Hauke Otto und Petra Steffen kennen sich aus mit Geschenken. Sie betreiben den „Kaufrausch“ und seit Anfang August „Kerle“. Beide Läden liegen in der Holtenauer Straße, Nähe Dreiecksplatz. Während „Kaufrausch“ einen eher weiblichen Touch hat, mit geblümten Porzellan und Schmuck, setzt „Kerle“ ganz auf Geschenkartikel für die (vermeintlich) männlichen Interessen. Beide Läden bieten exklusive Geschenkideen mit Witz und Originalität.
Im Sortiment der „Kerle“ fallen drei Themenbereiche besonders auf: Grillen, Campen und Bier. Vom Waldkochbuch bis zum Mehrzweckmesser werden die Outdoor-Interessen der Männer bedient, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Ölen und Gewürzmischungen. Daneben gibt es auch noch große Wanduhren, Rasier-Zubehör, Taschen und nicht zu vergessen, der besondere Gin und das Designer Bier. Und für zu Hause einen Plattenspieler und eine Kollektion von alten Singles.
Das Industrial Design mit viel scharzem Metall, Holz und einem Betonfußboden wirkt maskulin. Dass Männlichkeit hier mit einem Augenzwinkern bedient wird, merkt man an den Grußkarten mit witzigen Sprüchen.
Wer ein Geschenk für einen Mann sucht, wird hier wahrscheinlich fündig. Denn das Klischee von den typisch männlichen Interessen hat ein gewisses Fundament in der Wirklichkeit!
Mitte Mai präsentierten sich einige
Anbieter*innen von ökologischer und fair produzierter Mode in der
Alten Mu. Die Messe hatte den lustigen Titel “Fairkleidet”. Sie
bot mir den Anlass über das Kieler Angebot für den ethischen
Modekonsum zu berichten. Wenn man sich an die Devise hält, wenig
aber dafür in guter Qualität zu kaufen, kann man sich das T-Shirt
für um die 40 Euro vielleicht sogar leisten. Konventionelle Mode
ist zwar oft günstiger, hat aber leider viele Nachteile für
Menschen, Tiere und Umwelt: Katastrophale Arbeitsbedingungen der
Färber und der Näherinnen oder der Einsatz von Pestiziden bei der
Produktion von Baumwolle sind nur einige der Probleme. Wusstest du
, dass mittlerweile auch Schafe in großen Ställen gehalten werden?
Aus Tierschutzgründen ist nicht einmal mehr das Naturprodukt Wolle
unproblematisch. Zum Glück bieten sich in Kiel zahlreiche
Alternativen zur konventionellen Mode.
Frau Beta
Die beiden Frauen aus der Boutique Frau Beta sitzen in ihrem Laden in der Wilhelminenstraße 27 und nähen. Sie haben ihre Arbeitsbedingungen somit vollständig unter Kontrolle. Ihre genähten Werke bieten sie zum Verkauf an. Die Modelle – z.B. eine Pluderhose – können auch auf Bestellung gefertigt werden. Außerdem verkaufen sie Kleidung der Marken (Noorlys) und Armed Angels. www.frau-beta.de
(Noorlys)
Dieses Nebenlabel der Kieler Firma Shisha produziert ausschließlich aus veganen, recycelten und nachhaltigen Materialien. https://noorlys.com/ Erhältlich bei Frau Beta (Wilhelminenstr. 27), Shisha Store (Theodor-Heuss-Ring 124) , Secret Spot (Küterstr. 5), Surfhouse (Holtenauer Str. 83).
Armed Angels
Armed Angels bieten eine sehr große Palette an Konfektion für Damen und Herren. Vom T-Shirt bis zum Mantel ist alles bio und fair produziert. Dafür stehen verschiedene Siegel, die der Katalog für jedes Produkt auflistet. Da gibt es zum Beispiel das T-Shirt aus Bio-Baumwolle für knapp 40 Euro. Weil auf Entlaubungsmittel verzichtet wird, muss die Baumwolle von Hand geprflückt werden. (Was mir am Katalog übrigens nicht gefiel, waren die sehr mageren Models!) https://www.armedangels.de/ In Kiel erhältlich bei Frau Beta (Wilhelminenstr. 27) und Jo Jo (Holtenauer Str. 55).
