Archiv der Kategorie: Allgemein

Selina, 15 Jahre, vemisst

Seit Sonntag wird die 15 Jahre alte Selina R. aus Kiel vermisst. Da bisherige Suchmaßnahmen der Polizei nicht zu ihrem Auffinden führten, bitten wir Medien und Bevölkerung um Unterstützung.

Zuletzt gesehen wurde das Mädchen Sonntagabend an ihrer Anschrift in Gaarden. Sie könnte sich im gesamten Stadtgebiet aufhalten. Selina ist täglich auf Medikamente angewiesen. Eine Straftat steht nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht in Zusammenhang mit ihrem Verschwinden.

Die Schülerin ist etwa 155 cm groß und hat rotbraune Haare. Angaben zur Bekleidung liegen nicht vor.

Personen, die Selina R. gesehen haben oder Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen können, werden gebeten, die Polizei unter 0431 / 160 3333 zu informieren.

Kiel: Angelschnüre über Fahrbahn gespannt

Auf der Veloroute 10 kam es in den vergangenen Tagen mehrfach zu einem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, da Unbekannte Angelschnüre über die Fahrbahn spannten. In einem Fall stürzte eine Radfahrerin und verletzte sich leicht.

Der Polizei sind bislang mehrere Fälle bekannt, in denen im Bereich zwischen Olshausenstraße und Kronshagener Weg Angelschnüre gespannt wurden. Samstag stürzte eine 18 Jahre alte Radfahrerin auf der Veloroute in Höhe der Auffahrt Ludewig-Meyn-Straße. Sie zog sich Prellungen und Schürfwunden zu. Die Schülerin gab an, dass ihr nach dem Sturz eine Person aufgefallen sei, die in ein Gebüsch geflüchtet sei. Diese soll eine schwarze Jacke mit Kapuze getragen haben.

Dienstagabend zeigte eine 27-jährige Radfahrerin an, dass sie im gleichen Bereich mit ihrem Oberkörper gegen eine gespannte Angelschnur gefahren sei. Sie blieb unverletzt. Bei einer unmittelbar danach erfolgten Absuche entdeckten Polizeibeamte eine weitere, bereits gerissene, Schnur in Höhe der Überführung Olshausenstraße. Sonntag erkannte ein 21-Jähriger auf der Veloroute zwischen Kronshagener Weg und Eckernförder Straße eine gespannte Schnur über der Fahrbahn. Er konnte rechtzeitig bremsen und informierte die Polizei. Eingesetzte Beamte des 3. Reviers stellten vor Ort weitere, bereits gerissene, Schnüre auf einer Länge von etwa 200 Metern fest. Zuvor zeigte eine 29 Jahre alte Radfahrerin an, dass sie in Höhe der Überführung Eckernförder Straße gegen eine über die Fahrbahn gespannte Schnur gefahren sei. Auch sie blieb unverletzt.

Die Polizei führt Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und rät Radfahrerinnen und Radfahrern aufgrund der Taten zu vorsichtiger Fahrweise. Sollten weitere Schnüre, andere Hindernisse oder auffällige Personen entlang der Veloroute 10 entdeckt werden, sollte die Polizei umgehend über 110 informiert werden. Die Polizistinnen und Polizistinnen der örtlichen zuständigen Reviere bestreifen den Bereich aktuell verstärkt.

Quelle: Polizeiliche Mitteilung

Größere Demonstration der Gelbwesten in Kiel

Die Kieler Gelbwesten hatten 5.000 Menschen angemeldet, es kamen maximal 1.500, also deutlich weniger als die Veranstalter erhofft hatten. Die Kundgebung begann um 13 Uhr auf dem Wilhelmplatz und von dort zog ein Prostestmarsch zum Bahnhof, wo es Musik und weitere Reden gab. Um etwa 16 Uhr löste sich die Versammlung auf. Das Motto der Demonstration war „die große Meuterei“, in Anlehnung an den Matrosenaufstand in Kiel vor 100 Jahren.

