Archiv der Kategorie: Allgemein

Lockdown wird verschärft

Bund und Länder beschlossen heute eine Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns bis vorläufig Ende Januar. Die Sieben-Tage-Inzidenzwerte sind deutschlandweit zu hoch, um eine Lockerung zu erlauben. Kernpunkte des Beschlusses: Die Schulen bleiben weitgehend geschlossen, die Kontakte werden weiter eingeschränkt. In Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 wird die Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther trat heute Abend vor die Presse und erläuterte die Maßnahmen. Sie müssen anschließend in der Jamaika-Koalition besprochen und definiert werden.

Daniel Günther sprach von einem insgesamt zu hohem Infektionsgeschehen in Deutschland. Für Schleswig-Holstein gibt es momentan noch kein genaues Bild, wie die Lage nach den Feiertagen wirklich ist. Er sagte auch, Virologen machten sich Sorgen um die Mutation des Virus. Eine schnellere Ausbreitung des Virus wird befürchtet.

Die Schulen und Kitas bleiben bis Ende Januar weitgehend geschlossen. Es wird an den Schulen keinen Präsenzunterricht geben, außer für die Abschlussklassen. Es wird weiterhin eine Notbetreuung geben.

Die Kontaktbeschränkungen werden verschärft: Es dürfen sich maximal ein Haushalt mit einer Person, die nicht zum Haushalt gehört, treffen. So ähnlich war es im ersten Lockdown.

Schleswig-Holstein wird auch Einschränkungen der Bewegungsfreiheit umsetzen. Sie gelten für Landkreise mit einer Inzidenz von über 200. Dann dürfen sich Personen nur aus triftigen Gründen mehr als 15 Kilometer entfernen. Ob die 15 Kilometer von der Ortsmitte, dem Ortsrand oder vom Haus der Person aus gerechnet werden, muss noch für die Verordnung definiert werden. Seinem Beruf nachgehen gilt als triftiger Grund, während Tagesausflüge explizit nicht dazu zählen, soviel steht schon einmal fest.

Bei Inzidenzwerten unter 50 können auch Lockerungen zugelassen werden. Ministerpräsident Günther betonte aber, dass die Werte länger unter 50 liegen müssten, eigentlich müsste der Wert von 25 angetippt werden, damit nicht alle paar Tage neue Regeln gelten.

13.000 Über-Achtzig-Jährige konnten sich schon für einen Impftermin in Schleswig-Holstein anmelden. Daniel Günther äußerte Verständnis für diejenigen, die enttäuscht sind, weil sie noch keinen Termin erhalten haben.

Günther nannte die Mutation des Corona-Virus als ein wichtiger Grund für die Verlängerung des Lockdowns. Er verwies auf Dänemark, wo sich die Infektionen in den Schulen jede Woche verdoppelten.

Abschließend bat der Ministerpräsident die Bürger*innen sich solidarisch an die Regeln zu halten.

Weiterlesen?

So war es ab 16. Dezember: Lockdown in SH ab 16. Dezember

So wird es jetzt: Härterer Lockdown für Deutschland

Kiel, der Klimawandel und die Ostsee

Kiel gehört zu den Städten, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind. Die Gefahr besteht nicht nur direkt durch den steigenden Meeresspiegel der Ostsee sondern vor allem durch Sturmfluten, die häufiger und heftiger werden. Sie führen zu temporären Überflutungen und zur Erosion der Küste. Kann man aktuell schon gut in Schilksee-Süd beobachten, wo die Steilküste im Tempo von 0,7 Meter pro Jahr abbricht.

Warum steigen die Meeresspiegel durch den Klimawandel?

Wissenschaftler*innen reden von steigenden Meeresspiegeln im Plural, weil die Effekte nicht überall gleich auftreten. (Das Verhalten der Ostsee ist allerdings eng am globalen Mittelwert.) Warum steigen die Meeresspiegel in Folge des Klimawandels? In der Broschüre des Konsortium Deutsche Meeresforschung (KMD) lese ich: “Das Wasser dehnt sich mit zunehmender Temperatur aus, die schmelzenden Gletscher und Eisschilde führen dem Ozean Wasser hinzu.”

Die Meeresspiegel steigen und sie steigen schneller. Betrug der Anstieg von 1901 bis 1990 noch 1,5 Millimeter im Jahr, so waren es von 2006 bis 20015 schon 3,6 Millimeter im Jahr. Insgesamt stieg der gemittelte globale Meeresspiegel im 20. Jahrhundert um 15 Zentimeter.

Auch Landsetzungen ein Problem

Durch meine Lektüre lernte ich, dass für die Probleme in Küstenregionen auch Landsetzungen eine wichtige Rolle spielen. So ist Tokio um vier Meter gesunken! Bei diesem Effekt spielen sowohl menschengemachte als auch geologische Entwicklungen eine Rolle. So führt ein sinkender Grundwasserspiegel zu einer Verdichtung und Setzung des Landes. Für Schleswig-Holstein ist auch der geologische Anstieg von Skandinavien von Bedeutung. Wie bei einer Wippe senkt sich dadurch das Land bei uns.

Auch alle Bauten an der Küsten – und dazu zählen auch Dämme, Wasserbrecher oder andere Bauwerke des Küstenschutzes – beeinflussen den Wasserspiegel und die Erosion. Der Schutz an einer Stelle kann die Probleme an einer anderen Stelle der Küste verschärfen. Auch hier wieder das Beispiel Schilksee-Süd: Die Wellenbrecher von Schilksee-Nord führen zu einer sogenannten Lee-Erosion in Schilksee-Süd.

