängern mehr Platz in der Stadt zu geben. „Die Öffnung der Kiellinie ist ein guter Start, die Sperrung muss aber über Ostern hinaus weitergehen. Außerdem müssen weitere Straßen folgen“, so Kirsten Kock, Sprecherin des Mobilitätsrats.  Wer jetzt notwendige Wege zurückzulegen hat – zur Arbeit, um Einkäufe zu erledigen oder um anderen zu helfen – sollte diese wenn möglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen. Denn damit wird in den öffentlichen Verkehrsmitteln Platz für jene frei, die diese benötigen. Und im Unterschied zum Auto ist das Fahrrad platzsparend und verursacht keine gesundheitsschädlichen Schadstoffe.


Viele Gehwege verfügen jedoch nicht einmal über die Mindestbreite von 2,50 Meter. Ein bis zwei Meter Abstand einzuhalten, ist auf vielen Kieler Gehwegen unmöglich. „Auf vielen Straßen wird den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt, als den Bürgerinnen und Bürgern, die zu Fuß gehen“, so Frederik Meißner vom Mobilitätsrat Kiel. Wo möglich, sollte daher das Gehwegparken aufgehoben werden und vor allem unsere Wohnstraßen als verkehrsberuhigte Bereiche ausgewiesen werden. Das schafft den notwendigen Platz und erlaubt es Fußgängerinnen und Fußgängern, auf der Straße zu laufen, um genug Abstand einhalten zu können. In Wien wird dieser Ansatz nun umgesetzt, Kiel sollte dem folgen.


Auch zahlreiche Radwege sind zu schmal. Gerade für Familien mit Kindern sind kurze Radfahrten derzeit eine der wenigen Möglichkeiten, dass Kinder an die frische Luft kommen und sich bewegen können. „Dort, wo Radwege nicht breit genug sind oder der Bürgersteig zu schmal ist, damit sich Fußgänger und Radfahrer mit Sicherheitsabstand begegnen können, müssen gesicherte Radspuren auf der Fahrbahn eingerichtet werden“, fordert Kirsten Kock.


Was der Mobilitätsrat fordert, machen bereits viele Städte vor: Bogota hat seit Beginn der Coronakrise über 100 Kilometer Straßen in temporäre Radwege umgewandelt. Auch Berlin, Wien, Leipzig machen schnell Platz für Fußgänger und Radfahrer. „Es ist absehbar, dass wir noch auf längere Zeit Abstand zu einander halten müssen. In einer außergewöhnlichen Situation sind daher auch außergewöhnliche Maßnahmen nötig. Die Städte müssen schnell kreativ werden, um die Mobilität aller zu gewährleisten“, stellt Frederik Meißner fest.

Der Mobilitätsrat Kiel ist ein Bündnis aus Initiativen und Verbänden, die in Kiel für die Mobilitätswende und eine lebenswerte Stadt eintreten. Mobilität in Kiel und dem Umland muss nachhaltig, klimaneutral und sozial gerecht werden, um damit den notwendigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Bei Maßnahmen im Bereich Mobilität müssen immer Mensch und Umwelt im Vordergrund stehen.

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Zapata: Ein Buchladen trotzt der Corona-Krise

Wie geht es Unternehmen in der Corona-Krise? Hier das Beispiel des Kieler Buchladens Zapata.

Inhaber Harald Mücke sagt, es wäre schon ein komisches Gefühl, Krisenprofiteur zu sein. Aber tatsächlich hat sein kleiner Buchladen am Wilhelmplatz in der Corona-Krise neue Kund*innen gewonnen. Das ist erstaunlich, da der Trend für kleine Buchläden eher in die umgekehrte Richtung geht: in den letzten zehn Jahren sind Hunderte von Buchläden untergegangen. Das müsste nicht sein, denn wegen der Buchpreisbindung sind die kleinen unabhängigen Buchläden nicht teurer als Hugendubel oder Thalia.

Warum neue Kundschaft gerade jetzt? Vermutlich wird mehr gelesen. Einige Leute sagen aber auch bei ihrer Bestellung, sie wollten den stationären Buchhandel unterstützen.