Die Themen, gegen die demonstriert wurden, waren sehr vielfältig und wurden in 14 Forderungen vorgetragen. Auf der Wunschliste stehen etwa ein freies Internet und der Erhalt von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Medien wurden dafür kritisiert, „nur noch voneinander abzuschreiben“, und den öffentlich-rechtlichen Medien wurde unterstellt, dass sie weisungsgebunden wären.

Ein großes Thema ist immer noch die Covid-Pandemie und die Angst vor der WHO. „Nein zur Machtergreifung der WHO, Nein zum Pandemievertrag“, stand auf einem Plakat, und drückt die Angst vor nationalem Kontrollverlust aus.

Entworfen wurde in den Reden eine Dystopie, bei der das Bargeld abgeschafft wird. Schlimmer noch: mit dem digitalen Euro könne auch der Konsum einzelner Personen gesteuert werden, sodass manche Personen bestimmte Produkte nicht mehr kaufen könnten. Eine der Forderungen war der Erhalt des Bargelds und die Verpflichtung des Handels, Bargeldzahlungen zu akzeptieren.

Weitere Themen waren: die vermeintliche Frühsexualisierung der Kinder, die Waffenlieferungen in Krisengebiete, die Probleme der konventionellen Landwirtschaft, die Angst vor den Grünen und der Wunsch nach Volksentscheiden auf nationaler Ebene.

Bevor die Reden begannen, führte ich einige Gespräche mit den Teilnehmenden. Ein junger Mann kam wegen der Geselligkeit: „Ich kenne viele Leute hier.“ Eine Frau namens Alex lehnt die gesamte Ampel-Politik ab. vor allem die Waffenlieferungen an die Ukraine.

Andrea kam um für Frieden, Selbstbestimmung und Respekt zu demonstrieren. Christian griff das Thema Selbstbestimmung auf, er lehnt die Bevormundung durch die Politik ab, die „bis in unser Mikroleben eingreift“. Und er fürchtet sich vor dem Souveränitätsverlust von Staaten gegenüber der WHO. Damit drückte er auch in etwa die Essenz der folgenden Reden und der Plakate aus: Immer war die Angst vor übernationalen Organisationen wie WHO, UNO oder EU Thema.

Die Teilnehmenden waren überwiegend über 50, viele deutlich älter. Es waren auch Demonstranten aus anderen Teilen Deutschlands angereist, wie von den Grußworten von der Bühne deutlich wurde. Von der Störung einer Rede abgesehen, blieb die Demonstration friedlich.

Die Gelbwesten sind eine ursprünglich französische Bewegung, die sich an Tempolimits und Benzinsteuern entzündete. Die Kieler Gelbwesten treffen sich seit über einem Jahr zu eher kleinen Demonstrationen.

Bericht in den Kieler Nachrichten: Bis zu 1.500 Menschen bei Protestmarsch in Kiel

Auch in Kiel: die Gelbwesten

Frau starb durch Stichverletzungen

Am Nachmittag des 18. Oktobers kam es in Kiel zu einem Tötungsdelikt, bei dem eine junge Frau zu Tode kam. Die Polizei nahm den Tatverdächtigen vor Ort fest.

Gegen 16:30 Uhr kam es im Bereich der Kieler Innenstadt im Kreuzungsbereich des Stresemannplatzes / Andreas-Gayk-Straße zu einem Verkehrsunfall zwischen zwei Pkw. Nach jetzigem Ermittlungsstand befuhr ein Pkw die Straße Sophienblatt in Richtung Berliner Platz und stieß im Kreuzungsbereich mit einem Pkw zusammen, der die Straße Ziegelteich in Richtung Kaistraße befuhr. In dem Verursacherfahrzeug befand sich eine 17-jährige Beifahrerin, die Verletzungen aufwies, die nicht mit dem Verkehrsunfall vereinbar sind. Die Frau musste vor Ort reanimiert werden und verstarb kurze Zeit später auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Fahrer des Fahrzeuges, in dem sich die Jugendliche befand, wurde vor Ort festgenommen. Die beiden Personen in dem anderen Unfallwagen sind leicht verletzt und wurden in umliegenden Krankenhäusern behandelt.

Am 19. Oktober erließ ein Jugendrichter am Kieler Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel Untersuchungshaftbefehl wegen Totschlags gegen den 19-Jährigen. Er ist dringend tatverdächtigt, die 17-Jährige getötet zu haben.