Insgesamt können Landsenkungen von mehreren Zentimetern im Jahr kurzfristig einen größeren Effekt haben als ein steigender Meeresspiegel. Aber langfristig ist der Klimawandel die größere Gefahr. Denn sollten die Eismassen der Antarktis im Laufe der Jahrtausende ganz abschmelzen, würde der Meeresspiegel möglicherweise um 60 Meter steigen! Aber zurück zur näheren Zukunft.

Gefährdete Küstenstädte an der Ostsee

Das Umweltbundesamt rechnet mit einem Anstieg des Meeresspiegels um 50 Zentimeter in den nächsten 100 Jahren. Und das Konsortium Deutsche Meeresforschung: “Laut aktuellen Projektionen müssen wir mit einem globalen mittleren Anstieg von 43 bis 84 Zentimetern bis zum Ende dieses Jahrhunderts rechnen.“

Langfristig sind vor allem nah am Meer gelegene Städte gefährdet, zum Beispiel Kiel, sowie alle Regionen entlang der Küste, die weniger als drei Meter über dem Meeresspiegel liegen.

In Kiel liegen vor allem die Stadtteile Ellerbek, Holtenau und Friedrichsort tief. Sie sind bei Sturmfluten besonders betroffen.

Es wird hunderte von Jahren dauern wird, bis die Ostseeküste unter Wasser liegt. Das aktuellere Problem für die Ostseeküste sind Sturmfluten, die durchaus einen Pegel von 3 Metern oder mehr erreichen können. Auch die Erosion der Küstenlinie, also das Wegspülen von Stränden oder das Abbrechen von Steilküsten ist jetzt schon Thema. Einer der ersten Orte, in denen möglicherweise ein Rückzug stattfinden wird, ist Schilksee-Süd. Hier bricht die Steilküste im Tempo von 0,7 Metern pro Jahr ab und man kann ausrechnen, wann die Abbruchkante die erste Häuserreihe in 60 Meter Entfernung erreicht.

Langfristig ist das Konsortium sehr pessimistisch, was den Erhalt der Ostseeküste anbetrifft. Eine weitere Deichverstärkung an der Ostsee sei ab einem gewissen Punkt eventuell nicht mehr wirtschaftlich effizient. Ein Rückzug aus gefährdeten Gebieten müsste dann in Betracht gezogen werden.

Besonders deprimierend an dieser Entwicklung: selbst wenn die CO2-Emissionen bald auf Null gebracht werden würden, würde der Anstieg der Meeresspiegel nicht sofort enden. Das liegt an der Trägheit der Ozeansysteme. Große Anstrengungen im Klimaschutz sind dringend geboten, auch in Hinblick auf zukünftige Generationen, denn unser Handeln heute hat Auswirkungen auf die Meeresspiegel in 100 Jahren.

https://www.kn-online.de/Kiel/Klimawandel-Zu-wenig-Vorsorge-vor-Hochwasser-in-Kiel

https://coastal.climatecentral.org/map/12/10.1785/54.362/?theme=water_level&map_type=water_level_above_mhhw&basemap=roadmap&contiguous=true&elevation_model=best_available&refresh=true&water_level=3.0&water_unit=m

Enthält Link zur PDF-Broschüre: https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/meeresspiegel.html: kk-kdm-meeresspiegelbroschuere-web

https://www.bmu.de/faq/warum-ist-klimaschutz-wichtig/

https://kielaktuell.com/2019/03/25/broeckelnde-steilkueste-in-schilksee

Frohe Weihnachten!

Ich wünsche allen Leser*innen in Kiel und anderswo frohe Weihnachten!

Es war ein besonderes Jahr unter Corona-Einschränkungen, und diejenigen unter uns, die Weihnachten feiern, mussten sich eventuell auch neue, andere Rituale ausdenken. So war ich dieses Jahr auf einem Weihnachtgottesdienst im Freien!

Bald gibt es wieder neuen Lesestoff auf diesem Blog! Feiert schön, und bleibt gesund.

Ursula

Das Foto hat Martin Schaaf beigesteuert, dem ich für seinen künstlerischen Input danken möchte.

Kurznachrichten im Dezember

Knooper Weg für eine Woche gesperrt. Das Haus Nr 28 wird abgerissen. Dazu muss die Straße von Montag, 4. Januar, bis voraussichtlich Freitag, 8. Januar, voll gesperrt werden. Eine Umleitung ist ausgeschildert. Auch Radfahrende müssen den Bereich umfahren. Die Busse der Linien 50, 51, 42E und 62 werden umgeleitet. Die Haltestellen „Kunsthochschule“, „Lehmberg“ und „Hansastraße“ werden vorrübergehend nicht angefahren.

Jubel im Handball: Der THW Kiel siegt über den FC Barcelona und wird Champions-League-Sieger.

In der Silvesternacht ist das „Böllern“ an diesen Orten ausdrücklich verboten:

•    Bahnhofsumfeld mit Bahnhofsplatz, Platz der Kieler Matrosen, Raiffeisenstraße und Sophienblatt von Ringstraße bis Herzog-Friedrich-Straße;
•    Kiellinie und seeseitig angrenzende Flächen (Sporthäfen, Brücken und Anlegestellen) vom Beginn an der Seeburg bis kurz hinter dem Seebad Düsternbrook;
•    Vinetaplatz in Gaarden-Ost;
•    Kurt-Schumacher-Platz in Mettenhof.

