Ausstellung: Spiegelbilder und die Poesie der Physik.
Seit seiner Pensionierung hat der ehemalige Physik- und Mathematiklehrer Jochim Lichtenberger noch mehr Zeit für die Kunst. In seiner siebten Ausstellung präsentiert er Fotografien zu drei Themenbereichen: Bäume, Schilf und Wasser. Immer führt sein spezieller Blick auf die Natur zu ungewöhnlichen Bildern, die surrealistisch oder sehr abstrakt wirken. Er sagt: “Ich glaube, ich sehe Dinge, die mir ohne physikalisches Wissen nicht aufgefallen wären.”
Auf der Vernissage wurde er mehrfach gefragt, wie er die Fotos nachbearbeitet, um die Effekte zu erzielen. Tatsächlich sind seine Fotos kaum nachbearbeitet. Er wählt die Einstellungen absichtlich so, dass sie seinem optischem Eindruck ganz nahe kommen. Der surrealistische Effekt kommt eher dadurch zustande, dass er ungewöhnliche Motive wählt.
Die Baumserie zeigt die Reflexion von Bäumen in Teichen. Dabei leuchtet, was immer auf dem Wasser schwimmt, während die reflektierten Objekte dunkel erscheinen. Immer überlagern sich zwei Ebenen. Diese Bilder stellt er auf den Kopf und wählt auch einen Ausschnitt, der nur Bäume zeigt. . Auf diese Art und Weise erscheinen beispielsweise dunkle Bäume mit großen orange-farbenen Blättern. Die funkelnden Sterne im Beitragsbild entstanden, weil sich Wasserhügel um Borkenstücke auf der Wasseroberfläche bildeten und sich das Licht darin reflektierte. Auf einigen Bildern sieht man schimmernde Farben. Dieser sehr seltene Effekt entsteht, wenn Staub oder Pollen auf dem dem Wasser liegt. Die Bilder aus dieser Serie wirken mystisch und seltsam.
Schilf hat eine große Faszination für den Fotografen. Er liebt es, wenn sich das Schilf im Wasser spiegelt. Manchmal sieht es aus, wie eine Runenschrift.
Meereswellen sind das dritte Motiv. Das Wasser wirkt ölig, weil Öl langsamer fließt als Wasser und das Foto den Moment einfängt , sozusagen die Bewegung verlangsamt. Diese Fotos wirken gleichzeitig dynamisch und statisch.
Lichtenberger verbringt sehr viel Zeit damit, seine Motive zu suchen. Für die Baumbilder suchte er – auch über google earth – Teiche von einer bestimmten Größe. Seine Fotos konnte er nur während weniger Wochen machen, solange das Laub in der richtigen Menge und Frische vorhanden war. Für die Serie mit abgebrochenen Schilfrohren verbrachte er viele Stunden damit, in Gummistiefeln am Uferrand nach Motiven zu suchen. Einen bestimmten Effekt kann man nur in manchen Jahren beobachten: wenn der See friert, bricht das Schilf. Im kommenden Frühling braucht es dann einen windstillen Tag um diese abgebrochenen Schilfrohre so zu fotografieren, dass sie sich im Wasser auf die gewünschte Weise spiegeln. Wenn Wasseroberfläche und Lichtverhältnisse stimmen, kann das Wasser seltsame Farben annehmen. z.B: monochrom gelb.
Die Farbe des Wassers – das ist ein Thema, dem er eine eigene Ausstellung gewidmet hat. Diese pastelligen Meeresansichten können in der Ausstellung in einer Mappe angesehen werden.
Eine Auswahl der Bilder seht ihr hier. Oder besser noch analog im Galeriecafé160. Die Bilder kosten 280 Euro inklusive Rahmen. Weitere Rundgänge mit dem Künstler: 23. Oktober und 20 November, jeweils um 16 Uhr. Anmeldung per Email oder telefonisch erforderlich: info@galerie160.de oder Tel: 0431 88 85 96 99.
Ausstellung: Spiegelbilder und die Poesie der Physik, 29. September bis 20. November
Galeriecafé160, Holtenauerstraße 160, Öffnungszeiten: Di – Sa, 14 – 19 Uhr.
Das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel lud zu einer Begehung der Bielenbergkoppel ein. Dieses Kleingartengebiet mit etwa 300 Gärten auf ca 205.000 Quadratmetern würde von Autobahnkreuz, Südspange und Nebenstrecke weitgehend zerstört werden. Weil viele Bürger*innen und im Übrigen auch Politiker*innen dieses biologisch besonders wertvolle Stück Erde nicht kennen, wollten die Aktivist*innen ganz konkret und sinnlich zeigen, welche Auswirkungen der Straßenbau hätte.
Zum Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel gehören fast alle Gruppierungen, die in Kiel Bezug zum Klima- oder Naturschutz haben: Greenpeace Kiel, Fridays for Future Kiel, Scientists for Future Kiel, Students for Future Kiel, People for Future Kiel, BUND Kreisgruppe Kiel, VCD, Waldhaus Kiel, extinction rebellion, Projekt Prüner Park, Bürgerinitiative Klimanotstand Kiel, bielenbergkoppel.de, TKKG, cradle to cradle ev, NABU Kiel.
Wir spazierten über den Eidertalwanderweg , durch den BUND-Garten und einen Teil der Kleingartenanlage Bielenbergkoppel. Die Gärten und Wege waren geputzt für die Presse, überall hingen Poster, Banner, Schilder mit Aufschriften gegen die Südspange. Es fielen allerdings auch die zahlreichen verwilderten Gärten auf. Während es in anderen Teilen von Kiel mittlerweile in manchen Vereinen Wartelisten gibt, hielt sich der Andrang hier in der Bielenbergkoppel in Grenzen. Das mag auch daran liegen, dass der eventuelle Bau der Südspange wie ein Damoklesschwert über den Gärten hängt.