Die rechtsmedizinische Untersuchung fand am Donnerstagmittag statt. Demnach ist die junge Frau durch eine Stichverletzung zu Tode gekommen. Bisherige Ermittlungen weisen darauf hin, dass dem jungen Opfer die Stichverletzung im Fahrzeug kurz vor dem Unfall nach vorangegangenen Streitigkeiten zugeführt wurde.

Was man über den Hintergrund der Tat weiß

Der Tatverdächtige und das Opfer führten bis wenige Tage vor der Tat eine Beziehung. Nach einem Streit in der Wohnung des Tatverdächtigen im Stadtteil Kiel-Gaarden soll das spätere Opfer, das sich in Begleitung einer weiteren männlichen Person befunden haben soll, aus der Wohnung geflohen sein. Ihr Begleiter soll zu Fuß geflohen sein, während die 17-Jährige sich in ein vor dem Wohnhaus stehendes Auto eines Bekannten geflüchtet haben soll. Der Tatverdächtige soll den wartenden Fahrer genötigt haben, aus dem Auto zu steigen. Anschließend soll der 19-jährige Tatverdächtige in das Auto gestiegen und gegen den Willen der jungen Frau losgefahren sein. Der Tatverdächtige hat eingeräumt für den Messerstich während der Fahrt im Auto verantwortlich zu sein, allerdings einen Tötungsvorsatz bestritten.

Quelle: Polizeiliche Mitteilungen

Kultur im November in Kiel, 2023

Spannende Events erwarten uns im November. Meine Auswahl ist natürlich persönlich gefärbt, aber vielleicht ist etwas dabei für dich.

Anatomie eines Falls: Film im Traumkino ab 1. November: Beim diesjährigen Festival von Cannes wurde Justine Triet – als dritte Frau in der Geschichte des Festivals – für ANATOMIE EINES FALLS mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Im Ringen um die Frage, was wirklich geschah, entspinnt Triet auf raffinierte Weise ein packendes Beziehungsdrama, das die Widersprüche im Privaten der harten Realität des Justizsystems gegenüberstellt. Sandra Hüller glänzt erneut mit ihrem außergewöhnlichen und höchst nuancierten Spiel und wurde in Cannes von der deutschen und internationalen Presse gefeiert. https://traumgmbh.de/events/anatomie-eines-falls-omu/

Die Kieler Slam-Lesebühne – Irgendwas mit Möwen: am 2. November um 19:30, Kulturforum. Dieses Format präsentiert Slam-Poetry, literarisches Kabarett, Kurzgeschichten und Liedermaching aus eigener Aufzucht, erzeugt von freilaufenden Autor*innen und gefüttert mit den Absurditäten des Alltags. Poetisches und Prosaisches, Komisches und Kurioses, Tragisches und Temperamentvolles wird expressiv auf die Bühne gebracht. Link siehe unten.

Robert Summerfield & Lars Doppler – Joni: am 3. November um 20 Uhr, Kulturforum. Die Künstler covern Songs von Joni Mitchell. Entstanden ist eine biografische Reise, die klanglich untermalt, warum Mitchell neben Dylan und Cohen zu den größten Lyrikerinnen ihrer Generation gehört. Summerfield und Duppler bieten dabei sowohl musikalisch als auch in moderierten Strecken ein hautnahes, differenziertes Bild der facettenreichen Künstlerin und ergründen damit eine nicht unwichtige Frage: Warum wird Joni von Folk-Fans wie auch Jazzern weltweit so vehement verehrt?

The War to End All Wars, ein Film der schwedischen Gruppe SABATON läuft im Flanderbunker am (10.11 schon ausgebucht) und 11, November, jeweils um 18 Uhr. Der Film erzählt die Geschichte des Ersten Weltkriegs und vermittelt den Zuschauern ein besseres Verständnis dafür, worum es in den Songs des Albums geht. Es ist eine musikalische und historische Zeitreise, die verschiedene Themen behandelt. Flandernbunker – Mahnmal Kilian eV

Ausstellung “Elmschenhagen während der Naziherrschaft 1933-1945” – Maria Magdalenen Kirche, 4.-23. November, Dienstag – Freitag 14 – 18 Uhr, Samstag und Sonntag 10 – 17 Uhr. Die Ausstellung zeigt die Realität dieser Jahre, wie sie sich im Stadtteil Elmschenhagen zugetragen hat.

