Archiv der Kategorie: Allgemein

Ortsbeirat Gaarden möchte nicht an jeder Ecke eine Beratungsstelle

In der letzten Sitzung des Ortsbeirats Gaarden ging es um zwei Beratungsangebote, die nicht erwünscht sind. Der Ortsbeirat möchte weg kommen von der Wahrnehmung, dass Gaarden ein Brennpunkt-Stadtteil ist. Zwar lassen sich die Probleme nicht leugnen, aber zur Zeit erlebt Gaarden auch einen kleinen Boom. Leerstehende Geschäfte finden schnell Nachfolger. Dieser Schwung soll genutzt werden. “Wir wollen nicht an jeder Ecke eine Sprechstunde. Wir wollen Verkaufsflächen und Cafés”, so der Vorsitzende Bruno Levtzow.

BioGaarden und Imbiss auf dem Vinetaplatz als Beratungsstellen?

Bekanntlich hat der Bioladen BioGaarden seine Türen in diesem Monat geschlossen. Nach fünf Jahren brach der Umsatz ein. Wie der Inhaber Thilo Pfennig auf der Homepage des Ladens schrieb , kam er gegen die Konkurrenz der Bio-Bananen vom Sky nicht mehr an. Er sieht es philosophisch. Die Zeit der ganz kleinen Bioläden ist vielleicht einfach vorbei. In der Nachfolge wollte die Stadt eine Beratungsstelle für Bulgaren und Rumänen einrichten. Dieses Angebot wurde mittlerweile zurückgenommen. Im Ortsbeirat wurde darauf hingewiesen, dass es an der Christian-Andersen-Schule schon eine Beratung für Bulgaren gibt, das ist immer mittwochs und freitags von 8 bis 11 Uhr. Auch in der Räucherei gibt es eine qualifizierte Beratung für Bulgaren und Rumänen. Nicht nur der Bioladen, auch Antep Sofrasi, der beliebte Imbiss auf dem Vinetaplatz ist als Beratungsstelle angedacht. Dieses Gebäude direkt auf dem schönen Platz gehört dem Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK). Er möchte hier eine Beratung für Fragen rund um den Abfall anbieten. Das geht nach dem Willen des Ortsbeirats gar nicht. Alle waren sich einig, dass der Imbiss erhalten bleiben muss.

Medusastraße blüht auf

Ute Kohrs vom Ortsbeirat bezeichnete die Medusastraße als aufblühendes Biotop. Dazu trägt auch ein Parklet neben dem Bioladen bei. Ein Besucher des Ortsbeirats meldete sich zu Wort mit der Beobachtung, dass das Parklet vor dem Bioladen sehr gut genutzt wird. Es ist nicht an den Bioladen gebunden, es lassen sich dort auch keine Trinker nieder, es wird einfach benutzt von Passanten, die dort auf den Paletten in der Sonne sitzen möchten. Herr Yildirim von Pickart vom Gaardener Wirtschaftsbüro konnte bestätigen, dass diese Ecke von Gaarden von der Wirtschaft sehr umworben ist und kein Ladenlokal hier lange frei bleibt. Allerdings – so wurde es von Herrn Schrem bedauert – gibt es in Gaarden viel Billig-Gastronomie mit Getränken in Plastikbechern .

Gaarden ist Kiels ärmster und gleichzeitig kinderreichster Stadtteil. Die vielen Probleme sind nicht zu übersehen, und Gaarden ist noch weit davon entfernt, ein hipper Stadtteil zu werden. Aber andererseits tut sich was, die alten Kneipen weichen allmählich Frisörsalons und orientalischen Konditoreien. Es ist verständlich, dass der Ortsbeirat den Stadtteil Gaarden von seinem Schmuddelimage befreien möchte, und eine Abfallberatung auf dem zentralen Platz von Gaarden wäre wirklich ein falsches Signal.

(Das Foto zeigt den Imbiss auf dem Vinetaplatz.)

Eine Kieler Investorenfamilie kümmert sich

Während die Holstenstraße zur Zeit einen etwas traurigen Eindruck macht, wird die Holtenauerstraße immer attraktiver. Hier finden sich Geschäfte für jeden Geschmack und in einer angenehmen Mischung. Andauernde Leerstände wie in der Holstenstraße sind hier unbekannt. Die Holtenauerstraße ist eine Erfolgsstory. Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat eine Familie von Investoren, die Kersigs von Kersig Immobilien.

