Archiv der Kategorie: Stadtteile

Tödlicher Streit in der Muhliusstraße

Am 13. April gegen 19:00 Uhr erschien ein 48-Jähriger beim Kriminaldauerdienst in Kiel. Dort berichtete er den Kriminalbeamten von einem handfesten Streit, den er mit seinem Bekannten in dessen Wohnung in der Muhliusstraße gehabt haben wolle.

Mehrere Streifenwagenbesatzungen begaben sich daraufhin zu der vom Tatverdächtigen benannten Wohnung in der Muhliusstraße. Die Beamten brachen die Wohnungstür auf und fanden den 59-jährigen Wohnungsmieter schwerverletzt vor. Rettungskräfte und ein eingesetzter Notarzt konnten dem Mann trotz intensiver Bemühungen nicht mehr helfen. Er verstarb noch in seiner Wohnung.

Die Staatsanwaltschaft Kiel und das Kommissariat 11 der Bezirkskriminalinspektion Kiel haben die Ermittlungen aufgenommen. Der offensichtlich alkoholisierte 48-jährige Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen . Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel wurde er einem zuständigen Haftrichter vorgeführt, der antragsgemäß Untersuchungshaftbefehl wegen Totschlag erließ.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei zu Hintergründen der Tat dauern an. Die rechtsmedizinische Untersuchung des Getöteten ergab, dass er aufgrund massiver Verletzungen am Oberkörper, ausgeführt durch einen stumpfen Gegenstand, zu Tode kam. Der 48-jährige Tatverdächtige war zum Tatzeitpunkt alkoholisiert.

Straßenparty auf dem Theodor-Heuss-Ring

Straßenparty statt Rush Hour am 26. April um 14 Uhr. Beginn am Platz der Kieler Matrosen.

Die WHO schätzt, dass jährlich 1,35 Millionen Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben. Irgendwo habe ich die Zahl 30 Millionen Verkehrstote seit Erfindung des Automobils gelesen. Hört sich angesichts der WHO-Schätzung plausibel an. In Deutschland sinkt die Zahl der Verkehrstoten glücklicherweise kontinuierlich. 2018 waren es aber immer noch 3.256 Menschen . Dazu kommen Verletzungen durch Verkehrsunfälle und frühzeitige Todesfälle durch schlechte Luft. Das Auto ist also wesentlich gefährlicher als Terrorismus oder sagen wir mal Masern. Im Gegensatz zur Hysterie um die Impfquote bei Masern werden die Gefahren des Autoverkehrs jedoch kollektiv verdrängt.

Aber nicht mehr lange! Die Initiative TKKG und zahlreiche andere Unterzeichner rufen zu einer Demonstration auf, die eine von Kiels Hauptverkehrsadern vorübergehend in eine autofreie Zone verwandeln wird. Hier die Pressemitteilung:

Straßenparty statt Rush Hour!
Erst Mitte März sind in Kiel 7000 Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Wir wollen daran anschließen und eines der größten Klimaprobleme Kiels direkt angehen: den Autoverkehr.
Dieser…
… verursacht mehr als 17% der CO2-Emissionen Deutschlands
… sorgt für Luftverschmutzung, Flächenversiegelung, Lärm, Stau und Unfälle
… bedeutet Mobilität für wenige Privilegierte auf Kosten der Biosphäre und des Globalen Südens
… führt zu Kriegen um Ressourcen wie Öl oder Metalle

Noch versteht die Politik unsere Stadt als Raum, der zuallererst bequem für Autofahrer*innen sein muss. Deswegen wollen wir dahin, wo es unbequem wird: Wir veranstalten eine Demo mitten in der Rush Hour auf dem Theodor-Heuss-Ring. Wir träumen von einem Kiel ohne Autos, mit kurzen Wegen, breiten Fahrradspuren und gut ausgebauten kostenlosen ÖPNV, damit Mobilität auch nicht mehr vom Einkommen abhängig ist.

Schließt euch uns an – zu Fuß, mit Fahrrädern, Kinderwägen, Skateboards, Transpis und Bannern, mit eurer Kreativität und Ideen. (Nur bitte ohne Parteifahnen.)

Unterstützt wird dieser Aufruf von folgenden Gruppen. Weitere
Unterstützer*innen sind willkommen!