Florian Hacke – Happy End: am 15. November um 20 Uhr, die Pumpe. Stand-up & Satire Wirklich, es sind schwere Zeiten. Krisen, Kriege, Katastrophen- Da könnte man leicht die Hoffnung verlieren. Aber nicht mit Florian Hacke. Er durchforstet den Altglascontainer der Emotionen nach den letzten Resten Menschlichkeit und ruft uns beherzt zu: „Alles wird gut.“ Ist das nicht schön? Florian Hacke -Happy End

Dieter Nuhr – Nuhr auf Tour: Am 17. November 20- 22 Uhr, Wunderino-Arena. Die Veranstaltung wurde vom 13.11.21 auf den 17.11.23 verschoben. Bereits gekaufte Tickets behalten weiterhin Ihre Gültigkeit.
Bitte beachten Sie, dass sich das Programm geändert hat, da die Programme des Kabarettisten stets Aktuelles thematisieren. Infos zur Buchung

Auf ein Wort, Herr Gysi! Am 18. November um 20 Uhr, Kulturforum. Gysi on tour durchs Leben – wie es ist, wie es sein und verändert werden sollte.
Die Moderation des Abends übernimmt der Journalist Hans-Dieter Schütt. Link siehe unten.

Madrigal Chor – Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem (Klavierauszugsfassung). In der Petruskirche Kiel-Wik am 26. November um 17 Uhr. Der Madrigalchor Kiel ist bekannt als ambitioniertes und hochklassiges A-cappella-Ensemble – weit über den norddeutschen Raum hinaus. Wikipedia schreibt über ein Deutsches Requiem: „Brahms gestaltete sein Deutsches Requiem nicht als Trauermusik, sondern zum Trost derer, „die da Leid tragen“, also als eine von Ernst, Würde und Zuversicht getragene Musik für die Lebenden.„ Infos zur Buchung

Theaterkommode – Ronja Räubertochter: am 28. November um 17 Uhr, KulturForum. Ronja Räubertochter ist vielleicht die wundervollste Geschichte von Astrid Lindgren – spannend, berührend und lustig zugleich erzählt sie von der Freundschaft zweier Kinder, die verfeindeten Räuberbanden angehören und die ihre Freundschaft zueinander gegen den Widerstand der Erwachsenen durchsetzen müssen.

Hier geht es zu allen Veranstaltungen des KulturForums

Besuch bei der Obdachlosenhilfe Kiel

Immer montags um 17 Uhr stehen Wolfgang Baasch und sein Team von der Obdachlosenhilfe Kiel eV an der Kaiserbrücke am Bahnhof und verteilen Essen. Jeden zweiten Montag ist es eine „große Verteilung“, dann sind auch Drogerieartikel und Kleidung dabei. So war es gestern, als ich mir die Aktion ansah.

Etwa 30 Frauen und Männer standen in der Schlange vor den Tischen mit dem Essen. Es gab zur Auswahl entweder Kürbis-Suppe mit Hackbällchen oder Brote mit wahlweise Ei oder Schnitzel. Daneben stand der Tisch mit den Kaffee-Thermoskannen. Und um die Ecke befanden sich Kästen mit warmen Jacken und Drogerieartikel wie Papiertaschentücher, Shampoo oder Zahnpasta.

Alles wurde gespendet. „Am meisten helfen Geldspenden“, sagt Wolfgang Baasch (1. Vorsitzender) ganz klar, denn damit könne gezielt gekauft werden, was gebraucht wird. Aber der Verein ist auch dankbar für brauchbare Kleidung. Und wenn jemand einen selbstgebackenen Kuchen vorbei bringt, ist das auch sehr willkommen.

Normalerweise finden sich etwa 40-50 Personen zu den großen Verteilungen ein. Heute waren es etwas weniger, vermutlich weil einige gerade Geld aufs Konto bekommen haben und die Not dann nicht so groß ist.