Drei Generationen Kersig

Dr. Hans Kersig plante nach Kriegsende den Wiederaufbau der unteren Holtenauerstraße, und zwar den Bereich, der heute als Arkaden und Kersighäuser bekannt ist. Entlang der Holtenauerstraße reihen sich kleine Läden aneinander, heute unter einem Arkadendach. Im rechten Winkel zu den Ladenzeilen stehen fünfstöckige Wohnhäuser mit Grünanlagen dazwischen, die Kersighäuser. Nächste Generation: Dr. Peter Kersig (geboren 1933) und Thomas Kersig (geboren 1943) entwickelten das Konzept weiter. Die sichtbarste Veränderung waren die Überdachungen, die 1988 installiert wurden. Sie gaben den Arkaden ihren Namen. Thomas Kersig führte die Geschäfte bis letztes Jahr. Typisch für seine Vorgehensweise ist eine umsichtige Entwicklung. Er gestaltete die Mieten so , dass er auch Mieter fand. ( Im Gegensatz zu den überzogenen Vorstellungen der Besitzer der Holstenstraße , die lieber Leerstand tolerieren als Mieten senken. Die Mieten in der Holstenstraße sind etwa doppelt so hoch wie in der Holtenauerstraße. ) Flexible Mietverträge und Begeisterung für originelle Geschäftsideen führten zu einer lebendigen Einkaufs- und Flaniermeile. In der dritten Generation führen Thomas Kersigs Sohn Philipp Kersig und Peter Kersigs Sohn Jan Christoph Kersig die Geschäfte von Kersig Immobilien fort. Kersig Immobilien verwaltet die Arkaden und darüber hinaus zahlreiche weitere Immobilien in der Holtenauerstraße und am Dreiecksplatz . Teilweise gehören die Immobilien auch der Familie. Diese Erfolgsstory zeigt: es ist möglich, rentabel zu arbeiten und gleichzeitig einen Beitrag zur Lebensqualität der Stadt zu leisten.

Was ist der Reiz der Holtenauer Straße?

In einer kürzlichen Umfrage der Kieler Nachrichten wählten die Leser*innen die Holtenauer Straße unter ihre zehn Lieblingsorte. Was macht den Charme dieser Nebenlage aus? Es ist mit Sicherheit die Originalität und auch die Mischung der Geschäfte. Gefühlt alle 50 Meter ein Café oder Restaurant, dazwischen Boutiquen, ein Spielzeugladen, Floristen, Buchhandlungen, Kunsthandwerk, Fleischer, Obstladen und so weiter. Neben einigen wenigen Ketten sind die meisten Geschäfte Inhaber geführte Unikate. Die Qualität der Waren ist eher hoch, aber nicht übertrieben teuer. Es macht einfach Spaß, auf den Wegen aus gelben Backsteinen zu flanieren und sich von schönen Dingen inspirieren zu lassen.

Die Arkaden feiern 30 Jahre

Vor 30 Jahren entstanden die Überdachungen, so wie wir sie heute kennen. Diese Modernisierung wird vom 24. Mai bis 29. Mai (Sonntag ausgenommen) von Kersig Immobilien gefeiert – mit Kinderbelustigungen und musikalische Darbietungen. Hier das Programm. Auf der Homepage von Kersig Immobilien fand ich eine Fotosammlung , die die Entwicklung von der Trümmerwüste bis heute zeigt. Das ist wirklich ein Grund zum Feiern.

Kiel: Climate Emergency

In der Ratsversammlung vom 16. Mai beschlossen SPD, Grüne, FDP, Linke, die Partei Und SSW, dass in Kiel Climate Emergency (Klimanotstand) ausgerufen wird. Das bedeutet eine höhere Priorität für den Klimaschutz : “Bei allen Handlungen und Beschlüssen der Landeshauptstadt Kiel und der Selbstverwaltung werden wir die Auswirkung auf das Klima berücksichtigen. Ziel ist es, bei allen Maßnahmen die Auswirkung auf das Klima so gering wie möglich zu halten bzw. Maßnahmen mit höherer Klimafreundlichkeit zu fördern. Diesen Grundsatz werden wir auf die städtischen Beteiligungen übertragen.”

Außerdem sollen Maßnahmen aus dem Masterplan „100 Prozent Klimaschutz“ zügiger umgesetzt werden. Da müssen dann mehr Radwege eingerichtet und die Stadtbahn energisch vorangetrieben werden. In der Diskussion in der Ratsversammlung wurde sogar ein autofreier Sonntag angedacht. Obwohl auch die Fraktion der CDU die Notwendigkeit von mehr Klimaschutz anerkennt, hat sie sich dem Beschluss nicht angeschlossen. Sie hält den Begriff Emergency (Notstand) für übertrieben.

