Nach ihrem ersten Gedichtband “Expressionistische Träumereien” ist die Kieler Schriftstellerin Lea Funke etwas abgetaucht, um ihr zweites Buch zu schreiben. Das Ergebnis ist ein Fantasyroman mit dem Titel “Farvenland- die unvollständigen Bücher”. Es ist als Auftakt gedacht für eine Buchreihe für Kinder ab 10 Jahren. Selbstverständlich können auch Jugendliche und Erwachsene daran Freude finden.
Der Auftakt war fulminant. Das Buch erschien als eBook Kindle und schoss in die Top 100, kam in der Kategorie Fantasy & Magic für Kinder sogar auf Platz 1! Diese Plazierungen beziehen sich auf die kostenfreien Ebooks im Kindle Shop. Ab 15. Januar wird das eBuch kostenpflichtig. Eine Taschenbuch-Version erscheint Ende Februar. Unter diesem Link findet ihr auch Probeseiten: sr=8-1
Lea Funke (31) lebt mit ihrer Familie in Kiel-Holtenau. Eigentlich wollten wir uns dort für ein Gespräch treffen, aber weil die Geburt ihres zweiten Kindes kurzfristig bevorstand, entschieden wir uns für ein schriftliches Interview.
Woher kam der Impuls, einen Kinderroman zu schreiben? Du hast ja davor Gedichte geschrieben, eine sehr viel kompaktere literarische Form.
Neben Gedichten wollte ich schon immer Kinderbücher schreiben, und zwar jene von der Sorte, die auch für Jugendliche und Erwachsene geeignet sind. Mein großes Vorbild ist da natürlich die Harry Potter-Reihe, aber auch viele andere Kinder- und Jugendbücher, wie Die unendliche Geschichte, Momo, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Der Alchemist oder Fünf Freunde. Ich liebe die Art von Humor, mit denen diese Geschichten geschrieben sind. Außerdem werden eine Reihe sozial-gesellschaftlicher Themen auf fantasievolle Weise behandelt: Ausgrenzung, Vorurteile, Schnelllebigkeit, die Suche nach sich selbst, Eifersucht, Neid, Verlust, Trauer, Einsamkeit … Ich finde interessant, dass man mit nur einer Geschichte nahezu alle Altersgruppen ansprechen kann, und dies ist meiner Meinung nach eben nur mit einem guten Kinderbuch möglich. Die Vorstellung, dass eine ganze Familie bzw. mehrere Generationen zusammensitzen und Ähnliches fühlen und erleben ist großartig! Es war schon immer mein Wunsch, selbst so eine Geschichte zu erschaffen.
Magst du etwas über die Handlung schreiben, das über die Probeseiten hinausgeht?
Die 12-jährige Hauptprotagonistin, Linn Fuchs, zieht auf die Abenteuerinsel Hüüd im Farvenland. Dort freundet sie sich mit Nick und Mio an. Die drei Kinder stolpern von einem mysteriösen Rätsel zum nächsten. Da wären zum einen die Schafe, die auf unerklärliche Weise verschwinden. Linn wird von dem Kater ihrer Oma verfolgt und im Unterricht taucht plötzlich ein giftiges Kraut auf, das alle in Angst und Schrecken versetzt. Die Türen auf der Insel lassen sich nur schwer öffnen, als hätten sie ein Eigenleben, sodass Linn, Nick und Mio plötzlich in einem dunklen Geräteschuppen eingesperrt sind und nicht mehr hinauskommen. Ich habe einige magische Elemente eingebaut, wie die Fienbees (lebendige Stifte, die die Schüler im Gartenkunde-Unterricht züchten) oder den Schlafi (ein hamsterähnliches Wesen, das permanent in einer Nussschale schläft und an dessen Schnarchverhalten man das Wetter vorhergesagten kann). Von Kapitel zu Kapitel spitzen sich die Ereignisse immer mehr zu, sodass die Spannung konsequent gehalten wird. Zudem trägt Linn die ganze Zeit ein Geheimnis mit sich herum, das ihre Freundschaft zu Nick und Mio zu gefährden scheint. Im Verlauf der Geschichte fragt man sich immer wieder, was es mit dieser Insel Hüüd im Farvenland bloß auf sich hat, denn eines ist sicher: Irgendetwas geht auf ihr vor. Linn, Nick und Mio kommen der Lösung des Rätsels Stück für Stück näher und werden schließlich selbst in die Geschehnisse rund um die Insel verwickelt. Das vorerst offene Ende der Geschichte verrät, dass die Antworten weit zurück in der Vergangenheit liegen. Als die drei Kinder darauf stoßen, verändert sich mit einem Mal ihr ganzes Leben.
Gibt es autobiografische Bezüge? Kommen reale Orte in abgewandelter Form vor?
Die
Geschichte spielt in einem fiktiven Land, auf einer von mir
ausgedachten Insel im Nordmeer, in den 90er Jahren unserer Zeit. Das
heißt, Fantasie und Realität sind eng miteinander verknüpft. Ich
habe mich für die 90er entschieden, weil dies die Zeit ist, in der
ich Kind war. Außerdem wollte ich unbedingt den Beginn der
Digitalisierung und Technisierung im weiteren Sinne einfangen. Damals
habe ich diese rasante Entwicklung vom Tasten-Handy mit Antenne bis
Smartphone miterlebt. Meine Kindheit war frei von Technik (bis auf
den Fernseher, das Radio, ein Festnetz-Telefon und dem gelegentlichen
Tippen auf dem Windows-95-Computer). Meine Jugend hingegen wurde
überrollt von Technik; vom Nokia-Handy ging es ganz schnell zum
ersten Samsung mit Farbdisplay. Plötzlich gab es Internet für
jeden, ICQ, Schüler-VZ, dann auch noch Facebook. Und damit war die
Kindheit irgendwie dahin. Für mich bedeutet Kindheit, dass man so
lange wie möglich ohne diese Einflüsse leben kann, um sich
hauptsächlich in der Natur aufzuhalten und die Welt zu entdecken.
Welches Kind geht heute schon noch stundenlang nach draußen und
spielt mit seinen Freunden ein Abenteuer nach? Die meisten Kinder
erleben dies am Bildschirm und zwar ganz für sich allein. Aber um
nochmal auf deine Frage zurückzukommen: Ich denke, dass mich der Ort
Holtenau, in dem ich wohne, ziemlich geprägt hat. Wir leben hier
direkt am Wasser, etwas abseits des Geschehens. Die vielen Schiffe
und Segelbote am Tiessenkai finden sich auch am Hafen von Hüüd
wieder. Ebenso die Steilküsten und Strände rund um Kiel sowie die
angrenzenden Wälder. Das Inselgefühl erlebe ich hier in Holtenau in
gewisser Weise tagtäglich, denn das Leben ist hier viel ruhiger als
in der Stadt. Autobiographische Bezüge gibt es auch ein paar :-). So
identifiziere ich mich sehr stark mit der Hauptfigur Linn Fuchs. Ich
war früher viel mit Jungs unterwegs, habe eher Jungs-typische
Freizeitaktivitäten verfolgt (Fußball spielen, Tischtennis,
Wasserschlachten). Und Linn, so viel kann ich schon verraten,
verbringt ihre Zeit auch vorrangig mit Jungs als mit Mädchen
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