Nach etwa einer Viertelstunde kam die Durchsage, dass die Obdachlosen nach vorne kommen sollen, dahinter diejenigen, die im Hotel wohnen, und dann erst die anderen. Eine junge Frau trat nach vorne. Hinter ihr reihten sich zwei ausgemergelt aussehende Männer ein. Die Obdachlosenhilfe hilft übrigens nicht nur Menschen , die ganz auf der Straße leben, sondern auch anderen Bedürftigen, wobei schon darauf geachtet wird, wie das Beispiel zeigt, dass die Obdachlosen auf jeden Fall etwas erhalten. Und im „Hotel wohnen“, heißt, von der Stadt in einem Hotel untergebracht zu werden, was aber bedeutet, dass es keine Kochmöglichkeit gibt!

Ich unterhielt mich mit einigen Leuten, die in der Schlange warteten. Einer kommt jeden Montag für das Essen, weil er nur eine geringe Rente erhält. Ein anderer hat durch die Obdachlosenhilfe eine Wohnung gefunden und man habe ihm auch mit Kleidung geholfen. Er war sehr dankbar für die Hilfe, die er durch diese Organisation erhalten hatte! Eine andere Person wollte inkognito bleiben und gar nichts über sich erzählen.

Wolfgang Baasch hatte diesen Verein letztes Jahr im September gegründet. Vorher half er bei einer anderen Organisation, die sich um Obdachlose kümmert. Er wollte aber lieber seine eigenen Vorstellungen verwirklichen. Mit der Gründung eines Vereins ist die Arbeit auf eine solide rechtliche Basis gestellt.

Gerade in der kalten Jahreszeit tut armen Menschen ein kostenloses warmes Essen und ein Becher Kaffee gut, und hier an der Kaisertreppe kommen noch ein freundliches Lächeln und ein offenes Ohr dazu!

Homepage der Obdachlosenhilfe Kiel

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125 Jahre Bahnhofsmission

Protest gegen AfD-Bürgerdialog

Für die Dauer der Veranstaltung am 27.10. war der Walkerdamm gesperrt. An einem Ende (Schülper Baum) konnten die etwa 30 Besucher den Bürgerdialog erreichen. Am anderen Ende trafen sich etwa 150 Demonstrierende. Das Motto der Kundgebung lautete: „Kein Dialog mit der AfD. Veranstaltungsverbot für Faschisten durchsetzen.“

Die AfD hatte zu einem Bürgerdialog eingeladen, zum ersten Mal seit 2020. Diese Veranstaltung richtete sich an Kieler und Kielerinnen, die Fragen zur Politik dieser Partei haben. Bevor es los ging, sprach ich mit Kurt Kleinschmidt, dem Sprecher der Landes-AfD. Er akzeptiert die Protestdemonstration, äußerte sich aber erleichtert, dass sie nicht direkt vor der Tür der Geschäftsstelle stattfand.

Die von Bettina Jürgensen angemeldete Demonstration eines Antifaschistischen Bündnisses sammelte sich auf der kleinen Wiese am anderen Ende des Walkerdamms. In den Reden wurde thematisiert, dass sich die AfD jetzt mehr traut, weil sie in Umfragen im Aufwind ist. (In der“Sonntagsfrage” vom 15. 10. sagten 19 Prozent der Befragten dem Allensbach-Institut, dass sie AfD wählen würden, wenn am folgenden Sonntag Bundestagswahl wäre.) Auch wurde die allgemeine politische Entwicklung als Hintergrund gesehen: „Es ist auffällig, dass die sonst träge schleswig-holsteinische AfD aktiver wird. Sie will von der rasanten Rechtsentwicklung profitieren.“

auf der Demo gegen AfD-Bürgerdialog

Einige andere Beobachtungen, die in den Reden angesprochen wurden:

  • die weiße Vorherrschaft, die zur Abwertung anderer Gruppen führt
  • das nahende Ende des Kapitalismus
  • der Aufstieg von Judenhass
  • Antifaschisten sind gegen Antisemitismus.