Was steht im Masterplan Klimaschutz?

Letztendlich sind es die Bürger*innen, die den Klimaschutz leben oder auch nicht. Aber einige Stellschrauben hat auch die Kommunalpolitik. Wie der Bericht zum Masterplan Klimaschutz darlegt, ist der Verkehr der wichtigste Einflussbereich für die Verwaltung. Dabei geht es nicht nur um mehr Elektromobilität, sondern um weniger Verkehr insgesamt. Das Mittel der Wahl ist hier die Parkraumverknappung. Wichtig sind aber auch alle Alternativen zum Individualverkehr. Ob Fahrradwege, günstiger und guter öffentlicher Nahverkehr oder Carsharing: alle Maßnahmen, die das Auto überflüssig machen, sind im Sinne des Klimaschutzes.

Fridays for Future zeigt Wirkung: Kiel ruft den Klimanotstand aus

Der anhaltende Protest der Kinder und Jugendlichen, die in Kiel und weltweit freitags in den „Schulstreik“ treten, zeigt Wirkung. Die Kinder und Jugendlichen fordern mehr Klimaschutz, denn sie sind es, die die Auswirkungen der Klimakatastrophe am meisten zu spüren bekommen werden. Darauf hat die Ratsversammlung jetzt reagiert: “Ziel ist es, als Teil der Weltgemeinschaft zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens mit den verfügbaren kommunalen Einflussmöglichkeiten beizutragen“, so steht es im Antrag. Auch wenn die Ausrufung des Klimanotstands nur eine politische Selbstverpflichtung ist, bedeutet sie doch, dass das Klima in Zukunft ein wichtigeres Thema sein wird. Bei allen anstehenden Beschlüssen kann darauf verwiesen werden. Diesen Weg gehen auch Konstanz, Vancouver, Oakland, Los Angeles, Basel und Großbritannien. Auf Englisch heißt das Climate Emergency, und das ist auch der Begriff, den der Beschluss verwendet. Der englische Begriff wurde gewählt, um die juristischen Konnotationen des Wortes Notstand zu umgehen. Außerdem kann sich Kiel so in eine internationale Bewegung einreihen.

Das Foto zeigt ein Stück „Urwald“ mitten in Kiel. Für den Klimaschutz wäre es auch wünschenswert, Grünflächen zu erhalten.

Auch diese Artikel könnte dich interessieren: Kiel – ein Jahr Klimaschutz Masterplan

Bericht in den Kieler Nachrichten

Zweites Kieler Yogafestival am Falckensteiner Strand

Zum zweiten Mal heißt es : Yogis und Yoginis an den Strand. Vom 13.- 16. Juni lädt das Kieler Yogafestival wieder an den Falckensteiner Strand. Das Programm bietet einen tollen Überblick über verschiedene Yogastile. Kundalini Yoga, Yin Yoga oder Anusara sind bekanntere Richtungen. Aber warum nicht auch einmal Baum Yoga oder Full Body Flow ausprobieren? Dazu Meditationsrunden, gemeinsames Mantra-Singen und Konzerte. Und der Erleuchtung näher kommen!

Geplant und organisiert haben es Barak Oussidi aus Marokko und seine Partnerin Ayla. Wenn sie nicht das Kieler Yogafestival betreuen, bieten sie Yogaferien in der Sahara in Marokko an. Für Barak Oussidi ist das ein Familienunternehmen im erweiterten Sinn: Laut seiner Webseite https://www.sahara-yoga.de/ wirken 14 Geschwister und 52 Neffen am Wüstencamp mit! In Kiel sind die familiären Ressourcen etwas eingeschränkter. Umso erstaunlicher das Programm, das er und Ayla auf die Beine gestellt haben: 75 Workshops und drei Konzerte , verteilt auf vier Tage. Die Tage können einzeln gebucht werden.

Einige Kieler Yogalehrer*innen sind vertreten. Hier ein Auswahl:

  • Kristine und Miriam kümmern sich um unsere Faszien. Das sind diese dünnen Häute, die jedes Organ und jeden Muskel umgeben. Sie werden im Yoga und in der Physiotherapie in letzter Zeit stärker beachtet.
  • Anja aus der Alten Mu lehrt Ashtanga Vinyasa Flow.
  • Redschi bietet einen Jivamukti Yoga Mantra Workshop an. Diese Richtung wurde von Sharon Gannon und David Life gegründet.
  • Adinatha von Yoga Vidya Kiel bringt uns Atemübungen als Quelle von Energie näher.

Aber auch Yoga Teachers aus Berlin, Portugal, Mexiko und anderen exotischen Orten verschlägt es für dieses Festival an die Ostsee. Sie bereichern die Kieler Yoga Szene für einige Tage.