Die Bielenbergkoppel ist Teil des Kieler Grüngürtels und ein wichtiger Teil der Biotopvernetzung! Christian Herold vom BUND erklärte uns die Zusammenhänge: Dachse, Abendsegler, Singvögel, Insekten ziehen durch diesen Gürtel. Fledermäuse aus dem Vieburger Gehölz kommen hier zum Jagen her. Für Singvögel ist die Bielenbergkoppel Teil des großräumigen Wechsels vom Eidertal bis zur Ostseeküste und nach Skandinavien.
Die Karte zeigt, wie die Straßen verlaufen könnten.
An verschiedenen Stationen hatten die Aktivist*innen Markierungen angebracht um den Straßenverlauf zu zeigen. Besonders eindrucksvoll: Die ca 28 Meter breite Brücke über den Eidertalwanderweg hatten sie mit Stäben und schwarzer Plane andeutungsweise nachgebaut, um die Dimension dieses Bauwerks aufzuzeigen. Während wir dort standen, kamen uns zahlreiche Radfahrer*innen entgegen, denn der Eidertalwanderweg ist ein beliebter stadtnaher Wanderweg. Sie schlossen sich mit Interesse den Erläuterungen der Expert*innen an.
Nachbildung der Brücke: 28 Meter breit!
Die Nebenstrecke zur Südspange würde direkt auf dem Eidertalwanderweg verlaufen und in die Flintbeker Straße münden. Wie eine so schmale Straße wie die Flintbeker einen Busverkehr in beide Richtungen bewältigen soll, ist noch nicht ganz klar.
Christian Herold von der BUND-Kreisgruppe erklärte uns den Artenreichtum von einer Anlage wie dieser mit teils bestellten und teils verwilderten Gärten und auch Naturbäumen, von denen einige sehr groß sind. Die Bäume fallen wirklich auf. Auf dem Rundgang sprachen wir mit einem Gärtner namens Lindenberg, der eine 200 Jahre alte Eiche auf seiner Doppelparzelle stehen hat. Auf der Gemeinschaftswiese steht ein alter stattlicher Walnussbaum. Der BUND-Naturgarten hat eine Sondererlaubnis, auf seinen 5.000 Quadratmetern auch Naturbäume wachsen zu lassen. Alte Bäume bieten mit iheren Baumhöhlen Unterschlupf und Brutmöglichkeiten für zahlreiche Tierarten. Manche Vögel und Insekten brauchen die hohen Wipfel der Habitatbäume, so nennt man die stattlichen alten Bäume. Christian Herold sagte, auf Grund des Klimawandels wird es zunehmend schwieriger, Bäume groß zu ziehen. Insofern sind die vorhandenen großen Bäume besonders erhaltenswert.
Die Straßenbauplane für den Kieler Süden sehen als eine Variante die sogenannte Südspange vor, eine Schnellstraße, die von der B404/ A21 nach Osten führt und in die B76 mündet. Geplant und eventuell gebaut wird sie von einer staatlichen Gmbh, der DEGES. (Allerdings haben die Kieler Verwaltung und Selbstverwaltung Möglichkeiten der Einflussnahme. ) Auch der Bau der Nebenstrecke für Busse und langsamere Verkehrsteilnehmer würde durch die Bielenbergkoppel führen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat die DEGES lediglich mit Kartierungen angefangen und eine weitere Variantenprüfung in Auftrag gegeben. Der Protest gegen die Südspange kann jetzt noch Wirkung zeigen.
Die Forderung des Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel ist einfach und klar: Die A21 soll bei Wellsee enden und dort in die B404 auslaufen. Niklas Hielscher vom Bündnis sagte, zu alternativen Vorschlägen, beispielsweise Ausbau des Wellseedamms, äußert sich das Bündnis nicht. Da herrsche das Sankt Florians Prinzip, denn kein Stadtteil möchte eine Belastung bei sich zu Hause.
Die Zerstörung der Bielenbergkoppel hätte auch einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität in Kiel. Es würde lauter und wärmer werden. Als wir auf dem Eidertalwanderweg standen, wurde uns bewusst, dass es jetzt sehr ruhig ist. Die Bäume schlucken den Lärm der B404. Mit dem Bau der Südspange würde der Lärm viel näher an bebaute Gebiete kommen. Die Bielenbergkoppel ist außerdem Teil der Kaltluftschneise von Kiel. Sie bringt frische Luft und Kühlung in die Stadt, was gerade in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig ist. Asphalt statt Gärten und Bäume machen die Stadt spürbar heißer. Eine Straße unterbricht den Luftaustausch, in etwa so wie die Heißluftsperre am Eingang zu Kaufhäusern.
Übrigens, wer mal wie ich an einer Autobahnbaustelle gewohnt hat, weiß aus eigener Anschauung, welche unglaublichen Erdbewegungen mit so einem Bauwerk verbunden sind. Auch an Stellen, die am Ende nicht asphaltiert sind, ist die Landschaft hinterher völlig umgestaltet und die verschiedenen Erdschichten vermischt.
Zum Abschluss noch einige Aussagen von Gärtner*innen, die wir antrafen:
Heidrun Kusserow, Leiterin des BUND-Gartens: “Die Südspange ist völlig sinnlos, wenn der Ostring II nicht gebaut wird.“ Zur Erläuterung: Die Südspange sollte ursprünglich den Verkehr in einen Ostring II leiten, der den Ostring I entlasten sollte. Dieser Ostring II steht zwar noch im Bundesverkehrswegeplan , hat aber nicht den Status des vordringlichen Bedarfs und würde sehr teuer werden. Der Bau des Ostring II ist also wirklich ganz unwahrscheinlich.