Nach anderthalb Stunden löste sich die Demonstration friedlich auf. Der AfD-Bürgerdialog konnte relativ ungehindert stattfinden.

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Wahlumfrage Sonntagsfrage

Viele Grüne in der neuen Ratsversammlung

Buchvorstellung „Demokratie für morgen“ am 24.10.2023 im FahrradKinoKombinat der alten Mu

Ein Gastbeitrag von Ulrich Hühn und Gabriele Wenk

Thomas Eisenkrätzer, Fotograf und Journalist bei den Kieler Nachrichten eröffnete den Abend im Namen von Mehr Demokratie und der Partei Die Humanisten und dankte den Anwesenden für ihr Kommen.

Ulrich Hühn stellte sich als Sprecher der Kieler Gruppe vor und erklärte, warum es heute nicht um Parteien-Demokratie geht, sondern um das Ganze, die Demokratie als Zusammenhalt der Gesellschaft.

Karl Martin Hentschel begann sein Referat mit der Geschichte und dem Ursprung der Demokratie in der ersten Demokratie in Pingvellir auf Island im Jahr 930 und erklärte den Beginn der heutigen Demokratie durch Charles de Montesquieu, der eigentlich ein Freund der Monarchie war, aber den Monarchen direkt wählen lassen wollte, weil dann der Adel zuviel Macht gehabt hätte.

Hentschel zog eine Linie von der Demokratie in den USA, in der nur Millionäre vertreten sind, über gewählte Diktaturen bis hin zu den Ursprüngen der EU.

Gefahren für die Demokratie sieht er in der völligen Ungleichverteilung des Reichtums, dem Ausschluß von Bildung für immer größere Teile der Bevölkerung und dem zunehmenden Rechtsruck, das heißt abwenden einiger Staaten von der Demokratie. In der Welt kristallisieren sich derzeit drei Wege des Aufbaus der Staaten-Verwaltung auf: Plutokratien als Aufteiler der Macht weniger großer Einflußnehmer (Konzerne) auf der Welt; Meritokratien als große Staaten ohne demokratisch gewählte Parlamente und der Erneuerung der Demokratien. Die Demokratie hat auch heute viele Feinde, die geschickt vorgehen: Konzerne, Medien und neue Autokraten, „starke Männer“.

Die direkte Demokratie ist die stärkste Waffe gegen den Populismus, da es um die Sache geht und nicht um Personen. Sie zwingt die Politik zur Kommunikation. Die alten Konzepte sind dabei die Präsidialdemokratie (größter Fehler der Verfassung der USA [P. Khanna]), die Mehrheitsregierung (Deutschland, UK) und eine Minderheitsregierung nach Skandinavischem Vorbild.

Regierungen sind erfolgreich, wenn das Volk in den sie direkt berührenden Angelegenheiten mitbestimmen kann. Es ist nicht teuer, da die Bürger die kommunalen Investitionen durch geringe Steuererhöhungen selbst finanzieren. In der „Los-Demokratie“ bestimmen geloste Bürger nach vielen Kriterien, die eine Gesellschaft ausmachen, Vorschläge zu Themen, die den Parlamenten vorgelegt werden, Klima: erfolgreich abgeschlossen, Ernährung: gerade in Arbeit, nächstes großes Thema ist die neue europäische Verfassung, in die die Ziele Europas hineingeschrieben werden müssen, z. B. keine nationalen Armeen mehr, Reform der Landwirtschaft, Migration, Zahler- und Empfänger-Staaten, Mehrheitsbildung, Volksabstimmungen.

Eine weitere wichtige Veränderung ist das Wahlrecht, bei dem nicht mehr Parteien gewählt werden, in denen sich immer weniger Menschen wiederfinden, sondern Personen. Eine deutlichere Gewaltenteilung ist erforderlich, weil die Dreiteilung zu viel Machtkonzentration innerhalb der Parlamente hat entstehen lassen, eine Publikative, eine Monetative und eine Regulative werden vorgeschlagen.