Die ersten drei Tage enden jeweils mit einem Konzert. Am letzten Tag singen alle gemeinsam. Bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter mitspielt. Wenn nicht, stehen Zelte zur Verfügung.

Die einzelnen Tage kosten 30 oder 40 Euro (ohne Unterkunft). Für auswärtige Gäste steht das Jugenddorf Falckenstein zur Verfügung, teilweise auch über die Festivalseite zu buchen. Mehr Info und Buchung hier.

(Das Foto zeigt eine Szene vom ersten Kieler Yogafestival.)

Fridays for Future: Schule verpassen fürs Klima

Neulich am Ende einer Fridays for Future Demo in Kiel hatte ich die Gelegenheit mit einigen Schüler*innen zu sprechen. Ich wollte wissen, ob ihre Teilnahme zu Problemen mit der Schule führt. Der jüngste Schüler war 10 Jahre alt, der älteste ging in die 10. Klasse, war also etwa 15 Jahre alt. Es regnete, und wir standen gemeinsam an einer Bushaltestelle.

Was passiert, wenn man unentschuldigt fehlt?

Die verpassten Stunden kommen als unentschuldigte Fehltage ins Zeugnis. Eine Schülerin war zum ersten Mal demonstrieren und hatte sich für den ganzen Vormittag abgemeldet. Die Routinierteren gehen aber nach der Demo wieder in die Schule.

Wie ist es mit verpasstem Stoff?

Das kann tatsächlich ärgerlich sein. Die Schüler*innen erklären mir, dass es nichts macht, Unterricht zu verpassen in Fächern, in denen sie gut sind. Aber da, wo sie schwächeln, ist es mühsam, sich den Stoff dann privat anzueignen.

Wie gehen die Kieler Schulen mit dem Phänomen Fridays for Future um?

Es kommt vor, dass freitags Klassenarbeiten geschrieben werden. Dann gehen sie nicht demonstrieren, da sind sich meine Gesprächspartner*innen einig. Natürlich müssen Schulleiter*innen ihrem Amt gemäß für die Schulpflicht eintreten. Dennoch scheint es Unterschiede zu geben. Die Hebbelschule wird als besonders streng empfunden. “Am Tag der großen Demo haben sie uns nicht rausgelassen”, sagt eine Schülerin dieser Schule. Dagegen wurde die Vermutung geäußert, dass die Schulleiterin der Gelehrtenschule insgeheim Sympathie für die Bewegung hegt.

Es gehen nicht alle Schüler*innen demonstrieren.

Meistens entscheidet eine Gruppe von Freunden, gemeinsam zur Demo zu gehen. Aber es bleiben auch immer viele Schüler*innen im Unterricht. Es ist eine ganz individuelle Entscheidung, die von den anderen respektiert wird. Das zumindest ist die Erfahrung der Kinder und Jugendlichen, mit denen ich sprach. Nur am Tag der großen Demonstration war es anders. “Da sind in meiner Klasse nur drei Leute in der Schule geblieben”, erzählt eine Schülerin.

Das größte Opfer, das die Jugendlichen für Fridays for Future erbringen, scheint der verpasste Unterricht zu sein. Bei schwächeren Schüler*innen kann das die Noten drücken, was ihre weiteren Ausbildungsmöglichkeiten einschränkt. Andererseits ist die Teilhabe an einer Bewegung, die möglicherweise die Welt verändert, auch eine wichtige Erfahrung. Vielleicht wichtiger als Noten.

Anlässlich der Europawahl wird in mindestens 250 Orten am Freitag, den 24. Mai gestreikt. Auch in Kiel – um 9:30 Uhr am Rathaus. https://fridaysforfuture.de/klimawahl/

Arbeiten mit Kind am Rockzipfel

Das Coworking-Büro Rockzipfel verbindet Kinderbetreuung mit Arbeitszeit für die Eltern. Es richtet sich an Eltern, die keinen Kitaplatz finden oder die ganz bewusst ihr Kind erst spät oder gar nicht in Fremdbetreuung geben möchten. Was früher normal war – die Kinder selber erziehen – ist heute ein neuer Trend und heißt Attachment Parenting. Dazu gleich mehr.

Rockzipfel in einer geräumigen Wohnung.

