Pop-up Politik im Französischen Viertel?

Für das Französische Viertel steht möglicherweise eine umfangreiche Überplanung an. Der Ortsbeirat Schreventeich/Hasseldieksdamm beantragte: “Die Verwaltung wird gebeten, für das “Französische Viertel” (Bereich zw. Westring, Kronshagener Weg, Wilhelmplatz und Eckernförder Str.) ein ganzheitliches Quartierentwicklungs-und Mobilitätskonzept zu entwickeln, um die gravierenden Mängel im Sinne des Green City Plans zu beheben und die Aufenthaltsqualität für die Anwohner*innen und die Funktion des Quartiers als Nahversorgungszentrum zu verbessern.”

Was sind die Mängel im Französischen Viertel?

Vor allem die parkenden Autos sind ein großes Ärgernis. Als ich um 16 Uhr fotografierte , war es noch nicht so schlimm. Ich musste sogar länger suchen, um ein Motiv wie das Beitragsfoto zu finden. Aber – so eine erboste Anwohnerin – ab 18 Uhr wird es “kriminell”. Dann wären zahlreiche Kreuzungen zugeparkt und einige Autos würden sogar quer auf den Gehweg gestellt, wodurch Kinderwagen und Rollstühle blockiert würden.

Der Ortsbeirat wünscht sich mehr Straßengrün und vor allem größere Baumscheiben für den Baumbestand.

Mehr Fahrradfreundlichkeit könne durch mehr Fahrradbügeln und Ausbessern des Kopfsteinpflasters erreicht werden.

Das ganze Quartier könnte eine “Fahrradzone” werden. Nach den neuen Regeln der Straßenverkehrsordnung gelten die Regeln einer Fahrradstraße dann für eine ganze Zone. In Kombination mit dem Schild “Kfz-frei” oder “Anlieger frei”, wäre dennoch der Vorrang des Fahrrads gegeben. Autos müssten 30 fahren und hinter den Fahrrädern bleiben. https://www.adfc-nrw.de/aktuelles/aktuelles/article/neue-stvo-alle-aenderungen-im-ueberblick.html

Die Einrichtung weiterer Einbahnstraßen könnte Gefahren mindern. Zusätzlich könnten bauliche Maßnahmen das gefährliche Zuparken von Kreuzungen verhindern.

Auch ein Absenken der Bordsteine für mehr Barrierefreiheit wird vom Ortsbeirat gewünscht.

Wann kommt die Bürgerbeteiligung?

Ein Antrag auf Bürgerbeteiligung wurde im Ortsbeirat gestellt, aber vom Ortsbeirat abgelehnt. Die Mehrheit des Ortsbeirats dachte, es wäre sinnvoller erst einmal die Verwaltung prüfen zu lassen. Dann wüsste man, was die Spielräume sind. So würden Enttäuschungen vermieden.

Als erstes muss auf jeden Fall der Kanalzustand geprüft werden. Peter Bender, Leiter des Tiefbauamts, vermutete, dass es da viel zu tun gibt aufgrund des Alters der Kanalisation in diesem Quartier.

Ratsherr Rainer Kreutz (CDU) bedauerte, dass keine frühe Bürgerbeteiligung stattfindet. Denn möglicherweise möchte die Mehrheit der Bewohner*innen keine Veränderung der Parksituation.

Pop-up Maßnahmen

Bis etwaige Maßnahmen tatsächlich umgesetzt würden, könnte es ein Jahrzehnt dauern. Im Bauausschuss entwickelte sich vor diesem Zeithorizont eine Diskussion über ein Reallabor. Unter diesem Begriff versteht man temporäre Maßnahmen. Ein Beispiel wären die Pop-up Bike Lanes der letzten Monate.

Ratsherr Arne Langniß (Grüne) sieht das Reallabor als ein zielführendes politisches Instrument, weil ein Problem in kleine Teile zerlegt wird. Eine temporäre andere Nutzung gibt die Möglichkeit, etwas auszuprobieren. Wenn die Veränderung nicht gefällt, kann man sie wieder zurücknehmen.

Zur Abstimmung im Bauausschuss standen aber nicht das Reallabor sondern der Antrag des Ortsbeirats, der mit den Stimmen von SPD, FDP, Grüne, Linke angenommen wurde. CDU und AfD stimmten dagegen.

Weiterlesen?

https://www.kn-online.de/Kiel/Franzoesisches-Viertel-in-Kiel-Wie-sollen-die-Anwohner-beteiligt-werden

Parken auf dem Gehweg

Lebensqualität gibt’s nur autofrei

(Beitrag von Ulrich Hühn). Gemeinsame Sitzung der Ortsbeiräte Brunswik, Ravensberg, Düsternbrook mit dem der Wik am 28. 10. 2020 in der Aula der Hebbelschule in der Feldstraße.