Lieferservice Zapata

Bis letzte Woche war es möglich, bestellte Bücher persönlich an der Tür abzuholen. Ab jetzt werden die Bücher nach Hause gebracht. Zapata hat glücklicherweise die Unterstützung von jungen Leuten, die gerade nichts zu tun haben und es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kieler*innen mit Lesestoff zu versorgen . Meisten wird mit dem Fahrrad ausgeliefert, aber bei einer größeren Bestellung auch mit dem Auto. Übrigens: wer außer einem Buch auch noch andere Sachen braucht, kann das bei der telefonischen Bestellung angeben. Die Fahrradkuriere können dann auch gerne noch etwas aus einer Drogerie oder einem Supermarkt auf dem Weg besorgen. Bezahlt wird normalerweise bar an der Tür. Die Kuriere freuen sich über einen kleinen Obulus. Natürlich geht auch eine Bestellung per Post und auf Rechnung.

Für Bestellungen steht das komplette Sortiment des Buchgroßhandels Libri zur Verfügung. Also deutlich mehr als im Laden vorrätig. Meistens kann am nächsten Tag ausgeliefert werden. Das ist oft schneller als bei Amazon, dem großen Konkurrenten des Buchhandels.

Buchladen mit alternativem Ansatz

Zapata besteht seit etwa 50 Jahren an verschiedenen Standorten und unter verschiedenen Namen. Die Anfänge verlieren sich etwas im Nebel der Kieler “Frühgeschichte”. Der jetzige Inhaber Harald Mücke ist seit 15 Jahren dabei. Ursprünglich war der Buchladen entstanden aus dem Bedürfnis, linke Texte anzubieten, die es anderswo nicht zu kaufen gab. Zu diesem immer noch vorhandenen links-alternativen Sortiment gesellten sich aber in den letzten Jahren auch Krimis, Romane, eine kleine aber feine Kinder- und Jugendbuchauswahl, DVDs und CDs. Nicht ins Regal kommen dagegen Texte mit rassistischen, sexistischen oder rechten Tendenzen.

Wenn es so gut weiter geht, wird Zapata keinen Zuschuss beantragen. “Wir haben bis jetzt keine Umsatzeinbußen”, sagt Inhaber Harald Mücke . Diese glückliche Situation verdankt er auch seinem Ladenteam und den solidarischen Leser*innen.

Info:

www.zapata-buch.de

(Foto von Svenja Zuleger)

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Sonne am Corona-Himmel

Kieler Solidarität mit Afrin

Corona: Lockerung zu Ostern

Grundsätzlich wünscht die Landesregierung immer noch möglichst wenig Kontakte – auch zu Ostern. Gestattet sind jedoch Familienfeste zu Ostern unter bestimmten Bedingungen, die das Kabinett am 8. April beschloss:

  • Nicht mehr als zehn Personen
  • Kinder, Eltern, Ehegatten, Geschiedene, eingetragene Lebenspartner, Geschwister
  • Im öffentlichen Raum weiterhin mindestens 1,5 Meter Abstand

Zu diesem Zweck wurden auch die Einreise-Beschränkungen aus anderen Bundesländern gelockert. „Zu Reisen nach Schleswig-Holstein wurde bezüglich Familienzusammenkünften in § 2 der Verordnung ein Absatz (3a) eingefügt, welcher regelt, dass die Beschränkungen nicht für Reisen zu oder für Zusammenkommen von Ehegatten, Geschiedenen, eingetragene Lebenspartnern, Lebensgefährten, Geschwistern und in gerader Linie Verwandten gelten.“

Gesundheitsminister Heiner Garg appelliert weiterhin an die Bevölkerung, vorsichtig zu sein und gefährdete Personen zu schützen. „Dabei ist es besonders wichtig, unser aller übergeordnetes Ziel im Auge zu behalten: Kontakte reduzieren. Die Verbreitung des Virus bremsen. Nicht notwendige Reisen unterlassen, Großeltern und andere besonders gefährdete Gruppen möglichst nicht besuchen. Damit schützen wir unsere Liebsten.