Die geräumige Altbauwohnung ganz in der Nähe des Blücherplatzes hat ein großes Spielzimmer, eine Küche, einen Büroraum und einen Ruheraum mit Kinderbett und Matratzen. Wenn niemand ruht, kann der Ruheraum auch zum Telefonieren genutzt werden. 16 Stunden kosten 100 Euro für Mitglieder und 120 Euro für Nichtmitglieder. Die Mitgliedschaft im Verein Rockzipfel wird eigentlich gewünscht, weil die Gemeinschaft und nicht der Service im Mittelpunkt stehen soll. Eine Schnupperwoche ist möglich. Die Eltern beaufsichtigen abwechselnd die Kinder während die anderen Eltern am Laptop arbeiten oder die Zeit nutzen , um zu lesen oder Emails zu beantworten. Von den 16 Stunden sollten etwa vier Stunden für Kinderbetreuung eingeplant werden. Die Kinder, die zur Zeit das Angebot nutzen rangieren im Alter von 10 Monaten bis zu fünf Jahren.

Attachment Parenting

Der Rockzipfel sieht sich in der Tradition des Attachment Parenting. Diese pädagogische Richtung orientiert sich radikal an den Bedürfnissen des Kindes. Maßgebliche Bücher sind Benjamin Spocks “Säuglings- und Kinderpflege” von 1946, dann Jean Liedloffs “Auf der Suche nach dem verlorenen Glück” von 1975 und William Sears “Creative Parenting” von 1982. Der Begriff Attachment Parenting bürgerte sich erst später ein. Empfohlen wird , die Babys viel zu tragen, sie bei den Eltern schlafen zu lassen, und sie erst in den Kindergarten zu schicken, wenn sie sprechen können. Die Idee ist, dass Kinder, deren Bedürfnis nach Geborgenheit maximal erfüllt wird, zu seelisch robusten Erwachsenen werden. Das Attachment Parenting verlangt den Eltern einiges an Zeit und Geduld ab. Vor allem das Erziehen zu Hause wird immer schwieriger, da immer mehr Kinder in die Kita gehen und somit nicht mehr als Spielkameraden in der Nachbarschaft zur Verfügung stehen. So entstand bei den Gründerinnen des Rockzipfels die Idee, die Kinder gemeinsam zu betreuen, sodass sie mit anderen Kindern spielen können und die Eltern gleichzeitig ein wenig arbeiten können.

Rockzipfel eröffnete im August 2018

Das Gründerteam um Sabrina Theophil und Gina Jaschik recherchierte nach Modellen, wie man Kinder gemeinsam aufwachsen lässt, ohne sie von den Eltern zu trennen. Leitidee war das afrikanische Sprichwort, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. In Leipzig fanden sie ein Vorbild für das Konzept des Rockzipfels: ein Coworking-Space mit gemeinsamer Kinderbetreuung. Sie lernten, wie man einen Verein gründet und suchten eine Wohnung. Im August 2018 war es dann so weit: der Verein konnte seine Arbeit aufnehmen. Sie erreichten auch eine Finanzhilfe vom Jugendamt von knapp 6.000 Euro für das Jahr 2019, was nicht viel ist im Vergleich zu den Zuwendungen, die Kitas erhalten.

Ausblick und Zukunftssorgen

Da es zur Zeit wenig Nutzer*innen gibt, hat das Büro nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet und zwei Ehrenamtliche arbeiten mit, damit die Eltern auf ihre Stunden kommen. Geplant sind aber weitere Öffnungstage. Svenja, mit der ich sprach sagt, der Verein suche dringend Familien, die sich von diesem Konzept angesprochen fühlen. “Die nächsten Monate sind entscheidend für unser Fortbestehen“. Es wäre doch schade, wenn eine so kinderfreundliche Idee keinen Fortbestand in Kiel hätte.

Kontakt:

Rockzipfel Kiel e.V., Esmarchstraße 44, 24105 Kiel, Tel 0431 6966 3835

www.rockzipfel-kiel.de

facebook.com/Rockzipfel.Kiel

Infos über Attachment Parenting: https://de.wikipedia.org/wiki/Attachment_Parenting

www.naturalchild.org

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Froebelschule macht mit bei Mentor-projekt

Demonstration in Mettenhof für kommunale Wohnungen

Eine Demonstration in Mettenhof gibt es wirklich nicht alle Tage! Mit etwa 200 Teilnehmer*innen bewegte sich der Demonstrationszug durch den grünen Stadtteil Mettenhof. Es ging um die Forderung: Kommunale Wohnungen statt Vonovia & Co. Gerade in Mettenhof wohnen viele Menschen in Häusern , die Vonovia oder Deutsche Wohnen gehören. Das sind zwei große Immobilienunternehmen, die allein durch ihre Größe eine starke Marktmacht entfalten können. Im Aufruf zur Demonstration heißt es: “Zudem will Vonovia durch Modernisierungen von Wohnungen dafür sorgen, dass die Mieten von derzeit 6 Euro auf 8 Euro ansteigen.”