Herr Lindenberg trauerte, weil die Stadt ihn zwang 60 Naturbäume auf seinen Parzellen zu fällen. Einzig die 200-jährige Eiche durfte stehen bleiben.
Eine Gärtnerin bewirtschaftet ihrem Garten mit ihrer Schwester in dritter Generation. “Wir haben die schönste Kindheit hier gehabt, konnten herumstöbern und Höhlen bauen. Für Oma, die 93 wurde, war der Garten Fluchtpunkt.”
Ich lernte aus den Gesprächen: Der Kieler Grüngürtel dient der Biotopvernetzung und ist Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Für die Menschen ist er Naherholungsgebiet. Er dient als CO2-Senke und nimmt Starkregen auf. Und für uns Menschen ist die Natur generell Grundlage für unser Überleben, und das nicht nur in Zeiten des Klimawandels. Ich persönlich empfinde gerade die Bielenbergkoppel als einen besonders schönen Ort, wobei ich etwas Wildheit gerne mag.
Die A21 bis zum Barkauer Kreuz und zusätzlich eine Schnellstraße nach Osten, die sogenannte Südspange: das galt lange als gesetzt. Aber mit Beginn der Planung ist das jetzt nicht mehr der Fall. Auf einmal sind alle möglichen Varianten offen, denn an den Beginn der Planung setzt die DEGES ein neues Gutachten, in dem auch neue Varianten möglich sind. Die DEGES ist als GmbH des Bundes für Planung und Bau von Fernstraßen verantwortlich.
Christian Merl, Projektleiter bei der DEGES schrieb: “Die Fragestellung des neuen Planungsauftrags unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der in 2016 durchgeführten Variantenuntersuchung. Es soll aber auf Basis aktueller Daten ein gegenüber der 2016er Studie vertiefter Variantenvergleich erstellt werden. Dabei können auch neue oder abgewandelte Varianten entwickelt werden.”
Enger Austausch zwischen DEGES und der Verwaltung über Südspange/A21
Ich kommunizierte mit Christian Merl über das Thema Stadtbahn. Laut Kieler ÖPNV Grundlagenstudie wäre es gut, auch den Kieler Süden mit der Stadtbahn zu versorgen. Die Studie beschreibt das große Neubaugebiet Neu-Meimersdorf (auf S. 336) als ein sehr auto-abhängiges Stadtteil und empfiehlt eine Trasse der Stadtbahn von Wellsee nach Neu-Meimersdorf. Das würde sich aber mit einer Autobahn plus Südspange auf Kieler Stadtgebiet “beißen”. Ich fragte Herrn Merl, ob es in dieser und anderen Fragen Konsultationen mit der Kieler Verwaltung und Selbstverwaltung geben würde. Er antwortete: ”Wir stehen in einem beständigen und engen Austausch mit der Verwaltung der Stadt Kiel und wir beteiligen die Stadt intensiv an unseren Planungen. Wir sind überzeugt, dass uns die Stadt Kiel informieren wird, wenn entsprechende Entscheidungen der Stadt hinsichtlich neuer Mobilitätsangebote beschlossen werden, die unser Projekt tangieren.”
Es ist also nicht so, wie wenn die Autobahn völlig autonom vom Bund (durch die DEGES) geplant wird und als höheres Schicksal hingenommen werden muss. Wenn die Lokalpolitik beherzt eigene Pläne vorschlägt, könnte die Autobahn auch bei Wellsee enden, wie es das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel vorschlägt.
Südspange und A21-Anbindung: Am Beginn der Planung
Die DEGES beginnt jetzt mit der Vorplanung, bei der noch unterschiedliche Varianten geprüft werden. Hier geht es um den Einfluss auf die Verkehre, auf die Umwelt. Geprüft werden Kosten und Realisierbarkeit. In dieser Stufe wird eine Vorzugsvariante entwickelt. Die nächsten Schritte sind dann die Entwurfsplanung, die Genehmigungsplanung und das Planfestellungsverfahren.
Umdenken in der Politik, Proteste aus der Bevölkerung
Mittlerweile gerät die Zustimmung zur den Straßenbauplänen im Kieler Süden in der Kieler Politik ins Wanken. Die Grünen , der SSW und die Satire-Fraktion sind mittlerweile gegen die Anbindung der A21. Die Linke war schon immer gegen die Autobahn in Kiel und hat das Thema beharrlich immer wieder in Form von Anträgen auf die politische Tagesordnung gesetzt. Die SPD ist noch ambivalent.
Bestimmt haben die Protestaktionen der letzten Monate bei diesem Umdenken eine Rolle gespeilt. Eine Postkartenaktion im Winter, Baumbesetzungen, Demonstrationen , Blockade der B404 und Stellungnahmen der Umweltverbände haben das Thema Straßenbau im Kieler Süden in das öffentliche Bewusstsein gehoben. Es hat sich herum gesprochen: Die Südspange und die A21 auf Kieler Stadtgebiet entlasten nicht, sondern bringen zusätzliche Verkehre. Sie widersprechen auch den erklärten Klimazielen der Stadt Kiel, die eine Verkehrsreduktion um 40 Prozent anstrebt. Eigentlich.
(Das Foto zeigt eine Protestaktion gegen die Südspange am 15. August. )
Letzte Woche berichtete Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer im Ortsbeirat Holtenau über die Fortschritte bei der Konversion des MFG-5- Geländes. Ein Meilenstein war der Umzug des Tonnenhofs. OB Kämpfer hofft, bis Ende des Jahres beim Notar zu sitzen. Die Haftungsfragen und der Kaufpreis sind zwar knifflige Themen. “Es wird eine Stange Geld kosten, wobei das Land 2/3 übernimmt”, so der OB zu den Kosten. Aber er äußerte sich zuversichtlich, dass Kiel bald Eigentümerin des MFG-5-Geländes sein wird.