Außerdem darf nicht in der Nähe von Krankenhäusern und Pflegeheimen, im Schrevenpark und in der Nähe von Reetgedeckten Häusern geknallt werden. Die vollständigen Anweisungen hier.

Der Corona-Stand am 30. 12. um 9 Uhr: Gesamtzahl aller Fälle: 2.261 Davon wieder genesen: 1.761 Personen. 465 Personen sind aktuell infiziert. Im Vergleich zum Vortag gibt es 47 Neuinfektionen. Verstorben sind 35 Kieler*innen.  775 Kieler*innen sind in Quarantäne. Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt laut RKI bei 76,2.

Corona-Impfung: Ab 5. Januar können sich Personen aus gefährdeten Gruppen am Schwedenkai impfen lassen. Das sind Menschen über 80 sowie Pflegekräfte und medizinisches Personal aus bestimmten Arbeitsbereichen: Genaueres hier . Einen Termin kannst du unter www.impfen-sh.de oder telefonisch unter 116 117 ab 5. Januar vereinbaren. Termine für die erste Woche sind bereits ausgebucht. Verabreicht wird der Impfstoff von Biontech und Pfizer.

Nord-Ostsee-Kanal: Die ersten drei Quartale weisen ein Rekord-Minus in der Schifffahrt auf. 3.140 Schiffe weniger als im Vorjahreszeitraum fuhren durch den Kanal, das entspricht einem Minus von 15 Prozent. Der Grund: Die Pandemie und Ausfälle bei den Schleusen. Quelle: Segeberger Zeitung.

Aus der Statistik: Kiel ist unter den schleswig-holsteinischen Städten besonders dicht besiedelt, belegt mit 2.080 Einwohner*innen pro Quadratmeter den zweiten Platz im Städteranking, nach Elmshorn. Im Vergleich: In Neumünster wohnen 1.119 Menschen auf einem Quadratmeter, und in Lübeck sind es nur 1.011. Quelle: Statistischer Bericht Nr. 247.

Seit 20. Dezember gilt eine neue Quarantäne-Regel für Kiel: Wer weiß, dass er Kontakt zu einer positiv auf Covid-19 getesteten Person hatte, muss sich sofort in häusliche Quarantäne begeben und sich telefonisch oder per E-Mail an infektionsschutz@kiel.de beim Amt für Gesundheit melden.  In der Mail an das Amt für Gesundheit nenne bitte deinen vollständigen Namen, das Geburtsdatum, Ihre Adresse und Telefonnummer. Das Amt für Gesundheit meldet sich dann bei Dir.

 Die Corona-Lage am 18. Dezember um 9 Uhr: Gesamtzahl aller Fälle: 1.883. Davon wieder genesen: 1.410 Personen. 445 Personen sind aktuell infiziert. Im Vergleich zum Vortag gibt es 29 Neuinfektionen. Verstorben sind 28 Kieler*innen.  1.254 Kieler*innen sind in Quarantäne. Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt laut RKI bei 107,8.

Gottesdienste zu Weihnachten:Unter www.kirche-kiel.de gibt es eine kielweite Übersicht.

Klausdorfer Weg bald wieder frei: Seit einem halben Jahr saniert das Tiefbauamt in fünf Abschnitten
Kanäle unter dem Klausdorfer Weg. Nun enden die Arbeiten und die
Sperrung der Fahrbahn in Höhe Hagener Straße wird zum Montag, 21.
Dezember, wieder aufgehoben.

Das Corona-Telefon: Hier kannst du über Ängste, Sorgen oder auch praktische Probleme in diesen Corona-Zeiten reden. Du erreichst die Beraterinnen
Montags von 19:00 – 22:00 Uhr unter Tel. 0176 – 5591 0760
Dienstag von 10:00 – 13:00 Uhr unter Tel. 0431 – 24890-46

Die Stadt wird Eigentümerin des MfG-5-Geländes: Nach eineinhalb Jahren konstruktiver Verhandlungen haben OB Ulf Kämpfer und Raymund Karg, Leiter der BImA-Hauptstelle Verkauf in Rostock, ihre Namen unter den Kaufvertrag für das einstige Grundstück des Marinefliegergeschwaders gesetzt. Kosten: 30 Millionen Euro. Ein Bericht zur Vorgeschichte: hier.

Glasfaser für Kiel: Schnell und flächendeckend soll Kiel mit einem Glasfasernetz ausgestattet werden. Zunächst investiert die Deutsche Telekom in den Ausbau des Glasfasernetzes in der Landeshauptstadt. In den Stadtteilen Südfriedhof, Exerzierplatz und Brunswik startet das Unternehmen und will rund 25.000 Haushalte mit HighSpeed-Technologie ausstatten.

Sprottenflotte auf dem Ostufer

Seit Mitte 2019 breitet sich die SprottenFlotte als Bikesharing-System in der KielRegion aus. Das Ausleihen der Räder erfolgt über die nextbike-App oder via Hotline – 50 Stationen mit Rädern gibt es bereits. Der Preis beträgt dabei 1 Euro pro halber Stunde und ist auf 9 Euro pro Tag begrenzt.
Die insgesamt 6 Stationen auf dem Ostufer werden gut angenommen. Am Hörnbad, auf dem Vinetaplatz, bei Thyssenkrupp Marine Systems, im Stadtteilzentrum Wellingdorf, am Tilsiter Platz und am Anleger Diedrichsdorf kann man derzeit Räder leihen. Am stärksten frequentiert wird der Ausleihpunkt am Vinetaplatz. Er liegt auf Platz 12  der insgesamt 50 Stationen. Auch die anderen fünf Stationen liegen im guten Mittelfeld.
Wegen des guten Zuspruchs sollen im Jahr 2021 im Zuge der Verstetigung des Systems auch auf dem Ostufer weitere Knotenpunkte realisiert werden.
Fragen zur Sprottenflotte beantworten Kim Strupp und Philipp Walter – die beiden Projektkoordinator*innen. Alle Infos sind zu finden unter  www.kielregion.de/mobilitaet/sprottenflotte.