King Louie
King Louie näht fantsievolle Mode im Stil der 40er und 50er Jahre aus Biobaumwolle. Bei Frau Beta (Wilhelminenstr. 27), tofte in der Holtenauer Str. 55. https://www.kinglouie.de/
Green Bomb
Dieses Label produziert nach eigenen Angaben zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Sie stellen nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) und dem Organic Content Standard (OCS) Blusen, T-Shirts und Sweatshirts her. https://www.greenbomb.info/. Bei tofte (Holtenauer Str. 65)
Loveli Sue
Ehemals Schülperbaum , jetzt in Dänischenhagen, Dorfstr. 13. Loveli Sue verkauft Mode aus Biobaumwolle, Hanf , Wolle, Tencel und anderen natürlichen und nachhaltigen Materialien. Ihre Marken: Mandala ( Yogamode aus Bio Baumwolle), Rosalie, Alma & Lovis und andere. https://www.lovlisue.de/
Kielfalt
Dieser Laden für Handgemachtes ist vor etwa zwei Jahren in die Holtenauer Str. 154 umgezogen. Die drei Inhaberinnen nähen und basteln . Sie verkaufen eigene und fremde Ware – alles in Heimarbeit oder kleinen Manufakturen handgemacht. Sie gehören zu den Kieler Pionier*innen der Fächervermietung. Über 50 Anbieter*innen stellen auf gemieter Fläche in Kommission ihre Waren aus. Textilien – für Kinder und Damen – sind eigentlich nur ein kleiner Teil des Angebots. Hier gibt es zwei Marken: die Eigenmarke Kielfalt und Earth positive. https://www.facebook.com/Kielfalt/
Tofte
Dieses Kieler Eldorado für den fairen
und nachhaltigen Konsum befindet sich seit kurzem in der Holtenauer
Str 65 . Nicht alles , aber Vieles hier ist öko und fair. Die
relevanten Marken:
Die Besitzer verkaufen Wolle, die sie selber aus Rohwolle spinnen und färben und zum Teil zu Mützen verstricken. Die Wolle stammt teilweise aus der Arche Wader, die vom Aussterben bedrohte Nutztiere beherbergt. Preusser Str. 20. https://www.atelier-strandgut-kiel.de/
Die Sache mit den Zertifizierungen
Für Baumwolle hat sich das Siegel Bio
Cotton etabliert. Für Textilien insgesamt das Siegel GOTS, es steht
für global organic textile standard. Es gibt auch Siegel, die sich
auf die Arbeitsbedingungen und die Löhne beziehen, z.B. FAIRTRADE.
Sie scheinen sich weniger durchzusetzen. Somit ist es eine
Vertrauensfrage, ob man den Angaben der Hersteller*innen folgen mag.
Einen guten Überblick der Zertifikate in der fairen und nachhaltigen
Textilbranche bietet https://www.cotton.de/fair-bio/zertifikate/
Hier fand ich auch folgenden Satz: “Kein Standard deckt in allen
Prozessstufen der Lieferkette soziale UND ökologische Aspekte
zufriedenstellend ab. Wenn eine Modefirma beide Bereiche über die
gesamte Lieferkette mit Hilfe von Nachhaltigkeitsstandards
glaubwürdig abdecken möchte, dann müssen mehrere Standards
kombiniert werden”. Aber manchmal ist das Beste auch der Feind des
Guten. Wenn man bedenkt, dass die konventionelle Textilproduktion
überwiegend gar nicht ökologisch oder fair abläuft, dann ist
jeder noch so kleine Schritt in Richtung ökologisch und fair schon
eine Verbesserung.
Bitte schreib mich an, wenn Du noch
andere Quellen für ethische Mode in Kiel kennst. Ich kann diesen
Artikel auch noch nachträglich anreichern.
Eine gute Alternative zu fairer und nachhaltiger Mode sind gebrauchte Textilien. Kiels lebhafter Markt für Second Hand Mode wäre Thema für einen weiteren Artikel.