Einige Fakten zum MFG-5-Gelände
Auf diesem ehemaligen Gelände der Bundeswehr wird ein neuer Stadtteil entstehen. Worum geht es?
Das Sanierungsgebiet umfasst 78 Hektar, teils bewaldet.
Es liegt zwischen Holtenau und Pries/ Friedrichsort entlang der Förde.
Das Marinefliegergeschwader 5 (MFG5) hatte hier seinen Sitz.
Die Bundeswehr verließ das Gelände 2013.
Das Gelände ist teilweise für Spaziergänger*innen freigegeben.
100 Jahre lang war das Gebiet nur für das Militär zugänglich.
Es sind 1.800 Wohneinheiten plus Gewerbe geplant.
Wie geht es weiter auf dem MFG-5-Gelände?
Zwischen Kaufvertrag und Kampfmittelräumung wird die Stadt eine Zeit lang eine freie Hand für kreative Zwischennutzungen haben. Ob Waterkant-Festival oder Musik-Events, wenn Corona nicht wäre, könnte hier einiges an kulturellen Großereignissen stattfinden. Holtenaus Ortsbeiratsvorsitzende Frau Toscan schlug gleich vor, Bruce Springsteen einzuladen, sobald die Erschließungsstraße fertig ist!
Nachdem das Land letzte Woche die Auslobungsbedingungen für den städtebaulichen Wettbewerb akzeptiert hat, folgt am 30. September eine Begehung des Geländes mit Frau Meißner, Projektleiterin der Umgestaltung. Auch interessierte Bürger*innen können mit Anmeldung teilnehmen.
Für das Bauen einer Erschließungsstraße gab es die Zustimmung vom Bund, geklärt werden muss jetzt die Finanzierung. Es ist noch nicht klar, ob es eine Kreis- oder Gemeindestraße werden wird.
Was für Bebauung ist geplant?
Eine Anwohnerin wies im Ortsbeirat darauf hin, dass gerade in Holtenau zahlreiche ältere Menschen allein in Einfamilienhäusern wohnen würden. Einige von ihnen würden sich gerne räumlich verkleinern, weil ihnen Haus und Garten über den Kopf wachsen. Sie würden aber in Holtenau bleiben wollen. Wird es auf dem MFG-5-Gelände seniorengerechte Wohnungen oder Intergenerationenprojekte geben? Dann würden die Einfamilienhäuser frei für Familien mit Kindern.
OB Kämpfer wies darauf hin, dass dieses Nachrücken von Familien mit Kindern in der Praxis nicht passiert. In Schilksee könne man beobachten, dass 80-Jährige ausziehen und 60-jährige nachrücken, weil sie sich die Preise leisten können. Hinzufügen möchte ich: Es sind zum Teil reiche Rentner*innen aus Hamburg oder Hannover, die gerne ihren Lebensabend in Kiel am Meer verbringen. Das heißt, es wird nicht unbedingt Wohnraum an anderer Stelle in Kiel frei.
Der städtebauliche Wettbewerb geht erst einmal ganz offen an die Planung heran. Fest steht die Anzahl an Wohneinheiten: 1.800. Das Gewerbegebiet soll schwerpunktmäßig eher im Norden, Wohnbebauung eher im Südosten des Plangebietes liegen. Welche Flächen die Kieler Wohnungsbaugesellschaft erhalten wird, ist noch offen. Vorgegeben ist eine Quote von 30 Prozent für geförderten Wohnraum. Allein durch diese Vorgabe ist klar, dass hauptsächlich Mehrfamilienhäuser entstehen werden. Zu den offenen Fragen gehört auch, ob es einen Schiffsanleger geben wird oder eine Badeanstalt für die Quartiers-Bewohner*innen.
Am Freitag, dem 7. August besetzte eine Gruppe von Klima-Aktivist*innen fünf Bäume am Vieburger Gehölz in Sichtweite der B404 und richteten sich dort in 25 Meter Höhe “häuslich ein”. Mit diesem symbolischen Protest versuchten sie die Aufmerksamkeit auf die Straßenbaupläne für den Kieler Süden zu richten. Ich sprach mit einem Baumbesetzer, der Marko genannt werden möchte.
Gegen die Autobahn im Vorgarten von Kiel
Eine Gruppe von 14 Gleichgesinnten hatte die Idee zu dieser Aktion vor einigen Monaten. Während der letzten Wochen vor der Baumbesetzung planten und übten sie die Aktion. Marko, der gerne im Gebirge klettert, sagt, Klettern auf Bäumen benötigt andere Techniken, die eingeübt wurden. Sie wählten eine geeignete Baumgruppe aus und spannten Traverse: Auf einem Seil steht man und an einem auf Brusthöhe darüber liegenden Seil kann man sich festhalten.
Die fünf Kletter*innen bereiteten sich darauf vor, drei Tage auf den Bäumen zu leben. Dafür statteten sie die Bäume mit Hängematten, Europapaletten und Proviant aus. Während der Aktion kamen sie zwar ab und zu von ihren Bäumen herunter, aber im Prinzip hätten sie auch drei Tage ganz auf den Bäumen bleiben können.