11.622 Menschen waren laut der Arbeitsagentur im November in Kiel arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote betrug 8,4 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Anzahl der Arbeitslosen um 1.682 oder 16,9 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Oktober fiel die Zahl der Arbeitslosen hingegen um 400 (-3,3 Prozent) . Quelle Statistische Kurzinfo Nr. 412

Während die Corona-Pandemie zu einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit führt, konnte die Baubranche ein besonders gutes Jahr verzeichnen. Im Baugewerbe konnten zwischen Januar und September deutlich über 100 Millionen Euro umgesetzt werden. Im Bauhauptgewerbe stieg der durchschnittlich Umsatz pro Betrieb in den ersten drei Quartale auf 6,5 Millionen Euro, das sind 300 Tausend Euro mehr als im Vorjahreszeitraum und zwei Millionen mehr als 2018. Der Auftragseingang ging zwar um eine Million Euro auf 3,4 Millionen zurück. Allerdings war der Vergleichszeitraum auch besonders auftragsreich. Im Vergleich zu früheren Jahren ist die Auftragslage sehr gut. Quelle: Statistische Kurzinfo Nr 414.

(Foto von Martin Schaaf)



Wieder radelten hunderte Kieler auf den Straßen der Verursacher der Klimakrise!

Es war kalt und es drohte zu regnen. Kurz vor Beginn der Demonstration versammelten sich einige Radler*innen und mindestens 50 Polizist*innen auf dem Platz der Kieler Matrosen. Erstere erschienen mit viele phantasievollen Plakaten und bemalten Fahrrädern, letztere bewaffnet und mit Schutzausrüstung, was die Stimmung aber nicht kippen konnte. Insgesamt nahmen laut Polizeibericht etwa 200 Personen an dieser Demonstration teil.

Worin liegt die eigentliche Gefahr ?

Zwei junge Frauen, beide barfuß, hatten die Leitung der Demo und lasen die Vorgeschichte dieses Momentes vor, die Entwicklung der Ursache der Demo und den Widerstand der Ämter, Behörden und Gerichte. Viele Instanzen wurden eiligst bemüht, leider erfolglos. Die Gerichte verwiesen auf den nicht zu störenden Weihnachtseinkauf und die Unfallgefahr eines Hindernisses auf einer Autobahn, als würde jeder Stau zu Auffahr-Unfällen führen und die Polizei nicht in der Lage sein, dieses zu verhindern. Der Autoverkehr an sich als einer der großen Gefahren für die Menschen wurde ignoriert.

Selbstverständlich sollte die Demo da entlang gehen , wo zumindest eine Ursache der Klimakrise lag, beim Autoverkehr und selbstverständlich sollte dieser gestört werden um vielleicht einige Autofahrer zum Nachdenken während des Demozuges anzuregen. Aber es kam anders, und so wich die Demonstration auf den Theodor-Heuss-Ring aus.

Wird ein Ziel der Politik erkennbar werden?

Der Sinn und die große Akzeptanz bei den Menschen des Pariser Klima-Abkommens war der Inhalt der Ansprache zweier weiterer junger Frauen. Darauf hinzuweisen, dass dieses Abkommen zwar sehr gute Absichten zur Rettung des Planeten Erde beinhaltet, diese aber von der Industrie-Hörigkeit vieler Parteien und Regierungen konterkariert wird, ja nicht nur wurde, sondern konstant ignoriert wird. Wenn die Ausstiegszeit aus der Kohleverstromung in 2038 gesehen wird und der reale Rückbau der Windkraftanlagen in 2020 in Schleswig Holstein bilanziert wird, kann keines der vereinbarten Ziele gehalten werden. Die Politik ist im Wahljahr 2021 zum Handeln aufzufordern.

Nach drei sehr schönen Ansprachen setzte sich der Zug in Bewegung, mehrere hundert Meter lang, Mitradelnde von 16 bis weit über 60 Jahre jung, nutzten die Gelegenheit, auf ihre Ängste um die Erde aufmerksam zu machen. Am Theodor Heuss Ring in Höhe der Liebfrauen Kirche gab es die große Zwischenkundgebung, immer mit dem Hinweis auf den eigentlich unpassenden Ort für diese Veranstaltung. In den Beiträgen von TKKG, dem VCD und den fff Jugendlichen wurde hier auf die Gefahr des Anschlusses der A 21, der Zerstörung eines weiteren wichtigen Teils des Grüngürtels durch die Südspange und den weiter ungebremsten CO 2 Ausstoß durch den MIV hingewiesen.

Wer setzt sich in der Demokratie für den Erhalt der Erde ein ?

In vielen Gedanken klang die Enttäuschung über die hessischen und Bundes-Grünen durch, die zulassen, einen Wald für eine weitere Autobahn zu roden. Diese Autobahn würde nach Ansicht Vieler nicht gebraucht werden, wenn man eine Mobilität der Zukunft mit weitaus weniger LKW planen würde.