Frau Prof. Pioch ergänzte mit Gedanken zu dem Wahlverhalten einzelner Schichten, wie Arme und Reiche, mehr oder weniger Gebildete, Organisierte (Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen) und sozial Ausgegrenzte

Die Politik muß versuchen, den Ausgleich der gesellschaftlichen Gruppen abzubilden. Es dürfen keine Gruppen das Empfinden bekommen, in den Parlamenten nicht vertreten zu sein. Das ist ein Grundsatz der Politikwissenschaft, der offensichtlich nicht umgesetzt wird, ein Grund für geringe Wahlbeteiligung und aufkommenden Populismus.

Wege, die es in und für eine Demokratie gibt, alle Menschen zu repräsentieren: Quotierung, Direkte Demokratie, Kommunalisierung, lokale Demokratie (entgegen dem Trend, in Kommunalwahlen geringste Wahlbeteiligung) Zufalls Zusammensetzung / Lotterie.

Das Einkommen, also ganz simpel die Existenz, muß gesichert sein. Sollte das wirtschaftliche Umfeld es nicht ermöglichen, muß unbürokratisch geholfen werden.

Frau Pioch zeichnet einen gangbaren Weg vom ALG II übers Bürgergeld (Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit) zum Grundeinkommen (Teilhabegerechtigkeit bei faktisch ungleichen Chancen), Entkoppelung von Arbeit und Einkommen, Individualprinzip

In der Diskussion nach der Pause wurde die Skepsis gegenüber den Parlamenten zu Umsetzung der Veränderungen und einer wahrnehmbaren Gerechtigkeit deutlich.

Der Wunsch eines großen Teiles zumindest der Anwesenden, zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommen war hörbar.

Joachim Winters, ehemaliger Netzwerkrat des Netzwerkes Grundeinkommen, verdeutlichte die Widersprüchlichkeit der Begriffe Arbeitslos und Erwerbslos und beschrieb die großen Vorteile einer Gesellschaft mit Grundeinkommen, bezogen auf Einkommen- und Chancen Gerechtigkeit (wie es Hentschel beschrieben hat) und die einfache Finanzierung, wenn es denn gewollt ist und an den Steuer-, Erbschafts- und Vermögens Privilegien gerüttelt werden soll.

Unsere Kieler Gruppe wird im November eine Nachbesprechung der Veranstaltung durchführen und ruft alle Interessierten an dem Vortrag zur Teilnahme auf.

Gabriele Wenk und Ulrich Hühn , 24148 Kiel und 24226 Heikendorf, 27.10.2023

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Mehr Info zum Autor Karl Martin Hentschel auf Wikipedia

Gedenken am 24. Februar 2023 aus Anlass der Einmarsches der russischen Armee in die Ukraine

Sturmschäden an der Steilküste in Schilksee

Das Beitragsfoto von der Steilküste in Schilksee zeigt oben rechts einen Gulli, der halb in der Luft hängt. Laut Auskunft des Tiefbauamts handelt es sich um einen stillgelegten Stauraumkanal für einen alten Versickerungsschacht. Dieser befindet sich auf der Höhe der Straße Windjammer in Schilksee. “Ein direkter Schaden ist hier somit für das Kanalnetz nicht entstanden. Die Einleitstellen in die Förde liegen deutlich tiefer und verlaufen unterhalb des Strandes bzw. des Hafenvorfeldes.” Ob es zu Schäden der Kanalisation durch Unterspülungen gekommen ist, muss noch geprüft werden.

Das Foto zeigt sehr deutlich den fortschreitenden Abbruch der Steilküste an dieser Stelle in Schilksee-Süd . Zwischen der Kante der Steilküste und der ersten Häuserreihe sind es nur etwa 60 Meter. In dem Grünstreifen dazwischen verlaufen Versorgungsleitungen. Auch für die Häuser und ihre Bewohner wird es irgendwann ungemütlich, denn bei jeder Sturmflut bricht wieder ein größeres Stück ab. In Durchschnitt weicht die Steilküste jährlich um etwa 0,7 Meter zurück.

Das Konsortium Deutsche Meeresforschung geht davon aus, dass der Schutz der Ostseeküste bei einer ungebremsten Erderwärmung nicht mehr finanzierbar sein könnte. Aber da sich 195 Staaten im Pariser Klimaabkommen verpflichtet haben, die Erderwärmung nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken, macht der Küstenschutz jetzt doch noch Sinn.