Motto: Wald statt Asphalt
Die Aktion startete am Freitag. Sie zogen das Material und die Paletten hoch und begaben sich in ihre Baumnester. Nach etwa zwei Stunden kam der erste Streifenwagen. Nach einer Weile wurde die Feuerwehr hinzugerufen. Schließlich gab es die Ansage, Banner und Europapaletten seien zu gefährlich für den Straßenverkehr, obwohl die Bäume in einem Abstand von fünf Metern zu Straße standen. Kurz bevor die Feuerwehr eintraf, kletterte einer aus der Gruppe noch in einer filmreifen Aktion zu den vorderen Bäumen, packte Seile und Banner in eine Tasche und hangelte sich damit wieder zu den hinteren Bäumen. Sie wollten die Seile und Banner nicht verlieren. So konnten im Anschluss schnell wieder neue Banner an anderer Stelle aufgehängt werden.
Eine weitere Gruppe von Umweltschützer*innen blieb am Boden und sprach mit Passant*innen. Viele waren Anwohner*innen und teilten die Besorgnis über die geplanten Straßen. Andere hörten dagegen zum ersten Mal davon, dass die A21 bis zum Barkauer Kreuz durchgezogen werden soll und zusätzlich eine Schnellstraße (die “Südspange”) gebaut werden soll. Auch wenn das Vieburger Gehölz nicht direkt betroffen ist, wäre es doch tangiert von diesen Baumaßnahmen direkt an seinem Rand.
Die Aktivist*innen übernachteten zwei Nächte in ihren Hängematten in den Bäumen. Es war ein echtes Abenteuer, um auf die Straßenbaupläne aufmerksam zu machen. Diese Aktivist*innen kämpfen für das Klima und für die Stadtnatur.
Heute um 13 Uhr blockierten Klima-Aktivist*innen die B404 an der Brücke südlich vom Barkauer Kreuz. Damit protestieren sie gegen die im Kieler Süden geplanten Straßen: A21 Anbindung und Südspange. Die jungen Frauen und Männer gehören zu einer Intitiative , die sich Turbo Klima Kampf Gruppe (TKKG) nennt.
Dramatische Aktion
Kletter*innen ließen sich von der Brücke baumeln, ein Banner wurde an der Brücke herabgelassen mit der Aufschrift: “Stopp A21. Kleingärten statt Autobahn.” Danach bauten die Aktivistis drei Hochbeete auf der Fahrbahn auf. Darin saßen Personen, die sich nach eigener Angabe an die Bretter angekettet hatten. Die Hochbeete wurden mit Sand und Pflanzen dekoriert. Nur die Köpfe der Personen schauten heraus. Dafür hielten die Aktivistis den Verkehr an, was aber nicht gut klappte. Viele Autos fuhren dann einen Schlenker über den Bürgersteig oder fuhren in einem gefährlichen Slalom um die aufgestellten Hochbeete und andere Gartenelemente herum.
Die Polizei kam nach etwa 20 Minuten dazu, sperrte zunächst den Verkehr stadtauswärts, nach einer Weile dann auch den Verkehr stadteinwärts.
Sichtbar waren etwa elf Aktivistis, die diese Aktion aufbauten. Sie unterhielten sich auch mit Passanten und verteilten einige Handzettel. Sie fordern:
einen sofortigen Baustopp der A21
eine klimagerechte Verkehrswende weg vom Auto
gutes Netz an Fahrradwegen
kostenlosen ÖPNV
Sie sehen den Bau der A21 im Widerspruch zu Plänen der Stadt Kiel, aus Klimagründen den Verkehr um 40 Prozent zu reduzieren. Außerdem verweisen sie auf ein Gutachten (erstellt 2016 im Auftrag der Stadt), in dem die Entlastung durch die Südspange angezweifelt wird.
Zum Hintergrund: Die Anbindung der A21 entwickelt sich zu einem Kieler Reizthema. Der Plan: die A21 soll bis zum Barkauer Kreuz durchgezogen werden und zusätzlich soll eine Schnellstraße (Südspange) durch den Kieler Grüngürtel gebaut werden.
Kurz vor 14 Uhr begannen Polizisten, das erste Hochbeet mit dem Brecheisen auseinanderzunehmen.
Die Reaktionen der Autofahrer waren erst einmal ziemlich wütend. Als ich die Aktion kurz nach 14 Uhr verließ, unterhielt ich mich noch mit Autofahrer*innen in der Schlange, die eher resigniert bis verständnisvoll reagierten. Ein Busfahrerin lachte. Ihre Passagiere waren längst zu Fuß weiter gegangen.
(30. August) Die Arbeitsmarktzahlen für den Juli liegen vor. Die Pandemie wirkt sich weiterhin negativ auf die Beschäftigung aus. Im Juli waren 12.808 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 1.984 mehr als im Vorjahresmonat und 377 mehr als im Vormonat. Einen solchen Anstieg der Arbeitslosigkeit hat es in Kiel seit 2005 nicht mehr gegeben.
Die Arbeitslosenquote steigt somit auf 9,2 Prozent. Die Zahl der Unterbeschäftigten beträgt 16.709. (Quelle: Kieler Zahlen. Kurzinformation Nr 400)
(28. August) Große Bauarbeiten im Jungfernstieg: In mehreren Bauphasen werden die Straße, Kanäle und Stromleitungen sowie das Fernwärmenetz und die Trinkwasserversorgung erneuert. Gleichzeitig baut das Tiefbauamt den Jungfernstieg zu einer Fahrradstraße um.
Für den dritten Teil der Kanalsanierung im Klausdorfer Weg wird der Straßenabschnitt zwischen Hangstraße und Hagener Straße / Ostring ab Dienstag, 1. September, voraussichtlich acht Wochen lang für die Durchfahrt voll gesperrt.
(27.August) Corona in Kiel: 29 Kieler*innen sind infiziert. Eine Person wird stationär behandelt. 601 Personen befinden sich in Quarantäne. Seit Beginn der Pandemie haben sich 423 Kieler*innen infiziert. Genesen sind 383 personen. Verstorben sind elf Personen. Fälle in den letzten 7 Tagen je 100.000 Einwohner*innen: 6,9.