Weitere Ursachen für die Bedrohung des Klimas liegen in der Lebensmittel-Verschwendung, der industriellen Landwirtschaft, der fossilen Gebäude-Beheizung und der viel zu niedrigen Vorschriften im Wohnungsbau, darauf wurde ebenfalls hingewiesen. Die Menschheit hat große Aufgaben vor sich, die Erde weiter lebenswert zu erhalten, die Frage blieb im Raum, wer es durchsetzen soll, die Politik wurde dafür als nicht in der Lage angesehen.

Die wirklich großen Veränderungen, Naturschutz, solidarische Landwirtschaft, Windkraft, Atomausstieg haben die Menschen selbst organisiert, die Politik muß gezwungen werden, den gesetzlich Rahmen zu schaffen, ein langer Weg!

Der Demonstrationszug bewegte sich dann zurück zum Ausgangsort, wo er aufgelöst wurde, nicht ohne den Hinweis auf viele verwirrte Verschwörungs-Theoretiker am Ostseekai und eine weitere mutige Gegendemonstration unter anderem der Omas gegen Rechts.

Ulrich Hühn, 24148 Kiel, 14. 12. 2020

(Das Foto zeigt die Demonstrierenden auf dem Theodor-Heuss-Ring. Rechts im Bild sieht man eine der neuen Luftfilteranlagen.)

Lockdown in SH ab 16. Dezember

Der zweite Lockdown beginnt. Am Sonntag einigten sich die Ministerpräsident*innen und die Bundeskanzlerin auf strengere Maßnahmen, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Der Lockdown light der vergangenen Wochen hat nicht ausgereicht, um die Infektionszahlen zu senken. Die neuen Regeln gelten von Mittwoch, 16. Dezember bis vorläufig 10. Januar.

Für die Ausgestaltung der Maßnahmen sind die einzelnen Bundesländer zuständig. Die Leitlinie ist, dass möglichst wenige Kontakte stattfinden. Hier die neuen Maßnahmen für Schleswig-Holstein:

Der Einzelhandel schließt. Ausnahme sind Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Reformhäuser und alle Läden, die den täglichen Lebensbedarf abdecken.

Schulen und Kitas schließen. Es wird eine Notbetreuung geben für Kinder, deren Eltern in kritischer Infrastruktur arbeiten, für Kinder von Alleinerziehenden oder wenn einfach keine Alternativbetreuung möglich ist. Ministerpräsident Daniel Günther appellierte in einer Presseerklärung an die Eltern, möglichst wenig von dieser Notbetreuung Gebrauch zu machen.

Bestimmte Dienstleistungen schließen: Friseursalons, Kosmetikund Tattoostudios, Massagepraxen. Dagegen dürfen medizinisch und pflegerisch notwendige Dienstleistungen wie Logopädie, Ergotherapie oder Fußpflege weiterhin angeboten werden.

Das Pflegepersonal in Alten- und Pflegeheimen soll möglichst mehrmals pro Woche getestet werden.

Die Kontaktbeschränkungen werden verschärft. Ab 16. Dezember dürfen sich sowohl im öffentlichen Raum als auch privat höchstens fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, dabei werden Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt. Für den 24.-26. Dezember gilt eine alternative Möglichkeit: hier dürfen zum eigenen Haushalt vier weitere Personen aus dem engsten Familienkreis dazu kommen, Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt.

Schon seit Samstag gilt auch ein Verbot, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken.

Es gilt ein Feuerwerksverbot auf belebten Straßen, Wegen und Plätzen. Die Gemeinden können noch konkretere Verbote aussprechen.

Weiterhin gelten die bekannten Abstandsregeln und die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung in allen Situationen, in denen man keinen Abstand halten kann und wo immer durch öffentliche Bekanntmachungen angezeigt.

Diese Regelungen gelten vorläufig bis zum 10. Januar.

Alle Details finden sich in der Landesverordnung vom 14. Dezember 2020.

Querdenker und Antifa, sie können nicht miteinander reden

Heute demonstrierten etwa 400 Querdenker*innen am Ostseekai. In der Gegendemo trafen sich etwa 200 Personen gegenüber dem Schifffahrtsmuseum.

Am Rande der Querdenker-Demo bewegten sich auch Antifas und es kam laut Polizeibericht zu Rangeleien, die ich allerdings selber nicht beobachten konnte. Aber ich überhörte ein Gespräch zwischen zwei Querdenker*innen, die bedauerten , dass sie mit der Antifa nicht ins Gespräch kämen. Der Mann sagte: “Die wollen nur über Faschismus reden, aber das ist nicht mein Thema, da denken wir ja gleich.”

Mein Eindruck: auch wenn stadtbekannte Faschisten auf diesen Demonstrationen gesehen werden, das Gros der Demonstrierenden ist wahrscheinlich nicht besonders rechts. Sie haben ein anderes Thema, nicht Ausländerfeindlichkeit oder übertriebene Sicherheits- und Ordnungsfantasien, wie sie für rechtes Denken typisch sind, sondern die Angst vor einer Gesundheitsdiktatur. Und eine in meiner Sicht völlig falsche Wahrnehmung dieses Virus, das sie für nicht gefährlicher als eine Erkältung halten.

Ich pendelte zwischen beiden Demonstrationen hin und her. Hier einige der Punkte, die angesprochen wurden.