Gespräche mit Demonstrierenden

Die Gründe, an dieser Demonstration teilzunehmen, waren vielfältig und doch ähnlich. Einige der Personen, mit denen ich sprach, sind Mieter von Deutsche Wohnen, andere von Vonovia. Hier eine Auswahl der angesprochenen Probleme:

  • Ratten im Keller. Problem wird nicht angegangen.
  • Eingetretene Haustür wird nicht richtig repariert.
  • Ein Hausmeister wird bezahlt, tut aber nichts.
  • Ein Mieter hat den Hausmeister noch nie gesehen.
  • Am Telefon sind sowohl Deutsche Wohnen als auch Vonovia schlecht zu erreichen. Oder die Beschwerden werden aufgenommen, und dann passiert lange nichts.
  • Wasserrohrbruch in einer leerstehenden Wohnung interessiert nicht, obwohl die Mieter*innen einen ganzen Nachmittag immer wieder anrufen. Am Ende rufen die Mieter*innen die Feuerwehr, weil der Keller mittlerweile unter Wasser steht.
  • In diesem Fall hatte die Mieterin Angst, dass ihr Haus verwahrlosen soll, um später abgerissen zu werden.
  • Angst vor Mieterhöhung.
  • Die Miete wurde erhöht mit Begründung der Angleichung an den Mietspiegel.

Die Demonstrierenden waren sehr bereit, mit mir über ihren Ärger zu reden. Dabei standen die mangelnden oder spät ausgeführten Reparaturen im Vordergrund. Ob die Geschichten alle stimmen, weiß man nicht.

Reden zum Auftakt und Ende

Andreas Meyer vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum klagte in seiner Auftaktrede über falsche Abrechnungen, nicht durchgeführte Reparaturen und überhöhte Mieten. Andere Redner*innen thematisierten die etwa 1000 Wohnungen, die dieses Jahr in Kiel aus der Sozialbindung herausgefallen sein sollen. Sie sagten, es sollte verboten werden, preisgünstigen Wohnraum abzureißen. Außerdem sollten Modernisierungen genehmigungspflichtig sein. Ein anderer Vorschlag war, dass die Stadt Grundstücke der Bundeswehr kauft. Zur Zeit würde in Kiel zuviel eher teurer Wohnraum entstehen. Neben den Forderungen an die Politik gab es auch Apelle an die Betroffenen. Mehrere Reden riefen zur Vernetzung der Betroffenen untereinander auf. “Mieterinitiativen können etwas erreichen!” Die nächste Mieterversammlung für Mettenhof gibt es am 14. Mai um 19 Uhr im Bürgerhaus Mettenhof, Vaasastraße.

Beliebte Chants auf dem zweistündigen Marsch bei schönstem Wetter durch Mettenhof waren: “Keine Profite mit unserer Miete” und “Achtung an alle, lasst euch nicht modernisieren. Vonovia will hohe Mieten kassieren”. Einige Chants hatten zwar eine deftigere Wortwahl. Insgesamt war die Stimmung aber friedlich.

Infos:

Organisiert wurde die Demonstration vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum. Www.bezahlbar-wohnen.org

Vonovia besitzt oder verwaltet 486.531 Wohnungen in Deutschland und gilt als das größte Immobilienunternehmen in Deutschland. Deutsche Wohnen, ebenfalls eines der großen Player besitzt 150.000 Wohnungen. (Quelle: Wikipedia)

Treffen für Vonovia Mieter(Innen) in Gaarden: 7. Mai um 18.30 in der Galerie OnSpace, Iltisstraße 10.

Nachtrag vom 30. April: Hier noch ein Video über die Demo, mit freundlicher Genehmigung von Jens Kramer: https://www.youtube.com/watch?v=aShAlhE5DTM&feature=youtu.be

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Straßenportrait Skandinaviendamm

Große Kieler Demo für eine autofreie Stadt

Etwa 2.000 Teilnehmer*innen (Schätzung VCD) , oder 1.600 (Schätzung Polizei) demonstrierten für eine autofreie Stadt. Es ist eine der größeren Demonstrationen, die Kiel erlebt hat. Es begann mit einer Auftaktveranstaltung auf dem Platz der Matrosen. Dann bewegte sich der Demonstrationszug zum Theodor-Heuss-Ring westlich vom Barkauer Kreuz. Eine Seite der Straße war für die Demonstration genehmigt worden. Am Ende machten etwa 200 Personen eine Sitzblockade. Die letzten 20 Personen wurden nach 19 Uhr von der Polizei von der Straße weggetragen.