ADFC Regionalgruppe Kiel
AStA der CAU
BioGaarden
BUND Kreisgruppe Kiel
BUND Campus Kiel
Bielenbergkoppel.de
Ende Gelände Kiel
Ende Geländewagen
Extinction Rebellion
Fukushima Mahnwache Schönberg
Hochschulgruppe Klimagerechtigkeit
IL Kiel
Initiative gegen Kreuzfahrt
Kieler Initiative gegen Atomanlagen
Linksjugend [’solid]
TurboKlimaKampfGruppe (TKKG)
VCD Ortsgruppe Kiel
Wagengruppe Schlagloch

Ende der Pressemitteilung.

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Auf dem Theodor-Heuss-Ring wird die Luft gefiltert

Ein Luftreiniger der Firma Purevento steht seit heute wieder auf dem Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings, der am stärksten von Stickoxiden betroffen ist. In der ersten Testphase ging es um das Ansaugen von Luft. Ab heute wird die angesaugte Luft auch von Stickoxiden gereinigt. Außerdem hat die Firma Purevento ein eigenes vom Bundesumweltamt zertifiziertes Messgerät neben das offizielle Messgerät aufgestellt. Dahinter parkt der Security-Dienst auf dem Bürgersteig. Er bewacht das Gerät rund um die Uhr, damit es nicht beschädigt wird und wohl auch damit es nicht fortbewegt wird.

Unterhaltungen mit Anwohner*innen

Ich fand drei Leute, die an diesem Abschnitt wohnen und bereit waren , mit mir zu sprechen: eine junge Frau, ein junger Mann und ein Mann mittleren Alters. Alle drei nannten den Lärm als für sie subjektiv am schwersten zu ertragen. Und tatsächlich ist es sehr laut, obwohl ich gegen 15 Uhr dort war, also noch nicht mal zur Hauptverkehrszeit. Als ich in einen offenen Hauseingang hineintrat, schien es dort sogar noch lauter zu sein. Ob die Schallwellen dort von den Wänden prallen? “Es ist unerträglich”, sagte die junge Frau, die von hier wegziehen wird. Ihre WG hat sogar dreifach-verglaste Fenster, aber es ist dennoch auch mit geschlossenen Fenstern unerträglich. Der Mann mittleren Alters klagt auch hauptsächlich über den Lärm. Aber er denkt, dass die Abgase auch so nicht gut für ihn sind, weil er Asthma hat. Er hatte diese Krankheit zwar auch schon, als er vor 19 Jahren hierher zog. Aber seitdem ist es schlechter geworden. Dieses Jahr schlimmer als letztes Jahr zu gleichen Jahreszeit. “Es ist nicht optimal”, sagt er philosophisch über seine Wohnsituation. Besonders ungünstig ist für ihn, dass er im ersten Stock wohnt. Wie ich gelernt habe, bewegen sich die Stickoxide nicht weit weg vom Entstehungsort, sodass man im ersten Stock stärker betroffen ist als im fünften.

Luftreiniger ist Thema im Innen- und Umweltausschuss

Die „Fraktion“ beantragte gestern, den Luftreiniger vom Fahrradweg auf die Fahrbahn zu stellen. Der 2,40 x 2,8 Meter große Container steht auf dem Fahrradweg, wodurch die Fahrradfahrer*innen ausweichen müssen. Um dem ernstgemeinten Antrag eine satirische Note zu geben, forderte Herr Wischmann von “der Partei” zusätzlich, den Filter so aufzustellen, dass er gleich beide Fahrbahnen blockiert. Das hätte dann einen messbaren Einfluss auf die Schadstoffwerte. Der Antrag der “Fraktion” wurde abgelehnt, weil das Filtergerät bei dem dort üblichen Verkehr arbeiten soll, alles andere würde keinen Sinn ergeben. Wenn die Ergebnisse gut sind, würde der Hersteller eventuell schmalere Geräte bauen, die dann an weniger störender Stelle aufgestellt werden könnten. Am 26. April wird sich vorraussichtlich eine Demonstration vom Hauptbahnhof zum Theodor-Heuss-Ring begeben. Sollten bei dieser Gelegenheit einige Demonstrant*innen auf die Fahrbahn treten und somit den Verkehr blockieren, wäre es interessant , den Einfluss auf die Messwerte zu sehen.