(20. August) Keine Maskenpflicht im Unterricht: In einer Pressekonferenz erklärte Bildungsministerin Prien heute verbindliche Regeln für alle Schulen in Schleswig-Holstein in Bezug auf die Maske. Im Unterricht brauchen die Schüler*innen weiterhin keine Mund-Nasen-Bedeckung. Auf den Laufwegen und in allen Situationen, in denen sie sich außerhalb ihrer Kohorte bewegen und keinen Abstand halten können, gilt dagegen ab Montag die Maskenpflicht. Bis jetzt gab es hierfür nur eine Empfehlung.
An 25 Schulen (von insgesamt 751) wurden seit Beginn des Schuljahres einzelne Kohorten nach Hause geschickt.
(20. August) Brand an der Lilli-Martius-Schule: Heute morgen brach ein Feuer aus. Auf dem Schulhof brannten eine Mülltonne und ein Geräteschuppen. Das Feuer des Geräteschuppens griff auf das Dach des Gebäudes der betreuten Grundschule über. Es entstand ein Gebäudeschaden, der gesamte Sachschaden wird auf mehrere Tausend Euro geschätzt. Die Polizei geht derzeit von Brandstiftung aus.
(20. August) Die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), die für die Planung der A21-Anbindung und der Südspange zuständig ist, hat eine neue Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die „Südspange“ genannte Schnellstraße wird hier als eine von mehreren Varianten geprüft.
(19. August) Corona: Aktuell sind 51 Kieler*innen infiziert, davon werden zwei stationär behandelt. 716 Personen befinden sich derzeit in Quarantäne. Die Gesamtzahl seit Beginn der Pandemie liegt bei 402 Fällen und 11 Todesfällen.
(14.August) Corona: In den letzten Tagen traten wieder mehr Corona-Infektionen auf: am 10. August ein gemeldeter Fall, am 11. August fünf Fälle, am 12. August sechs Fälle. Insgesamt gab es seit Ausbruch der Pandemie 373 bekannte Infektionen und zehn Todesfälle in Kiel.
Einige der Fälle traten an Schulen auf, mit Konsequenzen für die Kontaktpersonen:
An der Gorch-Fock-Grundschule wurde eine dritte Klasse nach Hause geschickt.
An der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule wurde der 7. Jahrgang nach Hause geschickt.
An der Leif-Erikson-Gemeinschaftschule trat ein Fall auf.
Ab dem 14. August ist das renovierte Freibad oder Sommerbad Katzheide wieder geöffnet, Am Eröffnungs-Nachmittag ist der Eintritt frei, aber eine Reservierung mit Angabe der Kontaktdaten ist erforderlich.
Das Bad ist danach bis auf Weiteres täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Täglich gibt es zwei Badezeitfenster: 10 – 13.45 Uhr und 14.15 – 18 Uhr.
320 Personen dürfen gleichzeitig (je Badezeitfenster) ins Sommerbad Katzheide. Auf der Liegewiese muss genügend Abstand gehalten werden. Im Wasser dürfen gleichzeitig maximal 80 Personen sein: 30 im Freizeitbereich und 50 im Sportbereich. Ist die maximale Zahl erreicht, wird der Zugang zum Becken gesperrt.
Bei ganz großer Nachfrage kann die jeweilige Beckenzeit auf 30 Minuten beschränkt werden, damit alle – nacheinander – ihren Spaß haben.
(13 August) Sperrungen:
Von der Kreuzung Hasseer Straße/ Gärtnerstraße bis zum Haus 25 in der Hasseer Straße muss der Schmutzwasserkanal erneuert werden. Dafür wird von Montag, 17. August, bis voraussichtlich zum 30. September der Abschnitt voll gesperrt.
Am 15. August ist der Exer den ganzen Tag für parkende Autos gesperrt.
10. August) Wenn Sie aus einem Risikogebiet nach Hause zurückkehren, müssen Sie in Quarantäne (es gibt Ausnahmen). Informieren Sie das Gesundheitsamt.
Änderungen in den Quarantänebestimmungen für Reise-Rückkehrer*innen: Durch den Nachweis von zwei negativen Testergebnissen (vormals eins) kann eine Verpflichtung zur 14-tägigen Quarantäne auf fünf Tage verkürzt werden. Dazu müssen dem Amt für Gesundheit zwei deutsch- oder englischsprachige negative Befunde aus fachärztlichen Laboren (Testergebnisse) vorgelegt werden, die unter anderem folgende Voraussetzungen erfüllen:
mindestens für eine der beiden Testungen ist das Probenmaterial frühestens 5 Tage nach der Einreise entnommen worden;
zwischen der Entnahme des Probenmaterials für die erste und die zweite Testung liegen mindestens 5 Tage;
ist die erste Testung vor der Einreise erfolgt, sind zwischen Testergebnis und Einreise nicht mehr als 48 Stunden verstrichen.
(8.August) In der Nacht zum Freitag besetzten Klimaaktivist*innen mit dem Motto „Wald statt Asphalt – Südspange stoppen!” mehrere Bäume entlang der neuen Hamburger Straße, die das Barkauer Kreuz mit der B404 verbindet.
Seit drei Jahren lädt Greenpeace zum gemeinsamen Müllsammeln an die Förde ein. Immer am ersten Samstag des Monats um 14:30, Treffpunkt am kleinen Sandstrand südlich der Tirpitz-Mole. Wenn du das Greenpeace-Banner zwischen den Bäumen hängen siehst, bist du an der richtigen Stelle. Corona-bedingt wird darum gebeten, eigene Handschuhe mitzubringen.