Straßenparty auf dem Theodor-Heuss-ring
autofrei-Demonstration in Kiel

Die Klimaaktivisten TKKG hatten zur Demonstration aufgerufen. Das Motto war: Straßenparty statt rush hour! Zahlreiche verkehrspolitisch oder klimapolitisch engagierte Gruppen schlossen sich dem Aufruf an.

Bevor es losging, fragte ich einige der Demonstrierenden nach ihren Motiven. Es sei wichtig, auf die verfehlte Verkehrspolitik zu reagieren, sagte eine Person. Sie nannte Kiel eine autofreundliche Stadt. Der ÖPNV sei zu teuer, sagte eine andere Person. Zwei leidenschaftliche Fahrradfahrerinnen stören sich an den Abgasen, die sie einatmen müssen. Und auch an die armen Anwohner*innen des Theodor-Heuss-Rings wurde gedacht.

Aus Holz gezimmerte Gehrahmen veranschaulichten den Platz , den jedes Auto beansprucht.

Eine Sprecherin von Extinction Rebellion bedauerte, dass sich die Welt vom 1,5 Grad Ziel anscheinend verabschiedet hat. Verheerende Naturkatastrophen wären die Konsequenz. Eine Sache könne jede*r für das Klima tun: Das Auto stehen lassen. Der Sprecher von der Antifaschistischen Jugend Kiel brachte die Problematik auf die knackige Formel: “March now, swim later.” Sehr passend für Kiel mit seiner Lage am Meer!

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Straßenparty auf dem Theodor-Heuss-Ring

Wagengruppe Schlagloch jetzt in der Stormarnstraße

Für die Wagengruppe Schlagloch beginnt wieder eine Zeit der Unsicherheit. Sie haben sich letzten Freitag auf dem Parkplatz gegenüber dem ehemaligen Baumarkt Bauhaus in der Stormarnstraße niedergelassen. Die Besitzerin scheint eine Frau Merle Glüsing von der Firma Glüsing aus Cuxhaven zu sein, die über die Besetzung ihres Grundstücks nicht so glücklich sein soll. Aber man ist im direkten Kontakt. Die Gruppe wäre bereit, eine angemessene Pacht zu zahlen. Ihre Anwesenheit hätte auch für die Besitzerin den Vorteil, dass der Parkplatz nicht zu einem spontanen Müllabladeplatz verkommt.

Abschied von der Werftbahnstraße

Davor hatte die Gruppe Schlagloch für ca ein halbes Jahr auf einem ehemaligen Gebrauchtwagenplatz an der Ecke Werftstraße/ Werftbahnstraße ihr Domizil. Es war mit den Besitzern abgemacht , dass sie den Platz bis zum 15. April räumen. Daran haben sie sich gehalten. Nach einem rauschenden Abschiedsfest mit über 400 Teilnehmer*innen, zog die Gruppe weiter. Hannah sagte: “Wir wollen zuverlässig sein, denn es gibt ja immer wieder Möglichkeiten der Zwischennutzung.” Auf dem Gelände in der Werftbahnstraße, das mit der Kreativschmiede W8 zusammenhängt, soll “Kool-Kiel” entstehen, ein Hochhaus mit Hotel und Wohnraum.

Suche nach einem Platz

Optimal wäre ein dauerhafter Platz, erklärten mir meine Gesprächspartner*innen, aber Zwischennutzungen von einigen Monaten sind auch eine willkommene Option. “Wir sind ja mobil”, sagte einer der Bewohner über ihre Häuser auf Rädern. Der Parkplatz in der Stormarnstraße gefällt der Gruppe sehr gut. Sie haben hier einen ausreichend großen Platz mit festem Untergrund. Der Platz ist relativ zentral und ruhiger als in der Werftbahnstraße. Es sind keine Wohnhäuser in direkter Nähe, sodass sie nicht stören. Der Parkplatz wird nicht genutzt, seitdem Bauhaus schloss. Hier würden sie gerne eine Weile bleiben. Auf ihrer Webseite findet sich eine Liste von möglichen anderen Standorten, für die sie aber in keinem Fall eine Erlaubnis haben. Es ist also ganz ungewiss, wie es weiter geht.