Kein Schulterschluss mit Rechten

Auf der Gegen-Querdenken-Demo, die vom Runden Tisch gegen Faschismus und Rassismus aufgerufen worden war, wurde vor den Verschwörungstheoretikern und ihrer Verquickung mit der Rechten gewarnt. Gleichzeitig wurde auch von dieser Seite die Regierung kritisiert, wenn auch aus anderen Gründen:

  • Milliardenpakete werden geschnürt um große Konzerne zu unterstützen. Beispiel: Neun Milliarden Euro bekam die Lufthansa.
  • Zu wenig Unterstützung für Krankenhauspersonal
  • Profitorientierung im Gesundheitswesen
  • Nur wenige Geflüchtete aus Moria wurden von Deutschland aufgenommen. Es ertrinken immer noch Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer.

Querdenkende im Wahn

Die Menschen auf dieser Demo wirken ganz normal, nett. Etwa gleich viel Frauen wie Männer, viele junge Leute dabei. Man kann es kaum fassen, dass diese sehr normal und sogar sympathisch wirkenden Menschen die Wirklichkeit völlig verdreht wahrnehmen. Hier einige der Punkte aus ihrer Weltsicht, mit meinen Anmerkungen in Klammern:

In ihrer Selbstdarstellung distanzieren sie sich von Links- und Rechtsextremen gleichermaßen. (Tatsächlich gilt die Bewegung als rechts-offen. Anlässlich einer anderen Demonstration sagte mir eine Person aus dem Orgateam auch ganz offenherzig, sonst bekämen sie keine Mehrheit in der Gesellschaft. )

Sie fordern eine Wiederherstellung der Grundrechte.

Sie fordern Meinungsfreiheit, die sie eingeschränkt sehen, weil ihre Ideen oder Interpretationen von den Mainstream-Medien nicht aufgegriffen werden. (Mein Eindruck dazu: es gab in den Medien jede Menge ernsthafter Auseinandersetzung mit ihren Themen.)

Sie fürchten sich vor einer Impfpflicht.

Sie sehen die Gesellschaft an der Vorstufe einer Gesundheitsdiktatur. (Mein Eindruck: Da könnte was dran sein!)

Sie halten Covid-19 für einen Erkältungsvirus und nichts anderes. Einer der Redner, Herr Dr. Weber, der sich als “Verschwörungserkenner” der ersten Stunde bezeichnet, sagte: “50 Erkältungen pro 100.000 Einwohner führen dazu, dass die Grundrechte ausgesetzt werden.” (Dass man an Erkältungen im Gegensatz zu Covid-19 nicht stirbt oder auch nur ernsthaft erkrankt, beeindruckt ihn anscheinend nicht. )

Sie wollen wieder in Liebe und Frieden leben. (Wer will das nicht.)

Mir fiel auf, dass viele der Demonstrierenden keine Maske trugen. Aus dem Polizeibericht: „Die Leiterin wurde aufgefordert, auf die Tragepflicht hinzuweisen. Andernfalls wäre Versammlung aufgelöst worden. Ein Teil der Demonstranten hielt sich an die Aufforderung, ein anderer Teil verließ daraufhin die Veranstaltung.“

Demonstrationen in Kiel bleiben friedlich

Impressionen von der Corona Kundgebung

Strengere Corona-Auflagen für Kiel

Die Zahl der Neuinfektionen steigt in Kiel weiter an. Im Vergleich zum Vortag gibt es 46 Neuinfektionen. Das Gesundheitsamt verzeichnet dabei ein zunehmendes Infektionsgeschehen in der gesamten Bevölkerung ohne dass sich die Ansteckung auf wenige Ausbruchsgeschehen reduzieren lässt. Das Virus ist inzwischen überall.

Aktuell sind 324 Kieler*innen infiziert. Die Zahl der seit dem 10. März 2020 infizierten Personen ist damit auf 1569 Personen gestiegen. 21 Kieler*innen werden als Verstorbene mit einer COVID-19-Erkankung gezählt. 881 Personen befinden sich in Quarantäne. Das durchschnittliche Alter der Infizierten beträgt 36 Jahre.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut Robert-Koch-Institut bei 97,2. Deutschlandweit liegt sie bei 149,7.

Im Städtischen Krankenhaus liegen derzeit insgesamt sechs Patient*innen mit einer COVID-19-Erkrankung, drei davon müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Im Universitätsklinikum UKSH werden derzeit zwölf Patient*innen mit einer COVID-19-Erkrankung behandelt, vier davon auf der Intensivstation.

„Angesichts der steigenden Fallzahlen benötigen wir weitergehende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Kiel“, kündigt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer an. „Das Coronavirus ist überall in der Bevölkerung angekommen. Wir benötigen jetzt Interventionen, die die Welle brechen können.“

Folgende weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden in Absprache mit der Landesregierung vorbereitet:

Private Zusammenkünfte mit Freund*innen, Verwandten und Bekannten in der Öffentlichkeit und im privaten Bereich sind auf den eigenen und maximal einen weiteren Haushalt, jedoch in jedem Fall auf maximal fünf Personen zu beschränken. Kinder bis 14 Jahre sind hiervon nicht ausgenommen.

Die Mitglieder größerer Haushalte mit mehr als fünf beziehungsweise zehn Personen dürfen sich auch in der Öffentlichkeit treffen, aber nicht mit weiteren Personen. Diese neue Regelung wird ab Sonnabend, 12. Dezember, zunächst bis zum 23. Dezember gelten. Über Weihnachten will sich Kiel an der Regelung des Landes Schleswig-Holstein orientieren.