Stickoxide als Indikator für andere Gefahren

In der “Zeit” (14.2.2019, Seite 32, Hervorhebung von mir) las ich ein Interview mit dem Epidemiologen Heinz-Erich Wichmann. Er sagte über Stickoxide. “Man kann das Gas zwar gut messen, etwa an Straßen, man weiß aber nicht genau, ob es wirklich das NO2 selbst ist, das den Schaden anrichtet, oder ob das Gas nicht eher ein Indikator für einen Schadstoffmix ist, in dem neben NO2 auch ultrafeine Partikel oder Dieselruß enthalten sind.Man kann die Wirkung des NO2 nicht sauber abgrenzen von der der anderen Stoffe.” Im weiteren Interview bestätigt er, dass Stickstoffdioxid schlecht für die Atemwege ist . Aber besonders interessant fand ich die Feststellung, dass hohe Stickoxidwerte ein Indikator für eine Reihe von anderen Problemen sind. Mit anderen Worten: die Stickoxide herausfiltern würde nur einen Aspekt der Problematik lösen. Für die Anwohner wäre eine Reduzierung des Verkehrs immer noch die effektivere Entlastung.

(Auf dem Foto sieht man das Messgerät der Firma Purevento mit einer Ecke des Securitywagen dahinter.)

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Straßenportrait: Skipperweg und Umgebung

Der Skipperweg ist eine kurze Straße in Schilksee-Süd, die in ein Geflecht von ähnlichen Straßen eingebunden ist. Das Wohngebiet entstand in den 70er Jahren und war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich, weil der Autoverkehr aus dem Wohngebiet verbannt wurde. Verkehrsberuhigt nannte man diese Wohnidee. Viele Reihenhäuser mit kleinen Gärten, auch einige Einfamilienhäuser liegen entlang der Fußwege, die lediglich von Liefer- und Rettungsfahrzeugen befahren werden dürfen. Für die Autos der Bewohner liegen die Parkplätze und Garagen außerhalb ihrer Straße. Ich habe selber mal in so einem verkehrsberuhigten Gebiet ( in einer anderen Stadt) gelebt, und es ist wirklich sehr sicher für Kinder.

Soweit man in die durch dichte Zäune abgeschirmten Gärten blicken kann, blühen dort Narzissen und Krokusse, in Töpfen vor den Hauseingängen auch schon Tulpen und Hyazinthen. Eine gute Nachbarschaft hätten sie, erzählt mir eine Anwohnerin , die gerade ihren Vorgarten bestellt. Es sei angenehm hier zu wohnen.

Wahrscheinlich findet hier mittlerweile ein Generationswechsel statt, mutmaßte ich. Meine verschiedenen Gesprächspartnerinnen sagten, das wäre nur teilweise der Fall. Zum Teil würden freiwerdende Häuser von Rentnern aus anderen Städten gekauft. Von diesem Phänomen hatte ich schon gehört: Gutbetuchte Senior*innen aus Hamburg oder Hannover ziehen nach Kiel, nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten Lebensqualität. Morgens zum Strand und abends ins Theater, in Kiel ist es möglich.

Eine meiner Gesprächspartnerinnen wohnt selber in der Nähe aber doch außerhalb der verkehrsberuhigten Zone rund um den Skipperweg. Sie regt sich darüber auf, dass die Leute aus der verkehrsberuhigten Zone vor ihrem Haus parken , und wahrscheinlich auch vor anderen Häusern. Das Problem ist, dass die vorgesehenen Parkmöglichkeiten im Quartier nicht ausreichen. Als das Quartier gebaut wurde, gingen die Planer*innen von einem Auto pro Familie aus. War damals realistisch. Papa führ mit dem Auto zur Arbeit, Mama blieb zu Hause, die Kinder gelangten zu Fuß oder mit dem Bus in ihre jeweiligen Schulen. Heute ist das Szenario ein anderes. Beide Eltern arbeiten und scheinen pro Person ein Auto dafür zu brauchen. Die erwachsenen Kinder wohnen zum Teil bei den Eltern und benötigen ein Auto, um zur Uni zu fahren. Obwohl Schilksee mit dem Bus gut an die Innenstadt angebunden ist, kommt man von hier tatsächlich nicht so leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Uni. Auf jeden Fall weiß meine Gesprächspartnerin von einer Familie aus dem verkehrsberuhigten Quartier, die insgesamt fünf Autos besitzen. Das regt sie wirklich auf.