Es kommen bis zu 25 Leute, in den Sommerferien jedoch deutlich weniger. Je nachdem, wie viele Freiwillige antreten und wie der Wasserstand ist, werden bis zu vier blaue Müllsäcke eingesammelt. Die Kieler Abfallwirtschaft freut sich über das Engagement der freiwilligen Müllsammlung und holt die Säcke ab.
Vom Sinn des Müllsammelns?
Kornelia Vettel von Greenpeace schätzt, dass etwa die Hälfte des Mülls von Strandbesuchern stammt, der Rest wird auf Schiffen über Bord geworfen und an Land geschwemmt. Sie finden viel Plastik in jeder Form, jede Menge Zigarettenstummel, Zellophanhüllen von Zigarettenschachteln, aber auch Styropor und Verpackungsmüll wie das Plastikband, das Kornelia auf dem Foto in der Hand hält.
Jeder Plastikkrümel, der nicht im Bauch eines Fisches landet, lohnt die Mühe schon, sagt Kornelia. Aber darüber hinaus erhofft sie sich einen Lerneffekt: Wenn Strand-Besucher sehen, dass andere ihren Müll weg machen, kommen sie vielleicht ins Grübeln oder schämen sich sogar. Manche denken dann noch einen Schritt weiter und hinterfragen ihr Konsumverhalten. Was dann auch wieder Auswirkungen auf das Angebot im Handel haben kann.
Ein Beispiel: Plastik frei leben ist gerade sehr modern, und das hat dazu geführt, dass zumindest im Bereich von Bioprodukten auf einmal Gurken angeboten werden, die nicht in Plastik eingeschweißt sind. Zaghaft aber nicht zu übersehen ist das zunehmende Angebot an unverpackter Ware aller Art. Das ist der Effekt, den sich Greenpeace von der Aktion idealerweise erhofft. Aber auf dem Weg dahin ist es schon ein Erfolg , wenn der Strand schön aussieht und die Fische weniger Kunststoff schlucken.
Plastik im Sand unter unseren Füßen
Laut Greepeace gelangen jedes Jahr bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll vom Land aus in die Meere. Die Problematik ist also nicht unerheblich. Ein Teil der Sandkörner am Strand bestehen mittlerweile aus Mikroplastik.
Letzten Samstag besuchte ich die Aktion und sah den Freiwilligen beim Müllsammeln zu. Das Wasser stand ziemlich hoch und bedeckte den Strand größtenteils. Ein Mann kam zum Schwimmen, zwei andere Männer ließen ihre Labrador Retrievers im Wasser spielen. Auf der Orchideenwiese gegenüber sonnten sich zwei Frauen und ein Mann saß auf der Bank mit einem Buch. Eine kleines Stück wilde Natur am Rande des Militärhafens, für kurze Zeit mit weniger Müll.
Im März eröffnete das neue Yoga Vidya Center im Medusa in Gaarden mit schwungvoller Eröffnungsfeier, doch dann kam leider Corona und jetzt das traditionelle Sommerloch. Dennoch sind die zahlreichen Kurse ganz gut besucht. In den Raum passen unter Corona-Bedingungen sieben Personen plus Lehrer*in. Dieses Zentrum ersetzt das frühere Yoga Vidya Zentrum am Sophienblatt.
Yoga auf dem Ostufer: geht das?
Die überwiegende Mehrzahl an Kieler Yoga-Studios befinden sich auf dem Westufer. Es war also ein Wagnis, auf dem Ostufer – und noch dazu im sozialen Brennpunkt Gaarden – Yoga anzubieten. Wobei der Center-Leiter Adinatha schon seit Jahren in Gaarden Kurse gibt und sich eine Reputation erworben hat. Auch wenn die meisten Teilnehmer*innen weiterhin vom Westufer kommen, haben doch auch einige Ostufer-Bewohner*innen den Weg ins neue Studio gefunden!
Die Räumlichkeiten des neuen Yoga Vidya Centers
Sie könnten nicht schöner sein! Im zweiten Stock dieser alten Schmiede in einem Hinterhof der Medusastraße 16 lockt ein angenehmer Raum mit altem Holzdielenfußboden, alles bau-biologisch aufgearbeitet. Es ist ruhig und hell. Auf dem Altar stehen Statuetten der Gottheiten Shiva, Durga, Saraswati und Ganesha, dazu ein Portrait des Gründers der Linie: Swami Shivananda. Einigen ist das Kulturzentrum Medusa noch als Veranstaltungsort für rauchige Punk-Konzerte bekannt. Seit der Neuorientierung ist das Medusa jedoch rauchfrei und eher spirituell orientiert.
Der Zentrumsleiter und das Team
Sein Ruf eilt ihm voraus. Hannes Lauinger, genannt Adinatha, ist ein richtiger Yogi. Er sagt, eigentlich war er gar nicht so scharf auf eine Leitungsposition, die ja auch mit Risiko verbunden ist. Zumal er sich stark in der Betreuung seines Kindes einbringen möchte. Aber als Ausbilder des Teacher Trainings im alten Zentrum wollte er unbedingt eine Möglichkeit bieten, die angefangenen Ausbildungen weiter zu führen. Als sich die Möglichkeit bot, diese Räumlichkeiten von Jonas Lindner, dem Leiter des Medusa zu mieten, hat sich alles gefügt. Tatjana, die Leiterin des alten Zentrums, die altersbedingt kürzer treten möchte, bietet noch Kurse an. Dazu drei weitere Frauen, von denen zwei gerade die Yogalehrer-Ausbildung absolviert haben.