Ein integriertes Konzept für den Küstenschutz fehlt bis jetzt

Durch den Klimawandel beschleunigt sich der natürliche Abbau der Steilküste. Während tiefliegende Gebiete, wie etwa das Zentrum von Kiel, eher durch Überflutungen gefährdet sind, spielt für die Steilküsten der Abbruch bei Sturmfluten die größere Rolle. Ein integriertes Konzept, dass Siedlungen sowohl an Steilküsten als auch an flachen Küstengebieten sinnvoll schützt, fehlt bis jetzt.

Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat vor vier Jahren ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Vorschläge erarbeiten soll, wie die Ostseeküste bei steigendem Meeresspiegel geschützt werden könnte. Dieses Gutachten namens “Entwicklung Ostseeküste 2100” ist noch nicht fertig. Die “Schleswig-Holsteinische Landeszeitung” berichtete heute (27.Oktober, S. 3), dass bis Ende dieses Jahres Empfehlungen von der Technischen Uni Hamburg-Harburg für einen nachhaltigen Küstenschutz an der Ostseeküste vorliegen sollen.

In Schilksee Süd sind derweil alle Strandzugänge zerstört und der Küstenbereich ist gesperrt.

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SHZ: Opposition fordert mehr Tempo bei Strategie für die Ostseeküste

Ein Bericht von 2020: Absperrungen in Schilksee-Süd

Nach der Sturmflut in Kiel

Die Sturmflut vom 20. Oktober hat Kiel weniger stark getroffen als beispielsweise Flensburg. Aber auch in Kiel gab es erhebliche Schäden. Unterspülte Mauern, verschwundener Strand, gesunkene oder zerstörte Schiffe und kaputte Strandkörbe – wie genau die Schadensbilanz aussehen wird, eruieren zur Zeit Tiefbauamt, Grünflächenamt, KOD und anderes Personal der Stadt Kiel. Und so mancher Segler steht wahrscheinlich erschüttert am Hafen, wo das geliebte Boot einmal lag.

Sturmflut trifft Schilksee hart

In Kiel entstand der größte Schaden in Schilksee. Die Steilküste in Schilksee-Süd musste wegen Unterspülungen komplett gesperrt werden. Im Olympiahafen ist wahrscheinlich ein Schaden in Millionenhöhe entstanden, mutmaßte Stadtrat Gerwin Stöcken. 37 Yachten und Boote sollen im Schilkseeer Olympiahafen zerstört oder gesunken sein. Sie müssen möglichst schnell geborgen werden, damit auslaufendes Schmieröl den Hafen nicht weiter verunreinigt. Ölverschmiertes Seegras liegt tonnenweise am Ufer. Besonders teuer könnte die Reparatur der Stützwand am Anleger Schilksee werden.

In Falckenstein ist ein Meter Strand weggespült worden. Die Kiellinie dagegen blieb weitgehend unversehrt. Die Überflutung der Hörnbrücke führte zu einem Ausfall der Elektronik.

Wasserstand in Kiel 1,95 über Normal

Die Sturmflut fällt in die Kategorie „Schwere Sturmflut“ gemäß der etablierten Systematik. Der Wasserstand erreichte 1,50 Meter über Normal. In Flensburg wurde sogar ein Wasserstand von 2,27 über Normal gemessen. In Kiel wurde stand das Wasser 1,95 Meter über Normal um 21 Uhr 33 am 20. Oktober, danach sank der Pegel wieder langsam. Bemerkenswert bei dieser Sturmflut war die lange Verweildauer des Hochwassers.

Starke Luftdruckunterschiede zwischen einem Hoch über Skandinavien und einem Tief über Westeuropa verursachten den Sturm. Während das Wasser der Nordsee von der Küste weggedrückt wurde, und dort Niedrigwasser herrschte, kam es an der Ostseeküste zur Sturmflut. Betroffen waren auch andere Länder: Schottland, England, Schweden und Dänemark.

(Das Foto vom Olympiahafen in Schilksee ist von Thomas Bebensee, kontakt@streetsnap.de)

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Sturmfluten

Kiel, der Klimawandel und die Ostsee