Angesichts der notwenigen Verkehrswende wirkt ein Quartier wie dieses auf einmal ganz modern. Die optimale Bespielung setzt allerdings voraus, dass sich jeder Haushalt auf ein PKW beschränkt, und das sollte kein SUV sein, denn dafür sind die Garagen von der Breite her nicht ausgelegt.

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Bröckelnde Steilküste in Schilksee

Bäume liegen entwurzelt am Strand. Die letzte Sturmflut hat wieder einmal ein Stück der Steilküste in Schilksee-Süd abgerissen und bringt damit ein Problem ins allgemeine Kieler Bewusstsein, das den Anwohner*innen schon lange Sorgen bereitet. Denn die Steilküste rückt allmählich bedrohlich nah an die Ortsbebauung heran. Es sind nur noch knapp 60 Meter bis zur ersten Reihe der bewohnten Häuser.

Die Küste bricht im Tempo von 0,70 Meter pro Jahr ab.

Der Abstand beträgt etwa 60 Meter bis zu den ersten Häusern. Ebenfalls bedroht ist das Pumpenhäuschen für die städtische Abwasserentsorgung; noch näher an der Kante liegt das Jugendheim Kahlenberg. Zwischen Bebauung und Steilküste verlaufen außerdem die ganzen Versorgungsleitungen. Der Wanderweg entlang der Küste ist schon mindestens drei mal landeinwärts verlegt worden, und müsste nach dem letzten Abruch wieder verlegt werden. Das Tempo der Küstenabbrüche ist sehr unterschiedlich. Kaja Engel, die sich für die Interessen der Bewohner engagiert, sagt: “In manchen Jahren passiert gar nichts, in anderen Jahren brechen auch mal zwei Meter ab.” Frau Diehr nannte in der Ratsversammlung folgende Zahlen: seit 1965 verschwindet in Schilksee-Süd im Durchschnitt jährlich 0,70 Meter pro Jahr. An der schlimmsten Stelle sind seit 1965 mindestens vierzig Meter verschwunden. (Je nachdem welche Stellen verglichen werden, ergeben sich unterschiedliche Zahlen, da die Küstenabbrüche nicht linear verlaufen.)

Reaktionen der Politik

Im Februar lud der Ortsbeirat Schilksee Anwohner*innen und Expert*innen zu einem Treffen ein, um wieder einmal die Problematik von allen Seiten zu beleuchten. Es gab schon 2010 eine Veranstaltung mit nahezu identischer Expertenrunde. Das Problem: weder Land noch Stadt haben ein Küstenschutzkonzept speziell für die Ostseeküste. Die Vertreter des Landes sehen keinen Handlungsbedarf. Vor diesem Hintergrund brachte Ratsfrau Erika Diehr (CDU) einen Antrag in der Ratsversammlung (21. März) ein, in dem der Oberbürgermeister aufgefordert wird, in dieser Angelegenheit auf die zuständigen Landesbehörden einzuwirken. Der Antrag wurde in den Bauausschuss und in den Innen-und Umweltausschuss zurücküberwiesen, wo er entschieden werden soll. Es ist übrigens nicht so ganz klar, ob die Kompetenz in dieser Angelegenheit wirklich ausschließlich beim Land liegt oder vielleicht doch teilweise bei der Stadt. Zumindest hat die LH Kiel eine Verantwortung für den Stadtteil Schilksee.

Keine natürliche Küste mehr

An und für sich gehört es zum Kreislauf des Lebens an der Küste, dass Sand an einer Stelle abgetragen wird und an einer anderen Stelle wieder angelagert wird. Zwei Faktoren stören diesen Prozess:

  • Alle Bauten – Häfen, Docks, Molen , Buhnen, Befestigungen – stören die natürlichen Küstenbewegungen. In diesem Fall ist Schilksee-Süd auf der Verliererseite, der Falckensteiner Strand dagegen auf der Gewinnerseite, denn da wird der Sand abgelagert, allerdings nicht an allen Stellen gleichmäßig.
  • Der Klimawandel beschleunigt die Dynamik des Küstenumbaus, weil es einerseits mehr Stürme gibt und weil gleichzeitig der Meeresspiegel höher ist. Die Sturmfluten kommen also häufiger und treffen von einem höheren Niveau aus auf die Küste.