Gemeinsam mit allen Alten- und Pflegeheimen in Kiel wird die Teststrategie für die Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen der Pflegeeinrichtungen weiterentwickelt. Dazu treffen sich morgen in einer Videokonferenz die Leitungen der Alten- und Pflegeheimen mit dem Sozialdezernenten Gerwin Stöcken und der Leiterin des Gesundheitsamtes Sabine Herlitzius. Gesundheitsminister Heiner Garg hat seine Unterstützung dafür bereits signalisiert. Tests und Schulungen können relativ kurzfristig organisiert werden.

Die Landeshauptstadt Kiel wird aufgrund der aktuellen Pandemie-Entwicklung ihren Regelbetrieb ab nächster Woche herunterfahren. Ziel ist es, auch im Dienstbetrieb die persönlichen Kontakte zu reduzieren, um weitere Infektionen zu vermeiden. Verschiedene Einschränkungen werden ab Mittwoch, 16. Dezember, bis vorerst Freitag, 8. Januar 2021, gelten. Diese werden in den nächsten Tagen ämterbezogen erarbeitet. Auch soll mit dieser Maßnahme erreicht werden, dass zusätzliche Mitarbeitende im Gesundheitsamt eingesetzt werden können.

Zur Sicherung der Kontaktnachverfolgung bittet das Gesundheitsamt die Bundeswehr um Unterstützung.

Für das Einkaufszentrum rund um den Kurt-Schumacher-Platz in Mettenhof wird eine Maskenpflicht angeordnet.

Die für die Maßnahmen notwendige Allgemeinverfügung bringt die Landeshauptstadt Kiel bis Sonnabend, 12. Dezember, auf den Weg.

Quelle: Pressemitteilung der Stadt Kiel

Danni never dies

Ein Kommentar von Ulrich Hühn. Danni never dies. – Alle Bäume bleiben. – Autos weg, Busse her, kostenloser Nahverkehr! – Verkehrte Welt.

Das waren die Gedanken, die von der Demonstration für den Erhalt des Dannenröder Forstes auf dem Europaplatz am 7. 12. 2020 blieben.

„Danni never dies“ ist eine Aussage, die im Angesicht Schwarz-Grüner Regierung, höchst zweifelhaft geworden ist. Wenn ich die leider inzwischen unvertraute Welt derzeit in Hessen betrachte, ziehe ich diese Schlussfolgerung.

In einem Bundesland , in dem die Grüne Partei an der Regierung beteiligt ist, hatte zumindest in den letzten Jahrzehnten gewiß und verlässlich, der Natur- und Umweltschutz oberste Priorität .

Grüne waren verlässlicher Naturschutz

Ich kann aus meiner Heimat berichten, in der keine Atomkraftwerke mehr laufen und die Halbinsel Eiderstedt, besonders der Nationalpark Wattenmeer Weltkulturerbe ist, alles der Grünen Regierungsbeteiligung zuzuschreiben.

Folgt der messerscharfe Schluß, auch besonders in Anbetracht der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele: kein Baum wird mehr gefällt, zumindest nicht für den Autoverkehr, bei grüner Regierungsbeteiligung.

Mitregieren bedeutet viel

Doch was heißt eigentlich, und nun sage Tarik Al Wazir nicht, er hätte letztes Jahr von der Problematik der A 49 erfahren, der Dannenröder Forst, wie auch der Hambacher Forst sind arg gefährdet, stehen vor der Rodung, und zwar ausschließlich aus wirtschaftlichen Interessen .

Insofern liegt der letzte Gedanke, „verkehrte Welt“, nahe: in Schleswig Holstein werden sowohl der Fehmarnbelt Tunnel gebaut, als auch die Autobahnen A 20 und A 21 weiter gebaut, die Lage in Hessen habe ich gerade beschrieben und in Baden Württemberg werden die Autobauer hofiert, egal wer Ministerpräsident ist.

Beklemmende Zukunftsaussichten

Was mag da in 2021 auf uns zu kommen, denn wohl nur Olaf Scholz selbst ist in einem Deutschlandfunk Interview noch davon überzeugt, seine SPD werde einen derart guten Wahlkampf bieten, daß er Kanzler wird. Nein, entweder ein/e Grüne/r oder ein/e christdemokratischer PolitikerIn wird Bundeskanzler. Was mag denn da auf unser Land angesichts der gerade beschriebenen exekutiven Auswüchse zu kommen? Wie stark sind die Reformbestrebungen, keinen Inlands Flugverkehr mehr zu zulassen, Wohngebäude nur noch im Null Energie Standard zu genehmigen und, etwa, um eine die Armut zu bekämpfende Praxis einzuleiten, ein Grundeinkommen perspektivisch einzuführen.

Ich bin da sehr wachen Auges, einmal, wegen sofort zu stoppender Rodungsmaßnahmen, und weiter in Erwartung politischer Hoffnung auf frische Gedanken in unserem Land, Europa und der Welt, zu sehen, welche Hoffnungen die Grünen wecken wollen.

Weiterlesen?

Südspange und A21-Anbindung

Protest in Kiel gegen Rodung des Dannenröder Forsts

Zur Lage der Drogenabhängigen in Kiel

Die Sucht-und Drogenbeauftragte des Landes Angelika Bähre referierte im Sozialausschuss über die Lage der Drogenabhängigen in Kiel. Sie schätzt, dass mehrere Tausend Menschen Heroin oder Kokain konsumieren. Das ist allerdings nur eine grobe Annäherung, ausgehend von der Anzahl der getauschten Spritzen.

1.350 Menschen substituieren legal in Kiel, das heißt sie erhalten ein Ersatzmittel wie Methadon, um den Suchtdruck zu nehmen. Damit ist Kiel in Relation zur Bevölkerung die Substitutionshauptstadt von Deutschland.