Man kann sagen, Familienfeste sind eigentlich nicht erwünscht, stehen aber nicht unter Strafe.

Weiterlesen: Pressemitteilung der Landesregierung

Corona-Update vom 6. April

Corona: Update vom 6. April

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer macht vorsichtig Hoffnung auf eine Lockerung des Shutdowns nach Ostern. Seiner Meinung nach wäre diese Lockerung verhältnismäßig. Grund sind die Zahlen bei den Infektionen. Stand gestern 9 Uhr sind 116 Menschen in Kiel an Covid-19 (Corona) erkrankt. Die Zahl der Infektionen , die seit Beginn der Pandemie gemeldet wurden, beläuft sich auf 160. Davon sind 44 Personen wieder genesen. Zur Zeit befinden sich 394 Personen in häuslicher Quarantäne. Ein Patient ist gestorben.

Die Rate der Ansteckung verläuft nicht mehr exponentiell. Vom 2. auf den 3. April gab es zehn neue bestätigte Ansteckungen, vom 3. auf den 4. April ebenfalls zehn, vom 4. auf den 5. April waren es nur drei. In der letzten Woche lag die Zuwachsrate nur noch bei 7. Prozent. Grundlage sind die Zahlen des Sozialministeriums von Schleswig-Holstein. Aufgrund dieser Abflachung der Kurve beginnt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer die Diskussion um eine Lockerung der Maßnahmen. Spielplätze, Cafés, Geschäfte könnten aus seiner Sicht bei Wahrung von Abstand und Hygiene möglicherweise bald nach Ostern oder im Mai wieder eröffnen. Er würde es auch begrüßen, wenn die Kitas und Schulen Schritt für Schritt wieder den Betrieb aufnehmen könnten.

Weil dieses Statement von Oberbürgermeister Kämpfer nur auf seinem Facebook-Account veröffentlicht wurde, hier der ganze Text:

Seit vier Wochen haben wir nun Beschränkungen des öffentlichen Lebens, seit zwei Wochen einen regelrechten „Shutdown“.

Unternehmen bangen um ihre Existenz, Kranke und Ältere dürfen nicht besucht werden, das öffentliche Leben ist fast ganz zum Erliegen gekommen. Für uns alle ist es unbequem, für viele richtig hart.

Wie ist die Lage in Kiel, und mit welcher Strategie können wir uns unseren Alltag zurückerobern?

Stand heute haben wir in Kiel insgesamt bislang 160 Infizierte. Abzüglich der bereits Genesenen sind es noch 116 Erkrankte. 18 Kieler*innen werden derzeit im Krankenhaus behandelt, ein Patient ist bislang gestorben, 394 Menschen befinden sich in Quarantäne. Von 100.000 Kieler*innen sind 65 infiziert, damit liegen wir leicht über dem SH-Durchschnitt (55) und deutlich unter dem Durchschnitt in Deutschland (110).

Mit diesen Zahlen kommt unser Gesundheitssystem noch gut klar. Wie sorgen wir dafür, dass das so bleibt?

Interessant ist die Entwicklung der letzten zwei Wochen:
Zwar steigt die Zahl der Infizierten noch immer stetig an, aber die Dynamik lässt nach: in der letzten Woche stieg die Zahl von 100 auf 160, in der Woche davon von 39 auf 100, die Zuwächse in absoluten Zahlen sind also fast identisch. Optimistischer stimmen die prozentualen Zuwachsraten: Lag die durchschnittliche tägliche Zuwachsrate in der vorletzten Woche noch bei 14,2 %, hat sie sich in der letzten Woche mit ca. 7 % mehr als halbiert! Die Hoffnung ist, dass wir in den nächsten zwei Wochen mindestens eine weitere Halbierung hinbekommen auf ca. 3 % oder niedriger.

Wenn (WENN!) wir das schaffen, dann könnten wir ab dem 20. April oder spätestens ab Anfang Mai die derzeitigen Beschränkungen nach und nach abbauen, immer vorausgesetzt, dass bei dann möglicherweise wieder steigenden Infektionszahlen die Überlastung der Krankenhäuser sicher verhindert wird.