Keine Hilfe aus der Verwaltung

In der Verwaltung dürfen sie sich erst wieder Mitte Mai melden, sagen sie. Die Verwaltung steht bis jetzt auf dem Standpunkt, sie könnten in den Aubrook ziehen. Der Aubrook 100 ist ein bislang geduldeter Bauwagenplatz. Allerdings ist der Aubrook anders organisiert. Im Aubrook hat jeder Bauwagen seine eigene Parzelle. Der einzige freie Platz dort zur Zeit ist ein etwas abschüssiges Gelände, auf dem die umgebauten LKWs nicht stehen können, vor allem können sie nicht bequem von dort wegfahren. Einige der Leute von der Wagengruppe Schlagloch fahren mit ihren umgebauten LKWs, in denen sie wohnen, auch zur Arbeit. Das war schon ein Problem , als sie in Wellsee auf der Wiese standen und dort allmählich in die Vegetation versanken.

Schlagloch seit zwei Jahren in Kiel

Vor zwei Jahren besetzte die damals neu gegründete Wagengruppe Schlagloch den Ausgleichsstreifen des Prüner Schlags. Auf diesem Gelände ist der Bau von zwei Möbelhäusern geplant. Zwei Jahre später und zehn Wagen stark, allerdings nicht ganz in der ursprünglichen Besetzung, sind die “Schlaglöcher” immer noch in Kiel und laden ein: am 27. April ab 15 Uhr. Ab 20 Uhr mit Musik.

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Straßenportrait Werftstraße

Straßenparty auf dem Theodor-Heuss-Ring

Straßenparty statt Rush Hour am 26. April um 14 Uhr. Beginn am Platz der Kieler Matrosen.

Die WHO schätzt, dass jährlich 1,35 Millionen Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben. Irgendwo habe ich die Zahl 30 Millionen Verkehrstote seit Erfindung des Automobils gelesen. Hört sich angesichts der WHO-Schätzung plausibel an. In Deutschland sinkt die Zahl der Verkehrstoten glücklicherweise kontinuierlich. 2018 waren es aber immer noch 3.256 Menschen . Dazu kommen Verletzungen durch Verkehrsunfälle und frühzeitige Todesfälle durch schlechte Luft. Das Auto ist also wesentlich gefährlicher als Terrorismus oder sagen wir mal Masern. Im Gegensatz zur Hysterie um die Impfquote bei Masern werden die Gefahren des Autoverkehrs jedoch kollektiv verdrängt.

Aber nicht mehr lange! Die Initiative TKKG und zahlreiche andere Unterzeichner rufen zu einer Demonstration auf, die eine von Kiels Hauptverkehrsadern vorübergehend in eine autofreie Zone verwandeln wird. Hier die Pressemitteilung:

Straßenparty statt Rush Hour!
Erst Mitte März sind in Kiel 7000 Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Wir wollen daran anschließen und eines der größten Klimaprobleme Kiels direkt angehen: den Autoverkehr.
Dieser…
… verursacht mehr als 17% der CO2-Emissionen Deutschlands
… sorgt für Luftverschmutzung, Flächenversiegelung, Lärm, Stau und Unfälle
… bedeutet Mobilität für wenige Privilegierte auf Kosten der Biosphäre und des Globalen Südens
… führt zu Kriegen um Ressourcen wie Öl oder Metalle

Noch versteht die Politik unsere Stadt als Raum, der zuallererst bequem für Autofahrer*innen sein muss. Deswegen wollen wir dahin, wo es unbequem wird: Wir veranstalten eine Demo mitten in der Rush Hour auf dem Theodor-Heuss-Ring. Wir träumen von einem Kiel ohne Autos, mit kurzen Wegen, breiten Fahrradspuren und gut ausgebauten kostenlosen ÖPNV, damit Mobilität auch nicht mehr vom Einkommen abhängig ist.

Schließt euch uns an – zu Fuß, mit Fahrrädern, Kinderwägen, Skateboards, Transpis und Bannern, mit eurer Kreativität und Ideen. (Nur bitte ohne Parteifahnen.)

Unterstützt wird dieser Aufruf von folgenden Gruppen. Weitere
Unterstützer*innen sind willkommen!

ADFC Regionalgruppe Kiel
AStA der CAU
BioGaarden
BUND Kreisgruppe Kiel
BUND Campus Kiel
Bielenbergkoppel.de
Ende Gelände Kiel
Ende Geländewagen
Extinction Rebellion
Fukushima Mahnwache Schönberg
Hochschulgruppe Klimagerechtigkeit
IL Kiel
Initiative gegen Kreuzfahrt
Kieler Initiative gegen Atomanlagen
Linksjugend [’solid]
TurboKlimaKampfGruppe (TKKG)
VCD Ortsgruppe Kiel
Wagengruppe Schlagloch

Ende der Pressemitteilung.

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Fahrverbote – aber nur auf einer Spur