Mögliche Lösungen für die Steilküste in Schilksee

In Schilksee-Nord haben die Buhnen dazu geführt, dass die Küstenlinie stabil bleibt. Es wäre also denkbar, diese Buhnen weiter nach Schilksee-Süd zu ziehen. Hohwacht hat ähnliche Probleme mit seiner Steilküste. Hier experimentiert man mit Wällen am Fuße des Kliffs.

Ratsherr Stenger (Grüne) sagte in der Ratsversammlung: „Große komplexe Probleme erfordern komplexe Lösungen“. Es wird also darum gehen, eine Lösung zu finden, die Schilksee-Süd sichert und gleichzeitig die Strände an anderen Stellen bewahrt. Ratsherr Soll (FDP) wies auf den Konflikt zwischen Naturschutz und Eigentumsschutz hin. Dieser Konflikt findet sich auch in den Grundsätzen des Landes, wie sie im Generalplan Küstenschutz (S.8) dargelegt werden: “Besonders an der Ostsee ist eine natürliche Dynamik der Küste erwünscht, auch zur Stabilisierung der Nehrungsküste…… Daher sollen Küstensicherungen in erster Linie nur zum Schutz von Siedlungen und wichtigen Infrastruktureinrichtungen durchgeführt werden. “

Das Foto vom 18. März 2019 zeigt die die Steilküste Schilksee-Süd. Hier lässt sich gut erkennen, warum es gefährlich ist, direkt an die Kante zu treten! Einige Bäume hängen schon „in der Luft“.

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Baumfällungen an der Waitzstraße

Da ist nicht nur der kleine Hund ganz enttäuscht, dass der große Baum an der Waitzstraße plötzlich weg ist. Auch die Anwohner sehen verdutzt auf die große Lücke. Erst waren es die Kleinen Bäume. Dann folgen die großen: In zwei Aktionen war in und um den bisherigen Parkplatz Droysenstr. – Waitzstraße – Knooper Weg gefällt worden. Zuletzt mussten eine stattliche Linde, eine Ulme und ein Ahorn daran glauben.

Mit Kahlschlag durch die Stadt Kiel

In 2018 schienen die großen Bäume noch vor der Axt gerettet. Die Stadt hatte beschlossen, dass insgesamt 3 Bäume bei der Baumaßnahme an der Waitzstraße und einer am Knooper Weg nicht gefällt werden sollten.

Erst in der Sitzung des Bauausschusses vom 07.03.2019 hieß es laut ratsinfo für Kiel (Drs. 0168/2019):

Der Käufer hatte sich im Kaufvertrag verpflichtet:

die in dem als Anlage 2 beigefügten Plan rot markierten Bäume zu erhalten und einen entsprechenden Abstand (1,5m) vom Kronentraufbereich nach Kronenschnitt bei der Bebauung zu berücksichtigen.

Aufgrund der künftigen Ausrichtung des Gebäudes entlang der Straßenkante ( Bürgersteig ) fallen die Bäume an der Waitzstraße weg. Der Investor wird entsprechenden Baumersatz leisten.

Und es war beigefügt „Anlage 2 Baumbestand“ (nachfolgend ein Auszug daraus ▼ )

Ortsbeirat und Presse

Laut einem aktuellen Bericht in den Kieler Nachrichten soll das Gebäude nun aber höher und bis an die Straße gebaut werden. Also doch weg mit den Bäumen. Gleichzeitig kann man aber lesen:

„… Der Grünanteil darauf (gemeint ist die Baufläche) werde nach der Fertigstellung des Hauses sogar höher als zuvor sein, ergänzte der geschäftsführende Gesellschafter der NGEG auf der Sitzung der Ortsbeirats …“

An anderer Stelle finden sich Hinweise auf einen geplanten Ersatz. Und auch konkreter: Ersatz durch hochwertige Säulen- und Stieleichen. Es wird also noch Ersatz zu planen sein, aber: wann und wo wird der Ersatz wirklich kommen? Der Ersatz wird jedenfalls nicht auf dem Grünstreifen der Waitzstraße möglich sein. Dort wird ja jetzt bis an die Straße gebaut.