Um zu entscheiden, was gelockert werden kann und was beschränkt bleiben muss, hilft das juristische Prinzip der Verhältnismäßigkeit: Welche Beschränkungen sind wirklich erforderlich oder könnten auch durch „mildere Mittel“ abgelöst werden? Welche Beschränkungen sind nicht mehr angemessen, weil Kosten und Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis (mehr) stehen?

Beschränkungen der Lebensqualität und der Wirtschaft, die besonders gravierend sind, die aber für die Infektionsverhinderung weniger bedeutsam sind, sollten zuerst aufgehoben werden, Dinge mit hohem Infektionsrisiko und nicht zentraler Bedeutung für unseren Alltag (z.B. Freizeitveranstaltungen mit tausenden Menschen auf engem Raum) müssen noch länger untersagt bleiben. Dazwischen gibt es viele Zweifelsfälle, über die wir in den nächsten Wochen intensiv diskutieren müssen.

Aus meiner Sicht bedeutet das: Spielplätze, Strände und Parks, Sportboothäfen, Cafes, Restaurants und Geschäfte könnten relativ bald wieder geöffnet werden, wenn durch gesicherten Abstand und Hygiene das Ansteckungsrisiko in Schach gehalten wird.

Wichtig wäre, Kitas und Schulen schnell (ggf. schrittweise) wieder zu öffnen, weil Betreuung und Bildung gerade für Kinder aus benachteiligten Familien besonders wichtig sind und die Eltern dann wieder zur Arbeit gehen könnten – unter welchen Bedingungen das zu verantworten ist, ist sicher eine der schwierigsten Fragen, für die wir guten Rat der Expert*innen brauchen. Dasselbe gilt für die Aufhebung des strengen Kontaktverbotes, das einerseits eine der stärksten Freiheitsbeschränkungen und andererseits eine der wichtigsten Eindämmungsmaßnahmen ist.

Schwierig ist es auch bei Konzerten, Kino, Theater, Sportevents: Für die Veranstalter ist es natürlich eine existenzielle Notlage, wenn diese Aktivitäten noch länger untersagt bleiben, aber die Ansteckungsgefahr ist erheblich und die Einbußen an Lebensqualität vergleichsweise gering. Hier wird gelten müssen: Better safe than sorry – verbunden mit finanziellen Rettungsschirmen.

In der Summe wird die allmähliche Rückkehr des Alltags gewiss die Ansteckungsgefahren erhöhen. Deshalb wird es notwendig sein, an anderer Stelle mehr zu tun oder besser zu werden.

Es braucht einen Strauß weiterer Maßnahmen, die unseren Alltag nicht so stark beeinträchtigen, aber mithelfen, schweren Erkrankungen und Todesfälle niedrig zu halten:

– Weiterer Ausbau der Testkapazitäten und noch schnelleres Ermitteln und Isolieren von Infizierten und Verdachtsfällen

– Freiwilliges Verwenden von Mund- und Nasenschutz und der neuen Tracking-App, mit der Kontaktpersonen von Infizierten schnell informiert werden können

– Beschaffung ausreichender Schutzausrüstungen (Masken etc.) für Krankenhäuser, Arztpraxen, Alten- und Pflegeheime

– Ermittlung von immunisierten Menschen durch Antikörpertests

– Die Verbesserung der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten aufgrund der gegenwärtigen weltweiten Erfahrungen und Forschungen, evt. Einsatz von existierenden Medikamenten auch bei Covid-19-Patienten

All das macht deutlich:
Es besteht Grund zu vorsichtigem Optimismus; wie schnell wir Beschränkungen aufheben können, hängt von vielen unsicheren Faktoren ab, besonders aber von unserer Bereitschaft, weiter unseren individuellen Beitrag zur Eindämmung der Infektionen zu leisten.