(Das Foto entstand in der Alten Mu zur fairkleidet-Messe am 11. Mai.)
Während die Holstenstraße zur Zeit einen etwas traurigen Eindruck macht, wird die Holtenauerstraße immer attraktiver. Hier finden sich Geschäfte für jeden Geschmack und in einer angenehmen Mischung. Andauernde Leerstände wie in der Holstenstraße sind hier unbekannt. Die Holtenauerstraße ist eine Erfolgsstory. Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat eine Familie von Investoren, die Kersigs von Kersig Immobilien.
Drei Generationen Kersig
Dr. Hans Kersig plante nach Kriegsende den Wiederaufbau der unteren Holtenauerstraße, und zwar den Bereich, der heute als Arkaden und Kersighäuser bekannt ist. Entlang der Holtenauerstraße reihen sich kleine Läden aneinander, heute unter einem Arkadendach. Im rechten Winkel zu den Ladenzeilen stehen fünfstöckige Wohnhäuser mit Grünanlagen dazwischen, die Kersighäuser. Nächste Generation: Dr. Peter Kersig (geboren 1933) und Thomas Kersig (geboren 1943) entwickelten das Konzept weiter. Die sichtbarste Veränderung waren die Überdachungen, die 1988 installiert wurden. Sie gaben den Arkaden ihren Namen. Thomas Kersig führte die Geschäfte bis letztes Jahr. Typisch für seine Vorgehensweise ist eine umsichtige Entwicklung. Er gestaltete die Mieten so , dass er auch Mieter fand. ( Im Gegensatz zu den überzogenen Vorstellungen der Besitzer der Holstenstraße , die lieber Leerstand tolerieren als Mieten senken. Die Mieten in der Holstenstraße sind etwa doppelt so hoch wie in der Holtenauerstraße. ) Flexible Mietverträge und Begeisterung für originelle Geschäftsideen führten zu einer lebendigen Einkaufs- und Flaniermeile. In der dritten Generation führen Thomas Kersigs Sohn Philipp Kersig und Peter Kersigs Sohn Jan Christoph Kersig die Geschäfte von Kersig Immobilien fort. Kersig Immobilien verwaltet die Arkaden und darüber hinaus zahlreiche weitere Immobilien in der Holtenauerstraße und am Dreiecksplatz . Teilweise gehören die Immobilien auch der Familie. Diese Erfolgsstory zeigt: es ist möglich, rentabel zu arbeiten und gleichzeitig einen Beitrag zur Lebensqualität der Stadt zu leisten.
Was ist der Reiz der Holtenauer Straße?
In einer kürzlichen Umfrage der Kieler
Nachrichten wählten die Leser*innen die Holtenauer Straße unter
ihre zehn Lieblingsorte. Was macht den Charme dieser Nebenlage aus?
Es ist mit Sicherheit die Originalität und auch die Mischung der
Geschäfte. Gefühlt alle 50 Meter ein Café oder Restaurant,
dazwischen Boutiquen, ein Spielzeugladen, Floristen, Buchhandlungen,
Kunsthandwerk, Fleischer, Obstladen und so weiter. Neben einigen
wenigen Ketten sind die meisten Geschäfte Inhaber geführte
Unikate. Die Qualität der Waren ist eher hoch, aber nicht
übertrieben teuer. Es macht einfach Spaß, auf den Wegen aus gelben
Backsteinen zu flanieren und sich von schönen Dingen inspirieren zu
lassen.
Die Arkaden feiern 30 Jahre
Vor 30 Jahren entstanden die Überdachungen, so wie wir sie heute kennen. Diese Modernisierung wird vom 24. Mai bis 29. Mai (Sonntag ausgenommen) von Kersig Immobilien gefeiert – mit Kinderbelustigungen und musikalische Darbietungen. Hier das Programm. Auf der Homepage von Kersig Immobilien fand ich eine Fotosammlung , die die Entwicklung von der Trümmerwüste bis heute zeigt. Das ist wirklich ein Grund zum Feiern.