Meine Ansicht zu Bäumen und Klima in Kiel

Der Baumschutz in Kiel ist wohl auf den Hund gekommen! Das zeigte der Artikel über „Baumgemetzel“ schon vor kurzem.Statt die ökologischen Werte eines eingewachsenen Baums zu beachten, fördert Kiel lieber teure Mooswände, stellt testweise Luftfilter auf Fahrradwege oder Versucht es mit einem Wunder-Asphalt. Dass ein Baum und sein Moos Luft hervorragend filtern oder CO2 binden kann, ist für einzelne Standorte nicht so in der Politik angekommen. Auch nicht bei der Planung für die Waitzsstraße. Das Zauberwort vom städtischen „Mikroklima“ … wohl eher unbekannt?!

Schon vor 30 Jahren gab es Architekten, die Bäume in Fassaden integriert haben. So auch an meiner Schule. Ja, so lange gibt es schon alternative Konzepte. Doch in Kiel sind Flächen für Bürger und Bäume rar. Werden weiter durch eine zweifelhafte Stadtplanung verknappt. Nach der Trendwende beim Wachstum der Kieler Bevölkerung sollte man nun endlich auch wieder eingewachsenen Bäumen einen Platz lassen. Und das wäre ein wichtiges Signal, die Stadt Kiel umweltfreundlich, klimaneutral und wieder attraktiv gestalten zu wollen.

Text und Titel-Foto Siegfried Exner, Kiel

Kiel: Baumgemetzel auf Hof Hammer

Kurz vor Beginn der Vogel-Brutzeit kam es noch zu problematischen Baumfällungen bzw Baumverstümmelungen auf Hof Hammer. Man hatte es wohl eilig, um vor der Vogelschonzeit am 1. März fertig zu werden. Die Aktion auf Hof Hammer bekommt sogar ein juristisches Nachspiel, denn der NABU erstattete Strafanzeige. Die Eingriffe sind gravierend und laut NABU weder vom B-Plan gedeckt noch notwendig.

Auf Hof Hammer wurden geschützte Bäume verstümmelt.

“NABU Kiel erstattete Strafanzeige wegen Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Auslöser sind die massiven Einschlag- und Entlastungsmaßnahmen sowie tiefgreifende Kronenrückschnitte auf dem Gutspark- Gelände des Hof-Hammer”, so steht es auf der Website des NABU Kiel. Hof Hammer ist wichtig für Fledermäuse sowohl als Quartier als auch als Flugstraße zu ihren Jagdgründen an der Eider. Laut NABU entsprechen die erfolgten Eingriffe nicht den Vorgaben des B-Plans. Auf meinem Rundgang sah ich einen gefällten Baum und 19 verstümmelte Bäume.

Viele Fledermäuse auf dem Gelände

Das Fledermausvorkommen auf dem Gelände des Hof Hammer gilt als bedeutend. Das sagt nicht nur der NABU, sondern wurde auch in den Gutachten für den B-Plan (971 V) festgestellt. Laut B-Plan sollten bis auf 12 Bäume alle anderen stehen bleiben. Durch Fällungen, Entastungen und Kronenrückschnitte in der Aktion vom Ende Februar sind Fledermaushabitate vernichtet oder erheblich entwertet worden. “ So sind nachweislich Bäume mit Habitat-Strukturen bis zur Verstümmelung (Telegrafenmasten) entastet worden und großer Teile ihrer zuvor umfangreichen Kronen beraubt worden”, schreibt Dr. Gerrit Peters in der Strafanzeige. Da die so behandelten Bäume durch diese Eingriffe massiv geschädigt wurden, ist eine spätere Fällung quasi vorbereitet worden. Viele Höhlen und Spalten in den Bäumen, die als Schlafplatz von den Fledermäusen genutzt werden können, wurden bei den Schnitten und Entastungen beseitigt, beschädigt, oder so freigelegt, dass sie für Fledermäuse unbrauchbar geworden sind.

Was ist los mit der Holstenstraße?

Seit meinem letzten Bericht über die Holstenstraße haben weitere Geschäfte geschlossen. Ein schwerer Schlag für Kiels ehemals wichtigste Shoppingmeile war der Rückzug von Intersport Knudsen. Mittlerweile sind auf der 1,4 km langen Holstenstraße sechzehn Geschäfte geschlossen. Die Straße macht einen trostlosen Eindruck.

Warum sinken die Mieten nicht?