Adinatha, Leiter des Yoga Vidya Centers in Kiel
Yoga und Ethik
Adinatha bedauert es etwas, dass Yoga in der Wellness-Szene angekommen ist, obgleich Yoga unbestritten das körperliche Wohlbefinden erhöht. Aber eigentlich sieht Adinatha Yoga als einen Friedensweg. Er sagt, indem man durch Hatha-Yoga körperliche Spannungen abbaut, entspannt sich auch der Geist. Und wenn der Geist entspannt ist, lebt man eher im Frieden mit seiner Umwelt, weil man weniger durch das innere Kopfkino getriggert wird. In Adinathas Worten: “Im Innersten sind wir reines Bewusstsein und Freude. Freude ist unser natürlicher Zustand, an den du andockst, wenn der Geist zur Ruhe kommt.” Das erfordert allerdings jahrelanges Training, ist sozusagen eine Lebensaufgabe.
Wir reden viel über Wahrnehmung. Adinatha erklärte mir, dass unsere Wahrnehmung sehr selektiv ist. Nicht dass unsere Wahrnehmung falsch ist, aber sie ist einseitig, weil wir vorzugsweise wahrnehmen, was zu unseren Interessen und Vorstellungen passt. Durch das Trainieren von Achtsamkeit erweitert sich die Wahrnehmung. Wir erkennen dann einen größeren Ausschnitt der Wirklichkeit. Regelmäßige Praxis ist wichtig, um die Achtsamkeit aufrecht zu halten. “Yoga bietet die Chance, die eingefahrenen Bahnen, die unsere Wahrnehmung hat, zu öffnen, zu lockern und sich vom Reiz-Reaktions-Muster zu befreien”, so fasst Adinatha die Thematik zusammen.
Insgesamt sieht Adinatha viele positive Auswirkungen des Yogas.
Praktizierende werden dankbarer für das, was ist.
Sie gewinnen ein gesundes Selbstvertrauen.
Sie überwinden das Mangelbewusstsein. So gesehen führt Yoga zur Freiheit.
Manchmal kann Yoga sogar eine Psychotherapie ersetzen.
Und mehr Beweglichkeit und körperliches Wohlbefinden sind auch nicht zu verachten.
Die Kurse
Die Walk-in Yogasitzungen kosten ab 9 Euro, einige sind auch auf Spendenbasis. Workshops kosten zwischen 15 und 25 Euro. Eine Probestunde ist kostenlos. Freitags bietet das Zentrum einen Satsang an, mit gemeinsamen Mantra Singen, einer Lichtzeremomie (Arati), Kurzvortrag und Austausch. Hier das Programm.
Das Zentrum gehört zum Yoga Vidya Verband. Die Zentrale in Bad Meinberg gilt als größter Yoga-Ashram in Europa.
Im Januar beginnt das neue Teacher Training. Vorgespräche oder Anmeldungen ab jetzt.
Jährlich finden , vom Fahrrad-Forum organisiert, im Kieler Stadtgebiet sog. Chancen- und Mängeltouren statt, deren Ziel, es ist, Mängel im Kieler Straßennetz und Chancen für die Verbesserung des Fahrradverkehrs aufzuzeigen. Damit Fahrradfahren sicherer wird.
In 2018 organisierte die Gruppe FahrRadGaarden zusammen mit den Ortsbeiräten Elmschenhagen, Ellerbek/Wellingdorf und Gaarden eine recht große Tour, in deren Verlauf viele Verbesserungs- Möglichkeiten aufgenommen wurden.
So wurde die mangelhafte Ausführung des Radweges an der Werftstraße Richtung Sörensenstraße gegenüber Penny kritisiert. Dieser Radweg soll den Fahrradverkehr aus Gaarden nach Elmschenhagen leiten. An der gleichen Stelle wurde die Fahrrad- und Fußgängerampel zum Betriebshof der KVG kritisiert, die die meiste Zeit auf Rot steht. Es wurde angeregt, dass sie nur Rot anzeigen soll, wenn ein KVG Bus zum und vom Betriebshof fährt. Dazu merkte Kirsten Kock, damals noch beim VCD, an, daß sie diesen Verbesserungswunsch schon seit mehr als 10 Jahren äußert.
Der entscheidende Punkt zur Verbesserung der Fahrradfreundlichkeit ist der Übergang des Verkehrs aus dem Gaardener Ring zur Kieler Straße im Zuge der Veloroute. Es wurde sowohl eine größere Wartemöglichkeit für Lastenräder und Fahrräder mit Anhängern auf einer der beiden Inseln als auch eine gefahrlose Möglichkeit der Queerung der Werftstraße gefordert.
Zwei Jahre später hat nun die Baudezernentin zugesagt, die Fahrspur vom Gaardener Ring links Richtung Norden zu sperren. Es sind nun vier Betonringe aufgestellt, was eine Wartemöglichkeit für Fahrradfahrer ermöglicht, den Autoverkehr aus dem Zentrum Richtung Ellerbek passieren zu lassen.
Hier liegt nun aber das Problem der Lösung: es dauert manchmal sehr lange, bis Fahrzeuge mit teilweise hoher Geschwindigkeit vom Gaardener Kreisel nach Ellerbek passiert sind. Hier würde eine weitere Sperrung der linken Fahrspur durch einen Betonring für eine Reduzierung der Geschwindigkeit und bessere Abschätzbarkeit der heranfahrenden Fahrzeuge sorgen. Da dieses auch bereits vor zwei Jahren gewünscht wurde, ist abzuwarten, wie lange es ein fünfter Betonring bis zu der Stelle braucht.Ulrich Hühn, 26. 7.2020
(Foto von UrsulaS: Fahrradfahrer leben gefährlich. An diesem Übergang zur Kieler Straße starb ein Radfahrer. Das Ghostbike erinnert daran.)