Mehr Drogentote

Die Polizeistatistik weist 51 Tote für Drogentote für Schleswig-Holstein im Jahr 2019 aus. Die Tendenz zu steigenden Todeszahlen liegt paradoxerweise an Fortschritten in der Drogentherapie.Es sterben jetzt vermehrt Konsument*innen, die schon sehr langfristig Drogen konsumieren. Dank Substitution werden Abhängige deutlich älter als früher. 75 Prozent der verstorbenen Drogenabhängigen sind jetzt über 50. Sie haben dann aber viele gesundheitliche Probleme und sind früh gealtert. Typische Krankheiten sind Leberkrebs und Hepatitis C.

Kokain, Cannabis etc

Der Konsum von Kokain hat stark zugenommen, berichtet Frau Bähre. Das läge daran, dass Kokain gesellschaftlich akzepierter sei als Heroin. Es sind oft Selbstständige, die hart arbeiten und in ihrer Freizeit Kokain konsumieren und in die Sucht abgleiten. Kokain gelte als Partydroge und – man mag es kaum glauben – als Naturprodukt und damit sicherer als synthetische Partydrogen. Eine Rolle spielt auch der gesunkene Preis.

Auch medizinische Opiate werden konsumiert, oft von Schülern, die ihren Eltern Medikamente wie Tramal entwenden. Diese medizinischen Opiate werden aber auch von Dealern vertrieben.

Unter jungen Leuten hat Cannabis heute einen Stellenwert ähnlich wie Alkohol. Das ist problematisch, weil das Cannabis von heute gehaltvoller ist als die Hippiedroge der Großeltern. Das moderne Cannabis kann zu Psychosen und Depressionen führen. Frau Bähre warnte außerdem über die besondere Gefahr von Drogen bei jungen Leuten, denn das Gehirn ist erst mit 25 voll entwickelt.

Der reine Heroinkonsum ist beinahe ausgestorben. Typisch ist dagegen der polyvalente Konsum, oft auch in Verbindung mit Substitution.

Hilft ein Drogenkonsumraum?

Der Sozialausschuss sprach sich mehrheitlich, bei Ablehnung durch die CDU, für einen Drogenkonsumraum aus. Der nächste Schritt ist die Beratung in der Ratsversammlung. Umgesetzt werden kann das Projekt erst, wenn auch das Land SH einverstanden ist.

Die Vorteile zur Schadensminimierung sind zahlreich:

  • Alte Spritzen können gegen neue getauscht werden.
  • Konsumierende kommen hier eventuell das erst Mal in Kontakt mit Hilfestellen.
  • In diesem Raum können sie sicherer spritzen oder inhalieren als auf der Straße.

Diesen Vorteilen stehen allerdings auch erhebliche Kosten gegenüber. Erfahrungen in anderen Städten haben gezeigt, dass so ein Konsumraum nur angenommen wird, wenn er täglich acht Stunden geöffnet ist. Bei kurzen Öffnungszeiten von etwa zwei Stunden kommt niemand. Es müssen also ganztags gut ausgebildete Sozialarbeiter*innen und medizinisches Personal anwesend sein. Frau Bähre schätzt den Betrieb eines Drogenkonsumraums unter diesen Bedingungen auf 900.000 Euro im Jahr.

Sozialdezernent Gerwin Stöcken sieht einen Drogenkonsumraum als problematisch. Er sagte: “Wenn wir das nur in Kiel machen, hat Kiel noch mehr Anziehung.”

Frau Assaeva (CDU) bezeichnete einen Drogenkonsumraum als Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik der Stadt. Das würde zu Lasten der bestehenden Institutionen gehen. In der Diskussion waren sich alle Befürworter einig, dass der Konsumraum nur ein Add-On sein dürfe.

Wenn Drogenkonsumraum, dann richtig!

Frau Bähre erwähnte ein großes Problem bei der Ausgestaltung so eines Raumes. Einige Bundesländer schließen den Beikonsum bei Substituierten aus. Damit wird aber ein großer Kreis von Drogenabhängigen aus dem Konsumraum ausgeschlossen. Die meisten Substituierten nehmen doch noch Rauschmittel nebenbei und unterlaufen mit diesem Verhalten gewissermaßen den Sinn der Substitution.

Bei der Konzipierung eines Drogenkonsumraums sollte auch darauf geachtet werden, dass es Angebote für Frauen, etwa separate Öffnungszeiten gibt. Denn die Erfahrung hätte gezeigt, dass Frauen das Angebot sonst kaum nutzen würden, erklärte Frau Bähre.

Anna-Lena Walczak (SPD) fasste wohl die Mehrheitsmeinung im Sozialausschuss über den Drogenkonsumraum zusammen: “Es ist ein Weg für einen menschenwürdigen Umgang mit Menschen, die ein normales abstinentes Leben nicht so einfach schaffen.”

Damit Kiel einen Drogenkonsumraum bekommen kann, müsste das Land eine entsprechende Verordnung erlassen.

Volksdroge Nummer eins ist übrigens immer noch der Alkohol. Ganz legal im Supermarkt erhältlich.

(Das Foto zeigt einen Spritzenautomat an der Ecke Kaiserstraße /Karlstal.)

Weiterlesen?

Was macht die Drogenhilfe Kiel Ost?

Treffpunkt Galatas: Pakete für Obdachlose

Kommt ein Drogenkonsumraum für Kiel?