Es gibt nicht den einen, glasklaren Weg aus der Krise. Expertenrat ist wichtig, aber in den nächsten Wochen müssen wir als Gesellschaft auch eine politische Diskussion führen, welches der beste Weg ist. Dieser Post ist mein kleiner Beitrag dazu.

Was meint Ihr dazu?” Ende des Zitats.

(Foto: Susanne Jutzeler)

Weiterlesen:

https://www.facebook.com/ulf.kaempfer

https://www.kn-online.de/Kiel/Corona-in-Kiel-Ulf-Kaempfer-fordert-Debatte-ueber-Lockerung-der-Einschraenkungen

Sonne am Corona Himmel

Sonne am Corona Himmel

Gastbeitrag. Man kann derzeit schon in eine depressive Gemütslage kommen bei all den Meldungen über die derzeitige Stimmung in den Medien. Schön ist immer noch der Einkauf auf dem Wochenmarkt. Die Menschen wissen das beste aus der Zeit zu machen und verhalten sich entsprechend der vorgegebenen Regeln.

Das Schöne ist der autofreie Wochenmarkt. Um größere Abstände zwischen den Ständen zu erreichen, sind die freien Parkplätze entfernt worden. Das hat das Ende es ewigen Hupens um das Wetteifern um den begehrten Parkplatz zur Folge. Wo auch immer, eine Ruhe, eine Entschleunigung ist zu vernehmen.Beim Radeln die Holstenstraße hoch sah ich dieses Schild. Stellt doch ein Schelm eine Verbindung zwischen knapper gewordenen Hygiene Artikeln und dem Trend der Privatisierung im Gesundheitswesen her und bekennt sich dann auch noch zur Occupy Kiel Bewegung. Sehr viel Wahres dran.

Der nächste Sonnenstrahl trifft das geschlossene Primark Gebäude. Sicher sind derzeit fast alle Geschäfte in der Holstenstraße geschlossen, aber diese Schließung gibt besonders den Herstellern und der sozialen Umgebung in den Urspungsländern Hoffnung. Vielleicht besinnt sich auch dieser Konzern auf seine Verantwortung, ein erneutes Aufflammen der Krise nach Lockerung der Maßnahmen durch globale Gerechtigkeit zu verhindern, dieser Konzern hat die Möglichkeiten dazu.

Ein bewundernswertes soziales Engagement ist vor der (Kaiser-) Treppe des Bahnhofes zu beobachten: Eine Suppenküche von Edeka Ristow aus Mönkeberg versorgt hungernde Menschen. Und endlich keine Frage nach dem Bedürftigkeits-Beschied mehr. Der Einzige , der nach dem Preis der Speisung fragt, wird mit den Worten: „was es dir wert ist“ bedient.

Ich finde, wir brauchen Gedanken über den Wert von Lebensmitteln und das Wort „Lebensmittel“ einmal ganz langsam und ruhig aussprechen. Wenn wir die Praxis in Orten wie Kampen auf Sylt, Ischgl in Österreich und dem Fürstentum Monaco,in denen große Mengen der hochwertigsten Lebensmittel immer noch vernichtet werden mit den auf tragische Weise geschlossenen Tafeln vergleichen, in denen immer noch Speisen gegen Bedürftigkeits Bescheid abgegeben werden, so komme ich zu dem Schluß, das Lebensmittel IM DURCHSCHNITT kostenfrei sind.

Der Markt bestimmt ganz sicher den Preis nicht, nur die Konzerne mit Werbung und Preis-Manipulation durch Vernichtung setzen ihren maximalen Profit durch. „No need for gread or hunger“, dichtete mal ein berühmter Komponist. Auch hier gilt es, aus der Krise zu lernen und uns bereits jetzt auf ein künftiges Verhalten zugunsten der uns von der Erde nur überlassen Lebensmittel-Produktion ein zustellen.

Keine beatmungsgeräte?
Keine Beatmungsgeräte, Krankenhäuser privatisiert: Zusammenhang?

Alle diese Beobachtungen können, wenn es denn ein erfreuliches Leben nach der Krise gibt, zum Denken und Verändertem Handeln Anlaß sein, wenn der Einzelne möchte

von Ulrich Hühn