Man würde ja meinen, dass sich bei den Besitzern der Immobilien so etwas wie Realismus einstellt angesichts der Tatsache, dass sie die hohen Mieten offensichtlich nicht am Markt erzielen können. Eine Konsequenz wäre, die Mieten zu senken, auch um Verantwortung für die Attraktivität der Straße zu übernehmen. Letztlich machen die Leerstände die ganze Straße unattraktiv, worunter die noch bestehenden Geschäfte leiden.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Mieten nicht sinken:

  • Die meisten Immobilien auf der Holstenstraße sind im Besitz von großen Immobilienfonds, die keinen Bezug zu Kiel haben. Sie sitzen in Hamburg, Düsseldorf oder im Ausland. Kiel ist ihnen egal.
  • Auch ein leerstehendes Ladenlokal bringt Geld – und zwar als Abschreibungsobjekt. Dann gibt es zwar keine Mieteinnahmen, aber der Einnahmeverlust kann beim Finanzamt steuermindernd geltend gemacht werden. Anstatt Geld zu verdienen, wird Geld gespart.
  • Diese großen Immobilienfonds besitzen sehr viele Immobilien. Das einzelne Objekt spielt für sie keine große Rolle.

Kiel-Marketing bemüht sich um Zwischennutzungen

Der Versuch, kreative Zwischennutzungen zu organisieren , gestaltet sich als sehr schwierig, obwohl es ein gute Lösung wäre. Immerhin gibt es jetzt in der Schlossstraße zwei Objekte, in denen sich sogenannte Pop-up Stores präsentieren dürfen. In der Holstenstraße klappt das bis jetzt allerdings nur selten. Janine-Christine Streu von Kiel-Marketing bemüht sich um dieses Thema, stößt aber auf wenig Interesse. Dabei kümmert sie sich um die Verhandlungen, formuliert die Verträge, kurzum: die Manager der Fonds müssten nur noch unterschreiben. Aber sie zögern, weil sie nicht wissen , wie das beim Finanzamt ankommt. Schlimmer noch, Frau Streu hat Schwierigkeiten überhaupt Gesprächspartner in diesen Firmen zu finden. Das Interesse ist nicht vorhanden, weil die einzelne Kieler Immobilie im Gesamtportfolio keine Rolle spielt.

Wie geht es mit der Holstenstraße weiter?

Einige Faktoren könnten für eine Belebung sprechen. Wenn das neue Kaufhaus Primark eröffnet, könnte es sich als Publikumsmagnet erweisen und Kunden in die Holstenstraße ziehen. Dazu kommt die Kaufkraft des neuen Schlossquartiers. Auch der Kleine Kiel Kanal dürfte die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steigern, wobei allein schon das Ende der Bautätigkeit eine Verbesserung wäre. Dann ist da noch ein Wettbewerb zur Belebung des öffentlichen Raums in der Holstenstraße gestartet worden. Ob diese Faktoren ausreichen, um Ladenketten, die die hohen Mieten zahlen könnten, anzulocken, ist nicht gewiss. Es kann auch sein, dass sich die Einkaufsgewohnheiten unwiederbringlich geändert haben.

Asmus Bremer übernimmt wieder das Regiment

Während des Kieler Umschlag genannten Volksfests vom 28. Februar bis 3. März regiert wieder der legendäre Altbürgermeister Asmus Bremer die Stadt. Und prompt ist Vieles wie in früheren Jahrhunderten. Mittelalterliche Klänge erfreuen die staunenden Besucher*innen, kostümierte Handwerker ziehen durch die Stadt, und wer möchte, kann am Samstag mit Fackeln und Laternen mit dem Nachtwächter durch Kiel ziehen. Zu den vielen Facetten dieses Winterfestes gehören Musik, Tanz, Kinderaktionen und Mitmachaktionen.

Hier geht es zum kompletten Programm:

Spaß mit Asmus Bremer

Zum traditionellen Teil des Festes gehört das Wecken von Asmus Bremer und seiner Frau im Warleburger Hof (Treffpunkt 28. 2. um 16.30 am Asmus-Bremer-Platz), anschließend die Eröffnungszeremonie am Alten Markt mit dem feierlichen Hissen von “Bürgermeester sin Büx”. Am 2. 3. ziehen die mittelalterlich gekleideten Handwerker durch die Innenstadt. (ab 12 Uhr). Am 3.3. nach einem Festgottesdienst um 10 Uhr in der Sankt-Nikolai-Kirche muss sich Asmus Bremer wieder auf seinen Winterschlaf vorbereiten. Um 17 Uhr beginnt der Abschiedsmarsch (Holstenplatz), die Büx wird eingeholt und Asmus Bremer und seine Frau wieder zu Bett gebracht.