Haupt-Tagesordnungs Punkt war die Aussprache zum Thema autofreie Kiellinie. Ein Vertreter der Verwaltung stellte in einer Powerpoint-Präsentation die bisherigen Verwaltungsschritte zur Umgestaltung der Kiellinie vor.

In den Jahren 2018 und 12019 ist die Kiellinie jeweils einmal für den Autoverkehr gesperrt gewesen. Während einer Sperrung gab es eine öffentliche Veranstaltung zum Thema autofreie Stadt, mit vielen Referenten, Präsentationen und der Vorstellung eines autonom fahrenden Kleinbus.

Initiative “Kiellinie für alle”

Da die Planungen der Stadt Kiel für eine Sperrung der Straße für den Individualverkehr mittlerweile eine Bürgerinitiative „Kiellinie für alle“, hervor gerufen hat, bekam die Sprecherin dieser Initiative, Frau Magdalena Drewes, als Erste die Möglichkeit für einleitende Worte zu ihrer Initiative: Die Verkehrsbelastung in der Feldstraße, den angrenzenden Wohnvierteln bis zum Wasserturm seien von 10.000 Fahrzeugen am Tag auf 17.000 gestiegen. In den Hauptverkehrszeiten sei ein Öffnen der Fenster, eine Unterhaltung und an saubere Luft nicht mehr zu denken, es müssen täglich die Fenster geputzt werden und ein Überqueren der Straßen ist erschwert.

Frau Drewes ist sehr erfreut darüber, daß der OB nun eine „ergebnissoffene“ Prüfung zugesagt hat, ob die Umgestaltung der Kiellinie mit oder ohne Autoverkehr durchgeführt wird. Diese Entscheidung wird erst nach Abschluß eines Wettbewerbes getroffen, dessen durchführende Firma gerade per Ausschreibung gesucht wird.

Bürger äußern sich zur Kiellinie

Der Ortsbeiratsvorsitzende Benjamin Walzcak gab nun abwechselnd den anwesenden Bürgern und den Ortsbeirats Mitgliedern das Wort und ließ so zu, alle Meinungen und Befürchtungen zu artikulieren.

Alexander Blazek, Ortsbeirats Mitglied der CDU, behauptete allen Ernstes, die Stadt habe keinen ergebnisoffenen Wettbewerb erlaubt!

Jens Knutzen bemängelte, es sei kein fundiertes Informationsmaterial zur Verfügung gestellt worden,nun freue er sich über die Einsicht des Oberbürgermeisters. Er und auch mehrere andere Anwesende regten ein „Bauen ins Wasser“ an.

Matthias Weiland kritisierte, in Kiel gäbe es keinen Zugang zum Wasser, es sei keine Gelegenheit zumSegeln gegeben.

Susanne Schiemen wünschte sich eine autofreie Feldstraße, in der Zeit der Sperrung der Kiellinie war die Situation in der Feldstraße eine Katastrophe, andere Besucher beklagten täglich zu reinigende Fensterscheiben.

Eine Dame aus Schilksee, ihres Zeichens FDP Mitglied sah keine andere Möglichkeit ans Wasser zu kommen, als mit dem Auto, auch sie äußerte den Wunsch, „auf`s Wasser zu bauen“.

Herr Timm, CDU, kann sich nicht vorstellen, daß der Verkehr weniger wird.

“Lebensqualität gibt’s nur autofrei”

Es gab aber auch andere Stimmen im Publikum, wie Hartmut Rudolphi vom Naturschutzbund, der feststellte, eine Aufenthaltsqualität gibt`s nur Autofrei.Eine Vollsperrung wurde nur für Wochenenden angeregt, Benjaman Walczak stellte die Möglichkeit der Entlastung der Feldstraße durch auf Tempo 30 getaktete Ampeln und durch Bushaltestellen in der Fahrbahn und nicht in Haltebuchten vor.

Ein demokratisches Miteinander aller Verkehrsteilnehmer wurde ebenso gefordert, wie emotionale Einstellungen zur Verkehrswende: Fahrradfahren ist geil, das Auto NICHT zu haben, macht Spaß….

Die Ortsbeiratsmitglieder Matthias Triebel und Magda Franzke hoffen auf die Einrichtung des Mobilitätsbeirates in 2021 als Instrument zur aktiven Begleitung der Verkehrswende.

Fahrrad gegen Auto

Ich hatte den Eindruck, viele Bürger konnten sich keine Abkehr von ihrer autoaffinen Lebensweise vorstellen, andere wünschten sich Naherholung, Aufenthalt am Wasser und Genuß ihrer Förde ohne Autos. Wenn die verschiedenen Verkehre gleichberechtigt neben einander bestehen sollen, brauchen die schwächeren Verkehsarten Fußgänger und Fahrrad eine starke Lobby.

(Das Foto zeigt die autofreie Kiellinie anlässlich der Kieler Woche 2018.)