Eine kleine Auswahl an Programmpunkten:

  • Marionettenwerkstatt für Kinder im Handwerkerzelt auf dem Holstenplatz: 2.3.-3.3. um 17 Uhr
  • Angli Clamant spielen mittelalterliche Musik in der St-Nikolai-Kirche: 2.3. um 19 Uhr
  • Corpsus luris spielen auf traditionellen Instrumenten im Piratendorf auf dem Asmus-Bremer-Platz: 1. 3. um 14 Uhr.
  • Piratenparty auf dem Asmus-Bremer-Platz: 2.3. um 16 Uhr
  • Korbflechten im Pop-up Store, Schlossstraße 4, mit dem Erfinder Christian Kuhtz: 1.März 11-14 Uhr, und 15 – 17 Uhr. 2. März und 3. März nach Vereinbarung.
  • Circus Rhapsody spielt gut-gelaunten Punk am 2.3. um 18.30 auf der Holstenplatzbühne.

Foto: Kieler Umschlag 2018

Kieler Bauprojekt Torfmoorkamp

Eines der größeren Baugebiete der nächsten Jahre ist der Torfmoorkamp. Auf einer Fläche von 6,5 Hektar sollen 700 Wohneinheiten entstehen, davon 30 Prozent als geförderter Wohnraum. Das Plangebiet liegt im Carré zwischen B76, Torfmoorkamp und Steenbeker Weg. Zur Zeit befinden sich hier Koppeln und entlang des Steenbeker Wegs vier Einfamilienhäuser.

Als Investoren konnten die Firma Ditting aus Rendsburg und die Lindhorst-Gruppe aus Winsen (Aller) gewonnen werden. Die Lindhorst-Gruppe spezialisiert ihren Immobilienbereich zunehmend auf altersgerechtes Wohnen und wird für die Senioreneinrichtungen im Torfmoorkamp verantwortlich sein. Das Areal war vorher weitgehend in städtischem Besitz.

Geplant ist ein gemischtes Wohngebiet mit vier- bis fünfgeschossigen Wohneinheiten. Darunter auch geförderter Wohnungsbau und Wohnraum für Studierende. Außerdem soll es Seniorenwohnungen und ein Pflegeheim geben. Für die Nahversorgung sind ein Café, eine Bäckerei und ein Kiosk angedacht. Insgesamt können hier 60.000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Nach der neuen Kieler Stellplatz-Ordnung bekommt jede Wohneinheit 0,7 Autostellpätze, Sozialwohnungen 0,3 Plätze. Wenn Car-Sharing eingeplant wird, können sich diese Sätze noch verringern. Da die Bus-Linie 62 an Wochentagen alle 15 Minuten fährt, braucht man hier eigentlich nicht zwingend ein Auto.

Drei der vier Einfamilienhäuser entlang des Steenbeker Weges wurden verkauft und werden abgerissen. Das große weiße Haus an der Ecke Torfmoorkamp/ Steenbeker Weg bleibt dagegen stehen.

Die Investoren haben einen Architektenwettbewerb ausgelobt und die Entwürfe wurden auch schon vorgestellt, allerdings ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Eine große Herausforderung bei diesem Projekt wird der Lärm- und Immissionsschutz sein. Bei der letzten Messung brausten 33.300 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden auf der angrenzenden B76 vorbei, darunter 1.700 LKWs. Es ist schon laut. Ein Anwohner sagte mir, der Wind steht leider auch meistens so, dass diese Seite die lautere ist. Nicht nur der Lärm , auch die Qualität der Luft ist eine Herausforderung an die Architektenbüros.

Bebauungsplan 1000: Torfmoorkamp https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/torfmoorkamp.php

(Das Foto zeigt den Blick auf die Koppeln des Torfmoorkamps. Rechts im Bild ein Reetdach-gedecktes Haus, das für den Abriss bestimmt ist.)

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